und die große Versoehnung
vor.
Kurz darauf drängelten sich Marina, Flora und Sky um Flame, die den auseinandergefalteten Plan in den Händen hielt. Als sie sich darüberbeugten, platzte sie heraus: »Das gibt es doch nicht!«
»Was?«, riefen Marina und Flora.
»Was ist denn?«, fragte auch Sky und versuchte, einen Blick auf den Plan zu erhaschen.
»Da, seht doch!«, sagte Flame. »Das Kreuz im Kreis hat sich verändert.«
»Ja, du hast recht. Da ist eine dritte Linie«, murmelte Flora überrascht.
»Jetzt sind es sechs Segmente«, schlussfolgerte Flame.
»Aber ich dachte, es wären immer zwei Linien, die den Kreis kreuzen, so wie auf dem magischen Kästchen«, sagte Marina. »Zwei Linien, vier Segmente.«
»Das habe ich auch gedacht, aber jetzt nicht mehr«, meinte Flame mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Abgefahren«, flüsterte Sky. Dann fragte sie: »Was hat das zu bedeuten? Warum ist es diesmal anders?«
»Ich weiß es nicht, Süße«, erwiderte Flame.
»Es sieht so aus, als fehlte noch eine Linie«, sagte Flora und zeigte auf den Plan.
»Ja«, sagte Flame nickend.
»Eine vierte Linie würde bedeuten, dass wir acht Kreissegmente hätten«, überlegte Marina.
Auch die anderen grübelten darüber nach. Dann ergriff Sky das Wort: »Ich verstehe das mit den vier Segmenten, weil wir zu viert sind. Ein Segment für jede von uns. Aber acht, warum acht?«
»Du meinst, wer könnten die anderen vier sein?«, fragte Flora.
Sky nickte. »Genau.«
Flame runzelte die Stirn, den Blick auf den Plan gerichtet. »Ich habe keine Ahnung«, sagte sie.
Währenddessen saßen Mum, Dad und Grandma in der Bibliothek im Erdgeschoss des Hauses vor dem Kamin. Um diese Zeit tranken sie sonntagnachmittags immer Kaffee und lasen Zeitung. Wie gewöhnlich saß Bert zu Grandmas Füßen. Der kleine Archie lag wie hingegossen auf dem Teppich und schlief zur Abwechslung mal.
An diesem Tag jedoch las Mum nicht in der Zeitung. Stattdessen starrte sie gedankenverloren in die Flammen.
»Was ist denn, Liebes?«, fragte Dad und sah auf.
Sie lächelte ihm zu. »Oh, ich habe nur über die Mädchen nachgedacht und was sie über Verena gesagt haben.«
»Und?«
Mum schüttelte den Kopf. »Ich habe das Gefühl, sie haben uns nicht alles erzählt.« Sie sah Grandma fragend an. »Was meinst du dazu, Marilyn?«
»Wegen der Mädchen?«
Mum nickte, doch bevor Grandma ihre Frage beantworten konnte, sagte sie: »Sie waren sehr geheimniskrämerisch, meinst du nicht?«
Grandma lächelte und beugte sich vor, um Berts seidige Ohren zu streicheln.
Dad lachte kurz auf. »Aber das sind sie doch immer!«
»Es ist nur so ein Gefühl«, sagte Mum mit einem kleinen Lächeln. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie etwas vor uns verbergen, weißt du?«
Dad lachte wieder. »Alle Kinder haben Geheimnisse vor ihren Eltern. Sie leben in ihrer eigenen kleinen Welt. Guck doch nur Sky an, sie ist die meiste Zeit in einer Traumwelt!«
Mum runzelte die Stirn. »Eigentlich mache ich mir mehr Gedanken um Flame.«
Dad lachte. »Teenager! Habe ich recht, Ma?«
Grandma lächelte ihm zu, dann sah sie Mum an. »Flame liegt das Grübeln im Blut«, sagte sie. »Aber sie ist auch ein sehr liebes Mädchen, du solltest dir nicht so viele Sorgen machen.«
Mum stellte ihre Kaffeetasse auf dem Wohnzimmertisch ab. »Ich werde nach oben gehen und mich mit Flame unterhalten«, sagte sie und stand auf. »Ich würde gern mehr über Verena erfahren.«
Grandma erschrak. Ich hoffe, die Mädchen machen gerade nichts, das mit Magie zu tun hat, dachte sie.
»Ist gut, Liebes«, erwiderte Dad und blätterte die Zeitung um.
Was ist bloß los?, fragte Mum sich, als sie die breite Mahagonitreppe hinaufstieg. Als Musikerin besaß Ottalie Cantrip ein feines Gespür. Außerdem hatte sie ein sehr gutes Gehör. Heute war irgendetwas nicht, wie es sein sollte. Es war, als würde eine Note leicht danebengespielt.
Irgendetwas stimmt hier nicht, dachte sie, als sie den zweiten Stock erreichte.
Sie ging leise durch den Flur auf Flames Zimmer zu. Vor der Tür blieb sie stehen und lauschte.
Die Mädchen sind alle da drinnen und reden, dachte sie. Sie klopfte einmal kurz an die Tür und öffnete sie.
Etwas an der Art, wie alle vier Schwestern zu Statuen erstarrten, weckte Mums Misstrauen.
»Was habt ihr da?«, fragte sie. »Zeigt es mir!«
Dads Erwachen
Mum streckte die Hand aus und sah Flame auffordernd an.
Die vier Mädchen saßen vollkommen reglos auf dem Teppich, die Augen auf Mum gerichtet. Die Stille
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