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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
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Stadt genommen. Es würde schön werden, Karin wiederzutreffen. Sie hatten sich seit dem Sommer nicht gesehen. Ein bisschen Unruhe war auch dabei – bis man feststellte, dass alles wie immer war, dass es keine Hindernisse gab und die vertrauliche Offenheit wieder da war. Patrik wartete am Eingang. Maria hängte ihren Mantel in die Garderobe. Sie setzten sich an einen Tisch weit weg von den Lautsprechern. Patrik bestellte einen Aperitif für jeden. »Karin hat im Restaurant angerufen und nach dir gefragt. Du warst noch nicht gekommen, da bin ich ans Telefon gegangen. Ihr Vater hat einen Herzinfarkt bekommen, sie ist auf dem Weg nach Stockholm. Karin lässt dich grüßen. Es tut ihr sehr Leid, dass ihr euch nicht sehen könnt, wo du nun endlich mal in Uppsala bist.«
    »Was hat Onkel Erik in Stockholm gemacht?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht hat er Bekannte besucht. Wir haben darüber nicht gesprochen. Karin hörte sich gestresst an. Es geht ihm offenbar ziemlich schlecht.« Maria hatte Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen. Sie wollte Patrik den Abend nicht verderben, nachdem er sich so freundlich um sie gekümmert hatte und es so lange her war, dass sie sich gesehen hatten. Sie bestellten Schaschlik und Zaziki, eine Karaffe mit dem offenen Rotwein des Hauses und griechischen Salat. »Es scheint, dass ich völlig umsonst nach Uppsala gefahren bin. Wenn die Frau, die den Mann bei der Kirche in Gamla Uppsala ermordet hat, bei einem Fahrzeugbrand umgekommen ist, ist hier nicht mehr viel zu holen.«
    »Da täuschst du dich. In Uppsala gibt es viel zu holen, wenn man will«, sagte Patrik mit bedächtiger Stimme und zeigte sein offenes Lächeln. »Wie meinst du das?«, fragte Maria und schlug einen sachlich geschäftsmäßigen Ton an, um zu verstehen zu geben, dass sie nicht bereit war, sich Zweideutigkeiten anzuhören.
    »Es gibt deutliche Parallelen: Der Mann hing in einer Esche, die Tiere, die Sichel, die Weizenähre und die Rune Jara. Disa Månsson hatte einen Helfer. Es könnte interessant sein herauszufinden, wo der sich jetzt aufhält. Und du darfst dich mit mir treffen! Mitten in aller Arbeit haben wir uns wiedergefunden. Dieser Fall hat dich zu mir zurückgeführt. Ich habe darauf gewartet.« Maria kam sich etwas überrumpelt vor. Meinte er, was er so feierlich sagte, oder war es ein Scherz? Maria entschloss sich, es von der heiteren Seite zu nehmen. »Na klar, ich bin nur nach Uppsala gekommen, um mich an deiner Schulter ein bisschen auszuruhen. Schlaf ist zurzeit Mangelware. Ich schlafe ein, wenn ich mich nur hinsetze.«
    »Dann schlage ich vor, dass wir tanzen.« Patrik tanzte unverschämt gut. Einfach zu gut. Maria hatte jahrelange Übung und ließ sich bei den schwierigen Figuren leicht führen, und obwohl sie in letzter Zeit wenig zum Tanzen gekommen war, fand sie die richtigen Rhythmen und Schritte. Das Tanzen machte Spaß. Die Musik war ausgesprochen gut, Lieblingsmelodien aus den achtziger Jahren. Maria tanzte und genoss. In der Pause kam ein eleganter junger Mann und setzte sich neben Maria an die Bar. Er bestellte ein Bier und sah sich nach Gesellschaft um. »Warm ist es hier drin. Schön, dass man sich mit was Trinkbarem abkühlen kann.« Maria lächelte höflich. »Sind Sie von hier, oder …«
    »Ich hab früher hier gewohnt. Es ist eine schöne Stadt.«
    »Darf ich Sie vielleicht zu etwas einladen?« Maria schüttelte den Kopf. »Danke, ich bin zufrieden.« Patriks Körpersprache veränderte sich sofort. Er biss die Zähne zusammen, die Augen wurden schmal, die Nasenflügel bebten und weiteten sich. Die auf der Brust gekreuzten Arme waren ein Warnsignal. »Ruhig!« Maria legte eine Hand auf seinen Arm. »Ruhig!« Der Rausch war vorüber. Patrik hatte die Grenze überschritten, begann sie zu bewachen. Er betrachtete sie als sein Eigentum. Er hatte auf sie gewartet. »Auf ewig, Patrik.« Maria merkte, dass es an der Zeit war, nach Hause zu fahren. Patrik begleitete sie zur Bushaltestelle. Er versuchte, die Stimmung wiederherzustellen, scherzte, flirtete ein wenig. Aber Maria spürte, wie sich das Unbehagen tief in ihrem Magen bemerkbar machte. Dort hatte es lange abwartend gelegen.
    Das große Ausziehbett in ihrem Mädchenzimmer knarrte auf altbekannte Weise, als Maria zwischen die frisch gebügelten Betttücher kroch. Das Bild mit den Engeln, die die Kinder vor dem Fall in die Schlucht retten, hing an seinem Platz über dem Kopfende, wo es hingehörte, seit Maria sich entsinnen konnte. Auf der

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