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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
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hast, der seiner Mutter nicht widersprechen kann. Ich habe geglaubt, du seist deshalb hergekommen und hast deinen Kopf an meine Schulter gelegt, um mal zu spüren, wie es ist, sich bei einem richtigen Kerl anzulehnen.«
    »Es tut mir Leid, Patrik, es tut mir aufrichtig Leid. Was zwischen uns gewesen ist, war vorbei, ehe ich Krister kennen gelernt habe. Mag sein, dass wir im Augenblick einige Probleme haben, aber ich habe mich entschieden, mit ihm zu leben, und sehe dich nicht als eine vorstellbare Reserve, wenn die Partnerschaft auseinander brechen sollte. Das musst du mal begreifen, Patrik!«

17
    Bibbernd und vollständig am Boden zerstört, wanderte Maria den Fußweg entlang zum Auto. Was wäre passiert, wenn sie in Kronköping mit Anschuldigungen gegen Kriminalinspektor Patrik Hedlund angefahren gekommen wäre? Was hätte Ragnarsson-Sturm glücklicher machen können als ein schlagender Beweis für die Untauglichkeit von Frauen? Er hätte vielleicht sogar gelacht, dann hätte sie den Jackpot gewonnen. Von einer Ehre konnte man in einer solchen Situation allerdings kaum sprechen. Maria fühlte sich elend, überflüssig und vollständig leer. Hier hatte sie ihr Privatleben in eine Ermittlung hineingezogen, das würde ihr nie mehr passieren, nie nie mehr! Sie hätte wegen Hausfriedensbruchs belangt werden können. Noch nie hatte sie sich so maßlos lächerlich gemacht. Die Gefühle ließen ihre Haut brennen, sodass sie die Kälte kaum spürte. Jetzt blieb ihr wohl nur noch übrig, nach Hause zu fahren, zu Kreuze zu kriechen und sich mit Initiativen gefälligst zurückzuhalten. Keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Erika Lund zog nie voreilige Schlüsse. Sie vermied Schlüsse bis zum letzten Moment. Aber sie hatte andererseits auch viele Jahre mehr an Erfahrung. Vielleicht hatte sie sich auch mal die Finger verbrannt, als sie jung und der Topf zu heiß gewesen war. Wer weiß. Nein, nun musste Maria sich zusammennehmen. Manche Erfahrungen sind teuer erkauft, so war das nun mal. Wenn Patrik unschuldig war, musste sie einen neuen Gedankengang entwickeln. Das vorhandene Wissen ohne allzu viele Bindestriche aneinander reihen. Der Mörder von Dick Wallström und Kent Asp besaß gute Kenntnisse in der nordischen Mythologie. Es musste auch jemand sein, der Einzelheiten über den Mord an Doktor Bertil Simonsson kannte, jemand, der wusste, wie Disa Månsson üblicherweise gekleidet gewesen war. Mann oder Frau? Jemand, der Fruchtbarkeit verehrte oder sich in diesem Zusammenhang für etwas rächen wollte. Wer konnte, ehe die Ermittlungen begonnen hatten, über die Rune Jara Bescheid wissen? Vielleicht sollte man den Täter doch unter Freyjas Nachkommen oder in einer ähnlichen Gruppe suchen. Konnte jemand von denen Dick Wallström gekannt haben? Er hatte in Uppsala gearbeitet. Wie lange war das her? Danach zu fragen hatte sie vergessen. Eine private psychiatrische Klinik, hatte Stina Ohlsson gesagt.
    Als Maria wieder im Haus ihrer Eltern ankam, saßen Vater und Mutter am Tisch und aßen eingelaugten Stockfisch mit Bechamelsoße und grünen Erbsen. »Schleimig, aber sättigend«, hätte Emil gesagt. Linda! Maria musste zu Hause anrufen. Das war ja wohl die Höhe. Hier befand sie sich in Uppsala, obwohl Linda krank war, in der Obhut ihres verantwortungslosen Vaters gelassen. Sie war nicht nur eine schlechte Polizistin, sondern auch eine schlechte Mutter. Es war das Beste, wenn sie schon morgen nach Kronköping zurückkehrte. »Kriminalinspektor Hartman hat zweimal nach dir gefragt, und dein Ehemann hat viermal angerufen. Krister wollte wissen, ob wir bereit seien, uns als Bürgen zur Verfügung zu stellen.«
    »Als Bürgen? Davon weiß ich gar nichts.«
    »Nein, das sollte eine Überraschung sein, sagte er.«
    »Überraschung?« Maria sank auf ihrem Stuhl zusammen und starrte in die Kartoffelschüssel, als wäre die Erklärung für alles Übel auf der Welt darin versteckt und würde von selbst herausgekrochen kommen, wenn sie den Inhalt nur geduldig beobachtete. »Ich rufe Krister zuerst an. Es kann ja was mit Linda sein. Ihr geht es vielleicht schlechter.« Marias Vater winkte abwehrend mit der Hand und lächelte:
    »Er sagte, dass es Linda schon wieder besser gehe, sie würde bei der Großmutter Honigwasser trinken und fernsehen. Ihm liegt im Moment wohl was anderes mehr am Herzen, Geschäfte.«
    »Dann rufe ich Hartman zuerst an.«
    »Tu das.«
    Es tat gut, Tomas Hartmans tiefe ruhige Stimme zu hören. Er hatte sich viel von

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