und die große Versoehnung
Cantrip-Schwestern saßen schweigend und bedrückt da.
Als alle mit Tee und Kuchen versorgt waren, musterte Dad seine Töchter und sagte: »Wo habt ihr den Plan gefunden? Er ist wirklich bemerkenswert!«
Marina, Flora und Sky überließen Flame das Antworten.
»Flora hat auf dem Dorffest ein kleines Holzkästchen gekauft, und der Plan war darin.«
»Warum habt ihr ihn uns nicht gezeigt?«, fragte Dad.
Flame zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, wir haben es eben nicht.«
Mum sah Flora an. »War es das kleine Kästchen, das du an meinem Stand gekauft hast?«
Flora nickte. »Ich habe ein Pfund dafür gezahlt.«
Dad lächelte. »Ich erinnere mich! Charles war hier und hat großes Interesse an dem Kästchen gezeigt. Aber es war verschlossen, und deshalb konnten wir nicht sehen, was darin war. Wo ist es jetzt, Flora? Hast du es noch?«
Flora sah Flame an.
»Ich würde es gerne sehen«, sagte Dad. »Holst du es bitte?«
Flame drehte sich zu Grandma um. Diese nickte ihr zu und sagte: »Ihr werdet nicht darum herumkommen.«
»Ich hole es«, sagte Flame und stand auf.
***
Flames Herz war schwer, als sie die Treppenstufen erklomm. Eine düstere Vorahnung hatte sich ihrer bemächtigt. Ich hole einfach nur das Kästchen, dachte sie. Ich nehme alles raus, was noch drin ist.
Aber als sie das Kästchen aus seinem Versteck nahm und den Deckel öffnete, sagte ihr etwas, dass die Dinge, die darin lagen – zwei alte Fotografien, die vier getrockneten Rosenknospen, Georges Brief und der kleine Schlüssel – auch darin bleiben sollten.
Sie gehören zusammen. Wo sonst sollte ich sie hintun?
Flame sah in das offene Kästchen. Die Rosenknospen, der Schlüssel, die Fotos, okay. Aber Georges Brief? Das zu erklären wird unmöglich sein …
Was soll ich nur tun?
Was hat Grandma uns geraten, als wir nach unten gingen? Seid ehrlich. Das hat sie gesagt.
Flame seufzte tief, dann schloss sie den Deckel des kleinen Kästchens und ging damit zurück in die Bibliothek.
Während sie über den Flur lief, fiel ihr auf, wie still es im Haus war. Normalerweise gab es viel zu lachen und zu erzählen, wenn sie beim Tee zusammensaßen. Doch heute nicht. Heute waren alle sehr in sich gekehrt.
»Da bist du ja«, sagte Dad und hob den Blick vom Plan. Mum, die neben ihm saß, nahm einen Schluck von ihrem Tee.
Als Flame beim Sofa angekommen war, auf dem ihre Großmutter und ihre Schwestern saßen, blieb sie stehen und sah die anderen an. Grandma lächelte ihr ermutigend zu. Ihre Schwestern wirkten durcheinander und verängstigt.
Flame beugte sich vor, um Dad das Kästchen zu reichen. Als er die Hand danach ausstreckte, legte er den Plan vor sich auf dem Wohnzimmertisch ab. Marina, Flora und Sky beobachteten es mit angehaltenem Atem.
Flame nahm wieder auf dem Sofa Platz.
»Ja, das ist das Holzkästchen«, sagte Dad lächelnd. »Du hattest es aussortiert, erinnerst du dich, Ottalie?«
Mum zog eine Grimasse. Während sie regelmäßiges Entrümpeln für notwendig hielt, waren die aussortierten Gegenstände in Dads Augen von unschätzbarem Wert. Was das Kästchen anging, hatte er recht gehabt.
Dad zog mit dem Finger das Motiv des Kreuzes im Kreis nach, das in den Deckel geschnitzt war. »Dieses Motiv findet sich überall im Haus«, sagte er nachdenklich. »Da muss es eine Verbindung geben.«
Die Mädchen tauschten besorgte Blicke und hielten den Atem an, als Dad den Deckel öffnete.
Mum beugte sich vor und sah hinein. »Getrocknete Rosenknospen«, sagte sie. »Und ein Umschlag.«
»Und zwei alte Fotografien.«
»Und hier ist noch ein kleiner Schlüssel«, sagte Mum und zeigte darauf.
Dad sah Flame fragend an. »Und ihr habt den Plan hier drin gefunden?«
Sie nickte.
»Das sieht nach einem Brief aus«, meinte Mum und nahm den Umschlag aus dem Kästchen.
»O nein!«, stöhnte Marina. Sky kuschelte sich enger an Grandma. Und Flora und Flame sahen ihre Großmutter ängstlich an.
Mum hielt den steifen weißen Umschlag hoch. »Die Cantrip-Schwestern, Cantrip Towers«, las sie die Worte in der schön geschwungenen, altmodischen Handschrift vor. »Von wem ist der Brief?«, fragte sie ihre Töchter.
Sie schwiegen. Mum sah hilfesuchend zu Dad, der gerade die Fotos betrachtete.
»Sieh nach, was in dem Umschlag ist«, schlug er vor.
Mum zog vorsichtig den Brief heraus. Sie hatte ihre Töchter noch nie so niedergeschlagen erlebt. Was geht hier vor?, wunderte sie sich zum hundertsten Mal und faltete die zwei Papierseiten
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