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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
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einen Burschen in die gleiche Wohnung, der umso mehr Initiative entwickelte. Der Neue nahm Vidar mit zum Zigarettenholen. In einer offenen Garage sahen sie die Motorsäge liegen, betankt und startklar. Vidars Freund fand, dass sie die Säge mal ausprobieren könnten. Da sind sie in die Hausgärten gegangen und haben wahllos Bäume abgesägt, bis die Polizei und die wütenden Besitzer sie gestoppt haben. Danach gab es keine Chance mehr, in dem Viertel wohnen zu bleiben, und nach dem Artikel in der Zeitung war es hoffnungslos, irgendwo etwas zu mieten. Vidar ist mit der Säge nicht auf die Leute losgegangen, wie manche gern behauptet hätten. Ich glaube, es hat ihn einfach begeistert, was die mit der Maschine in den Gärten alles geschafft haben. Der Neue hatte große Schwierigkeiten, seinen Tatendrang zu zügeln, und als sie erst mal angefangen hatten, waren sie kaum zu bremsen. Wenn wir genügend Personal hätten, wäre so was nie passiert! Ich kann mir vorstellen, dass das bedrohlich aussah, der kräftige Vidar mit der Motorsäge im Arm, vor allem wenn man Vidar nicht kennt.« Sie klopften an die Tür von Vidars Wohnwagen und traten ein. Ganz hinten im Qualm saß ein riesiger Mann und blickte stumpf vor sich hin. Überall auf dem Tisch und dem Fußboden lagen Kippen und ausgespuckte Reste vom Kautabak. Vor dem Fenster hing eine fröhliche Weihnachtsmanngardine, und das Bett war sorgfältig mit einem dazu passenden Bezug gemacht, beides in grellem Kontrast zu dem ganzen Beigebraun rundherum. »Ich bin von der Polizei. Darf ich ein Weilchen mit Ihnen sprechen?« Vidar brummte tief aus sich heraus. Das lange graue Haar hing ihm ins Gesicht. Maria kam sich klein und eingesperrt vor. »Wissen Sie, wo Sie am 21. und 22. Dezember gewesen sind?« Vidar ließ seinen Blick langsam von dem Pfleger zu Maria gleiten, pulte den Kautabak unter der Oberlippe hervor und drehte ihn zwischen den Fingern. »Sind Sie vor Weihnachten unterwegs gewesen?«, wiederholte Maria. Vidar starrte die Polizeiassistentin immer noch an und sagte nach langer Pause, die so lang war, dass Maria daran zu zweifeln begann, ob er überhaupt jemals antworten würde: »Ja.« Die Stimme des Mannes war unerwartet tief und kräftig. »Wohin sind Sie gefahren?« Wieder Schweigen. Der lange Pfleger ließ sich auf der Pritsche nieder und antwortete an Vidars Stelle. »Am 21. Dezember kam eine Kusine von Vidar und holte ihn ab. Am Tag danach kam er allein im Taxi zurück. Warum fragen Sie danach? Ist etwas passiert?« Maria spürte, wie sie unruhig wurde. »Sie sind ganz sicher, dass er in der Nacht zum 22. Dezember weg war?«
    »Ganz sicher! Es war nicht abgemacht, dass er allein im Taxi zurückkommt. Die Kusine hatte versprochen, ihn herzubringen.«
    »Können Sie die Kusine beschreiben?«
    »Das war eine Frau, vielleicht um die fünfzig, kräftig gebaut, knapp eins achtzig groß, würde ich sagen. Sie war kleiner als ich, aber größer als Sie«, beschrieb der Rothaarige und sah Maria von oben bis unten prüfend an. »Sie hatte schwarze Sachen an. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »War die Frau, die Sie abgeholt hat, Ihre Kusine, Vidar? War sie das?«
    »Nein«, brummelte der Mann mit der Donnerstimme. In dem aufdringlichen Geruch von mangelnder Hygiene und Schimmel sehnte Maria sich hinaus an die frische Luft. »Wer war die Frau? Kannten Sie sie?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, wie sie heißt?« Maria spürte, wie das Adrenalin ihr bis in die Fingerspitzen schoss. Vidar verzog keine Miene, machte keinen Versuch zu antworten. »Wer? Wer, Vidar? Seien Sie so lieb und helfen Sie uns, es ist wichtig. Wer hat Sie abgeholt?«
    »Disa«, dröhnte Vidar. Plötzlich war es in dem Wohnwagen viel zu eng. »Was für ein Auto hat Disa gefahren?«
    »Ein rotes.«
    »Das war ein roter Saab. Das weiß ich sicher.« Die grünen Augen des schlaksigen Pflegers leuchteten vor Eifer. »Entschuldigung, ich muss mal telefonieren.« Maria eilte zur Tür. »Sie ist gegangen!«, tönte Vidar lauthals. Mit zitternden Fingern wählte Maria Hartmanns Nummer und berichtete, was sie erfahren hatte. »Gute Arbeit! Inwieweit kann man sich auf das verlassen, was Vidar Larsson gesagt hat?«
    »Ich glaube, er sagt die Wahrheit. Seine Angaben werden von einem Pfleger bestätigt. Hier gibt es zwei Pfleger. Ich werde sie hier verhören. Sie haben Schwierigkeiten, Leute zu kriegen, die sich um die Männer kümmern. Vidar nehmen wir zur Vernehmung mit. Ich setze mich mit der Polizei in Uppsala in

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