Und die Goetter schweigen
Verbindung.«
»Wir müssten auch Unterstützung bei der technischen Untersuchung von Vidars Wohnwagen und der Vernehmung der Taxifahrer bekommen, die am 22. Dezember Dienst hatten. Schade, dass mein alter Kollege Bernhard Myhr nicht mehr im Dienst ist. Er war ein guter Polizist.«
»Er hat mir eine ganze Menge geholfen. Er ist ein scharfsinniger Mann, mit ihm kann man gut diskutieren. Aber er kann das Haus kaum verlassen. Er pflegt seine demenzkranke Frau.«
»Es tut mir weh zu hören, dass es die beiden so schwer getroffen hat. Ich rechne damit, dass ich morgen mit dem ersten Zug nach Uppsala fahren kann. Ruf mich an und halte mich bis dahin auf dem Laufenden.«
»Waren Sie am 21. und 22. Dezember tagsüber zu mehreren bei der Arbeit? Hat außer Ihnen noch jemand die Frau in dem roten Saab gesehen?«
»Ja, Elvy. Sie sitzt im Wohnwagen«, sagte der lange Pfleger und zeigte auf den »Personalraum«.
21
»Na ja, so richtig gesehen habe ich sie nicht«, antwortete Elvy, drückte ihre filterlose Zigarette im Aschenbecher aus und nahm ihr Strickzeug wieder in die Hand. »Ich habe hier gesessen. Der Junge war draußen und hat mit ihr geredet. Sie hatte schwarze Sachen an, glaube ich. Blond. So genau habe ich nicht nachgesehen, muss ich zugeben. Neue Brillengläser konnte ich mir in letzter Zeit nicht leisten. Bald wird der Knabe mich wohl hinüber zu den Wohnwagen führen müssen.«
»Aber Sie sehen noch genug, um stricken zu können.« Maria versuchte interessiert auszusehen, als Elvy ihr das gestreifte Rückenteil zeigte. »Das ist für die Männer. Ich schnorre mir Wollreste zusammen. Es fängt an, kalt zu werden! Ich dachte, ich könnte denen jedem seinen Pullover stricken, als letzte Liebesgabe. Ich gehöre zu der alten Garde, die dieses Jahr in Rente geht. Danach muss der Junge sich allein um die Männer kümmern. Ich glaube nicht, dass die das Geld haben, um für mich jemand Neues einzustellen.«
»Haben Sie Vidar lange gekannt?«
»Seit der Zeit in der Privatklinik Torsåkra. Stört es Sie?« Elvy steckte sich eine neue Zigarette an, ehe Maria antworten konnte. »Haben Sie dort zu der Zeit gearbeitet, als Disa Månsson in der Klinik behandelt wurde?«
»Ja, das unglückliche junge Ding! Sie wurde schwanger! Darüber kann man jetzt, wo sie tot ist, ja sprechen, oder nicht?« Maria fiel das Wort Schweigepflicht ein, aber sie behielt es schamhaft für sich. »Es hat viel Geheimnistuerei um die Sache gegeben, das kann ich Ihnen sagen. Es war ja einer der Pfleger, der sie geschwängert hat! Wirklich! Er musste gehen. Das alles ist vertuscht worden, so gut es ging. Ich glaube nicht, dass Disas Vater jemals erfahren hat, wer das gewesen ist. Das arme Mädchen hat mir erzählt, dass sie es in der Wäschekammer getrieben haben.« Elvy lachte und entblößte ihre langen nackten Zähne. Das Lachen ging in eine laute Hustenattacke über. »Wissen Sie, wie der Pfleger hieß?«
»Na und ob ich das weiß!« Elvy lächelte wissend und antwortete zögernd, wie um den besten dramatischen Effekt zu erzielen: »Er hieß Dick Wallström. Über ihn hat doch was in der Zeitung gestanden, stimmt’s? Diesmal hat er wohl eine andere Frau unglücklich gemacht. Er war verrückt nach Frauen, so was verwächst sich nicht. Ich glaube nicht an militante Veganer, wie die Zeitungen schreiben. Nein, wenn man Dick gekannt hat, dann war es wohl eher ein betrogener Ehemann, der ihn totgeschlagen hat. Das glaube ich jedenfalls. Aber eigentlich habe ich nicht so genau aufgepasst, was im Fernsehen oder so gesagt worden ist. Ich finde, es reicht mit dem Unglück, das man jeden Tag bei seiner Arbeit sieht.«
»Vidar kennen Sie auch seit der Zeit in Torsåkra?«
»Wir kennen uns seit mindestens dreißig Jahren. Torsåkra galt damals als eine feine Klinik. Wir hatten Privatpatienten, die selbst bezahlten. Der Standard war hoch. Die meisten Patienten hatten eigene Zimmer. Ich gehörte zu den Glücklichen und Auserwählten, die dort eingestellt wurden. Vorher habe ich auf der Geschlossenen gearbeitet. Das war ein Unterschied, das kann ich Ihnen sagen. Torsåkra war neu und elegant. Da hat sich niemand kaputtgemacht. Die Patienten wurden operiert. Dadurch waren sie leichter zu betreuen. Einige sind auch nach Hause entlassen worden. Die Operationen mussten nicht unbedingt von Spezialisten durchgeführt werden. In anderen Anstalten operierten Allgemeinmediziner, manchmal richtige Stümper, aber bei uns hatten alle eine Fachausbildung. Die Ärzte,
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