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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
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die Füße auf Patriks Schuhen. Dann wurden die jetzt schmutzig. Seine stets frisch geputzten und blanken Schuhe. Er würde verrückt werden, wenn er feststellte, was sie mit seinen Schuhen getan hatte. Maria kniff sich in die Nase, um ein Kichern zu unterdrücken. Die Anspannung ließ ein wenig nach. Sie wagte nicht, sich neben die Schuhe zu stellen. Der geringste Laut, und Patrik war mit gezogener Dienstwaffe über ihr. Vielleicht hatte er ausgerechnet diese Schuhe angehabt, als er Dick Wallström die Kehle durchschnitt.
    Vielleicht waren auf dem Ledermantel Blutspuren. Nein, so unvorsichtig würde Patrik Hedlund niemals sein. Er war Pedant. Die Pulsadern an der Stirn begannen wieder zu pochen. Der schmale Lichtspalt an der Tür vibrierte leicht im Luftzug. Hoffentlich ging er bald. Hier konnte sie nicht ewig stehen bleiben, ohne dass die Beine sich verkrampften. Das Telefon klingelte. Maria verstand jedes Wort seines Gesprächs mit dem Staatsanwalt: ein Fall, der zu den Akten sollte, ein anderer, der vor Gericht kommen würde. Der rechte Fuß war in seiner unbequemen Stellung eingeschlafen. Patrik pfiff wieder. Der Stuhl scharrte über den Fußboden. Maria hörte, wie er mit Papieren raschelte, aufstand und zur Tür ging. Gott sei Dank, Maria jubelte innerlich. Bald würde sie draußen in der Freiheit sein, frische Luft atmen können. Zehn Schritte und sie war außer Gefahr. Zuallererst würde sie Hartman anrufen. Er würde sie ernst nehmen, selbst wenn niemand anders im Polizeibezirk Kronköping das tun würde. Die Schritte verschwanden im Korridor. Maria wartete noch einen Moment, öffnete die Schranktür lautlos und inspizierte Patriks Mantel und Schuhe. Vorsichtig öffnete sie die Zimmertür und trat auf den Flur. Dann schlug der Blitz ein! Eine eiserne Faust schloss sich um ihren Nacken. Maria sank zu Boden. »Ich hab dein Parfüm wiedererkannt, meine Schöne, Escape! Was hast du in meinem Schrank zu suchen?« Maria wurde mehr oder weniger in das Zimmer zurückgeschleppt, viel zu überrascht, um nach Hilfe zu rufen. Sie musste ihre Angst beherrschen. Sie musste sinnvoll vorgehen. »Du warst am 21. und 22. Dezember nicht im Dienst!«
    »Nein, das stimmt. Findest du, das reicht als Erklärung dafür, dass du dich in meinem Schrank versteckst und auf meinen Sachen herumtrampelst? Sieh dir an, was du mit meinen Schuhen gemacht hast! Sieh sie dir an! Was hast du gemacht, verdammt? Darauf herumgesprungen?«
    »Warst du am 21. und 22. Dezember in Kronköping?« Patriks Augen verfinsterten sich ein wenig, der Zug um seinen Mund wurde hart. Mit einem kräftigen Griff um ihren Arm schob er Maria durch den Flur zum Aufenthaltsraum. Sie unterdrückte den Impuls, laut zu schreien. Es tat weh! Sie hatte Angst. Wenn er sie erwürgen wollte, hätte er das sofort getan und sie dann zurück in den Schrank gestopft, bis die anderen nach Hause gegangen wären. Jetzt waren sie auf dem Weg zum Aufenthaltsraum. Patrik ließ sie los und stieß sie durch die Türöffnung. Die Gespräche verstummten, und alle Blicke waren auf die bleiche Frau gerichtet, die über die Schwelle gestolpert kam. »Wo waren wir am 21. und 22. Dezember, Jungs?«
    »In Helsinki«, jubelten drei Polizisten ganz hinten in der Ecke und schwangen ihre Kaffeetassen. »Was haben wir auf dem Schiff gemacht?«
    »Den Karaokewettkampf gewonnen!«, jubelten sie. »Wer war das, wir?«
    »Die Burschen!«
    »Dazu darf ich gratulieren«, sagte Maria kraftlos und wandte sich der Tür zu. Sie eilte den Flur entlang, Patrik folgte ihr. »Du bist mir eine Erklärung schuldig! Glaubst du wirklich, ich hätte einen Mord begangen?«
    »Du hast Karin angelogen!«
    »Eine kleine Notlüge, um nach all den Jahren ein paar Stunden mit dir allein zu sein. Ist das so schlimm?«
    »Es gibt nichts, was ich mit dir unter vier Augen besprechen will!«
    »Und trotzdem schleichst du dich her, kriechst in meinen Schrank und verdirbst meine ….«
    »Was weißt du über das Runenzeichen Jara?«
    »Sieh mich nicht so böse an! Ich krieg ja richtig Angst. Ich weiß, was ich bei dem Vortrag von Professor Höglund gehört habe. Als wir bei Freyjas Nachkommen waren und du mit der Kassiererin gesprochen hast, haben wir uns bestens unterhalten. Morgan hat mir erzählt, dass er in seinem Vortrag nicht über die Fruchtbarkeitsrune gesprochen hat, weil die Polizei in Kronköping ihn gebeten hatte, solche Details möglichst nicht zu erwähnen. Außerdem hat er gesagt, dass du einen Leisetreter zum Mann

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