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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
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selbstverständlich auf den Rücksitz. Maria hatte gedacht, dass Morgan vorn sitzen würde, schließlich war er ihr Freund und Gast. Das wäre ganz natürlich gewesen. Nun saß sie allein vorn, wie eine Art Privatchauffeur. Maria beobachtete Berit im Rückspiegel. Sie sah ganz anders aus. Das sonst dünne und mausgraue Haar war gefärbt und zu einer kurzen kleidsamen Frisur geschnitten. Sie war beinahe hübsch, fein angezogen und munter. Glücklich? Berit war sogar geschminkt. Ohne den Blick allzu lange von der Fahrbahn zu nehmen, versuchte Maria herauszufinden, ob sie sich möglicherweise an den Händen hielten. Die Freundin mit der Hirnblutung? Stimmte das? Aber warum sollte sie in so einer Sache lügen? In Gävle hielten sie bei einem Rasthof an, um etwas zu essen. Maria wählte das billigste Angebot, Weihnachtsteller mit Rotkohl und Schinken. Eigentlich mochte sie Rotkohl nicht, aber das spielte keine Rolle, denn sie hatte sowieso keinen Hunger. Die anderen hatten à la carte bestellt. Im Schein der brennenden Kerzen strahlten sie sich an und berührten sich unter dem Tisch, wenn sie glaubten, dass Maria es nicht merkte. Der Professor schlug vor, die Kirche in Gamla Uppsala zu besuchen, wenn sie sowieso daran vorbeikamen. Der Platz war doch in der Frühzeit der Königssitz des Reiches Svea gewesen. Berits Augen leuchteten vor Interesse. »1926 wurden Reste eines Holzhauses gefunden, große Löcher von Holzpfählen unter dem Boden der damaligen Kirche. Eine Zeit lang glaubte man, es seien die Reste des Heidentempels, den Adam von Bremen beschreibt. Der Tempel sei um das Dach herum mit goldenen Ketten geschmückt gewesen«, schwärmte der Professor lyrisch. »Später haben die Archäologen bezweifelt, dass der Tempel genau da gestanden haben soll. Die Sache wird durch keinerlei archäologische Funde unter der Kirche bekräftigt. Dagegen finden sich Hinterlassenschaften auf dem alten Plateau des Königspalastes, die zeigen, dass dort ein großes Hallengebäude gestanden hat. Man meint, das könne der heidnische Tempel gewesen sein.« Maria versuchte ihre Einwände geltend zu machen. Sie hatte keine Lust, jetzt die Kirche in Gamla Uppsala zu besuchen. Für irgendwelche Vorlesungen war sie jetzt nicht empfänglich. Die Zeit in Uppsala war sowieso knapp genug. Der Professor lachte gutmütig über Marias gereizte Morgenstimmung. Sollte sie es sich noch anders überlegen und bei einem Vortrag dabei sein wollen, so war sie heute Abend um 18.00 Uhr willkommen. Professor Höglund war von einer kleinen Gesellschaft eingeladen worden, die sich Freyjas Nachkommen nannte. Die hatten ihm ein großzügiges Honorar versprochen, wenn er ihnen etwa eine Stunde lang einen Vortrag über Runen halten würde. Wenn die wüssten, dass er das auch gratis gern getan hätte, dachte Maria. »Was sind Freyjas Nachkommen für Leute?«
    »Das ist eine kleine Interessenvereinigung. Die wollen unser altnordisches Kulturerbe bewahren, die ursprüngliche Volksseele aus der Vergessenheit holen und ehren. Es ist eine sehr kleine Gesellschaft, nur so um die dreißig Mitglieder, fast alles pensionierte Lehrer.« Sie fuhren an den Hügeln von Uppsala vorbei, die im Volksmund Odins, Freyrs und Thors Hügel genannt werden. »Das ist falsch«, meinte der Professor. »Wahrscheinlich handelt es sich um die Grabstätten der jungen Adelsgeschlechter. Die Hügel dürften die sterblichen Reste der Könige Aun, Egil und Adilis enthalten.« Er zeigte auf den Thingshügel und die Opferbrunnen. Maria merkte, wie gereizt sie war, und machte sich Vorwürfe. Sie hörte Morgans Erzählungen sonst gern an, aber heute war nichts wie gewöhnlich. Hatte sich vielleicht ein Quäntchen Eifersucht in das Auto geschlichen? Konnte sie es nicht verkraften, hier eine neue Liebe zu beobachten, wo ihre eigene zu welken schien? War das so? Mit großer Erleichterung setzte Maria den Professor und Berit in der Vaksalagatan ab und fuhr dann weiter, um das Material zu holen, das Kriminalinspektor Fast versprochen hatte, ihr herauszusuchen.

14
    In der Eingangshalle wurde sie von ihrem Kollegen Patrik Hedlund mit einer großen Umarmung begrüßt. Sie war so überrumpelt, dass sie gar nicht auf die Idee kam, dagegen zu protestieren. Kriminalinspektor Fast war wegen irgendeiner Magengeschichte krankgeschrieben, aber Patrik hatte alles, was sie brauchte, zusammengesucht, obwohl er nicht im Dienst war. Bevor Maria noch zu Wort kommen konnte, saß sie in Patriks Auto auf dem Weg zu Ofvandahls

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