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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
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Hofkonditorei. Es kam ihr vor, als sei die Zeit zehn Jahre zurückgedreht worden. Sie bestellten Kaffee und Kuchen. Maria konnte sich lange nicht entscheiden zwischen einem Stück Sahnegebäck und einem kleinen grünen Kuchen, der »Studentin« genannt wurde. Einmal, in der Anfangszeit ihrer Beziehung, hatte Patrik eine Kellnerin gefragt, warum dieser Kuchen denn gerade »Studentin« genannt wurde, und zur Antwort erhalten, dass »die außen grün und innen schwarz sind«, was immer das auch heißen mochte. Sie lachten beide, als sie sich daran erinnerten. Die Konditorei mit ihrem besonderen Flair war zur Hälfte gefüllt. Sie setzten sich in das rosa Zimmer. Es gab da eine Ecke weit weg von den Fenstern, in der sie sich ungestört unterhalten konnten. Dort frischten sie Erinnerungen aus der gemeinsamen Zeit in Uppsala auf. Sie sprachen von dem Elch, der sich in die Innenstadt verirrt und dort Tumulte und Verkehrsprobleme verursacht hatte, bis er sich schließlich höchstpersönlich auf der Polizeiwache einfand. Genauer gesagt auf dem Parkplatz Nummer 13, wo sein Leben geendet hatte. Sie sprachen über Kollegen, und als ihnen die Themen langsam ausgingen, starrte Maria nachdenklich in ihre Kaffeetasse. »Wie geht es dir denn nun eigentlich?«, wollte Patrik wissen. Er lächelte freundlich, und die Zähne leuchteten weiß vor der Sonnenbräune, die er sich sicher bei einer beneidenswerten Auslandsreise geholt hatte. Mit dem Wort »eigentlich« gab er ihr zu verstehen, dass er nicht an irgendwelchen Höflichkeitsfloskeln interessiert war. Sie sollte offen ihre Meinung sagen. Seine grauen Augen registrierten jede Bewegung in Marias Gesicht. Sie merkte das und errötete. »Na, und dir selbst?«, antwortete Maria mit einer Gegenfrage. Es wäre schön gewesen, sich jemandem anvertrauen zu können, etwas Druck abzulassen, aber Patrik war die völlig falsche Person. Wenn sie über dieSchwiegermutter und Krister sprechen wollte, konnte das nur in einer ganz anderen Gesellschaft geschehen. Einen Moment lang empfand Maria einen schmerzhaften Verlust. Der sonnengebräunte muskulöse Mann ihr gegenüber hatte einmal ihr gehört. Er besaß alles, was sie an Krister so vermisste: Verantwortungsgefühl, Zuverlässigkeit und Kondition. Trotzdem hatte ihm etwas Wesentliches gefehlt: Vertrauen. Liebe ohne Vertrauen geht von selbst die Luft aus, wenn der Sauerstoff in der eingeschlossenen Zweisamkeit nicht mehr ausreicht. »Hast du schon mal von einer Gesellschaft gehört, die sich Freyjas Nachkommen nennt?«, lenkte Maria vom Thema ab. »Komisch, dass du danach fragst. Ich habe die Unterlagen, um die du gebeten hattest, kurz überflogen, bevor du gekommen bist. Die Frau, die den Mord bei der Kirche in Gamla Uppsala begangen hat, Disa Månsson, war Mitglied bei Freyjas Nachkommen, irgendeine kleine Sekte oder was auch immer.«
    »Ich darf mit Morgan Höglund heute Abend zu einem Vortrag zu denen gehen«, erklärte Maria, die sich in dieser Sekunde dazu entschlossen hatte. »Wenn du willst, komme ich mit.« Maria lächelte dankbar. Wenn es sich um eine eigenartige Sekte handelte, würde sie sich in Begleitung eines anders Denkenden sicherer fühlen. Außerdem hatte Maria, wenn auch widerwillig, angefangen einzusehen, dass sie sich darüber freute, Patrik wiederzusehen. Ein wenig kitzelig und richtig amüsant. Sie holten sich Kaffee am Samowar. In der guten alten Zeit war der Kaffee von rosigwangigen Kellnerinnen aus Porzellankannen serviert worden. Maria lehnte sich vor: »Es war also eine Frau, die hinter dem Mord bei der Kirche in Gamla Uppsala steckte?« Patrik nickte. »Was hältst du von den Morden, die ihr in Kronköping am Hals habt?« Maria berichtete kurz zusammengefasst über die Ermittlungen, wonach es aussah, als würde es sich um einen zusammenhängenden Fall handeln. »Sie haben dich jedenfalls nach Uppsala fahren lassen. Was erwartet man denn von uns?«
    »Gibt es viele Übereinstimmungen? Kann man sich vorstellen, dass es sich um die gleiche Frau handelt?«, überlegte Maria und biss in ihre »Studentin«. »Ist nicht glaubhaft. Die kam in einem brennenden Auto ums Leben, bald nach dem Mord.«
    »Was?« Maria wurde schwindelig, als ob der Boden unter ihrem Stuhl ins Wanken geraten wäre. Das Adrenalin stach ihr wie Nadeln in den Fingerspitzen. Vor sich sah sie Sturms böse Miene, wenn er ihren Besuch in Uppsala kommentierte: »Nach Hause zu Muttern.« Vielleicht hatte er Recht, vielleicht war sie bei ihrem Vorgehen übers

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