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und die große Versoehnung

und die große Versoehnung

Titel: und die große Versoehnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheridan Winn
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durften sie ihre Magie nicht benutzen, um ihn zu finden.
    Obwohl Mum sich bei Grandma entschuldigt hatte und diese versuchte, die Mädchen zu beschwichtigen, waren die Schwestern extrem aufgebracht. Wie konnte sie es wagen, ihnen die Magie zu verbieten, fragten sie sich gegenseitig. Sie hatte doch bestimmt nicht das Recht dazu.
    »Es fühlt sich an, als wären meine Hände amputiert«, sagte Marina. Sie streckte sie aus und musterte sie.
    »Das ist ganz schön übertrieben«, meinte Flame stirnrunzelnd.
    »Es ist so traurig, sich vorzustellen, dass ich vielleicht nie wieder spüren werde, wie die Magie durch meine Finger schießt«, sagte Marina.
    Flame seufzte tief. »Hm«, machte sie. »Aber niemand zwingt uns zu tun, was Mum sagt …«
    Sie dachten eine Weile darüber nach.
    Dann holte Flora den magischen Stein hervor. »Mum hat mich bisher nicht gebeten, ihr den magischen Stein zu geben«, sagte sie. »Ich möchte ihn nicht verlieren.«
    »Du darfst ihn ihr auf keinen Fall geben, Flora«, sagte Flame.
    »Erwähn ihn nicht, vielleicht vergisst Mum dann, dass du ihn hast«, schlug Marina vor. »Und Sky: Pass ja auf, dass dir nichts rausrutscht!«
    Sky verzog den Mund. »Ständig gebt ihr mir die Schuld«, beschwerte sie sich.
    Und so ging es weiter, ohne dass sich ihre Stimmung gebessert hätte.
     
    Den ganzen Dienstag versuchte Mum, zu ihren Töchtern durchzudringen. Doch je mehr sie es versuchte, desto schweigsamer wurden sie – sogar Sky, die ihr sonst am nächsten stand. Keines der Mädchen verhielt sich ihr gegenüber unhöflich, sie bauten einfach eine Mauer auf, die zuvor nicht da gewesen war.
    »Es ist, als wären sie nicht mehr sie selbst«, sagte Mum an diesem Abend zu Dad. »Sie wirken so teilnahmslos und gelangweilt.«
    »Von ihrem Standpunkt aus betrachtet, sind sie tatsächlich nicht mehr sie selbst«, erwiderte Dad. »Ich schätze, sie fühlen sich, als würde ein wichtiger Teil von ihnen nicht akzeptiert.«
    »Ich möchte sie doch nur beschützen«, sagte Mum zum hundertsten Mal.
    »Das weiß ich – und ich kann beide Standpunkte nachvollziehen«, meinte Dad.
    »Sie sind mir gegenüber schrecklich distanziert«, beklagte sich Mum.
    »Das ist mir schon aufgefallen.«
    »Ich fürchte, sie glauben, dass ich den Plan insgeheim vor ihnen versteckt habe.«
    Dad seufzte. »Ich frage mich, wo zum Teufel der hin verschwunden ist. Wir können nur hoffen, dass die Stimmung bis Weihnachten wieder besser wird. Im Moment schleichen alle mit langen Gesichtern durch die Gegend.«
    »Und hoffen wir, dass Marilyns Plan Erfolg hat«, ergänzte Mum.
    »O ja«, sagte Dad nickend.
     
    Auf Eichenruh sah Glenda Glass an diesem Abend aus ihrem Schlafzimmerfenster. Wolken fegten über den tintenblauen Himmel, während der Mond hinter den Bäumen aufging.
    Es sieht furchtbar kalt und ungemütlich draußen aus, dachte sie. Mir ist so schön warm hier drinnen. Ich fühle mich … sicher.
    Was soll ich nur tun? Was kann ich tun?
    In wenigen Tagen werden Stephen und Zoe zu Hause sein. Was werden sie tun, wenn sie die Wahrheit erfahren? Und warum macht mir das auf einmal etwas aus?
    Sie dachte daran, wie Marilyn Cantrip auf dem Sofa gesessen hatte. Sie hatte gut ausgesehen, erinnerte sie sich. Zufrieden.
    Vielleicht hat Marilyn recht: Wir werden älter, und die Dinge haben sich geändert.
    Ich war früher in der Lage, Dinge zu verbergen. Mein ganzes Leben habe ich meine Geheimnisse bewahrt. Sogar meine Ehemänner ahnten nicht, wer oder was ich wirklich war – und wie ich sie benutzte. Wenn die Dinge schwierig wurden, ging ich einfach davon und fing ein neues Leben an. Aber das ist vorbei. Das möchte ich nicht mehr …
    Die Magie der Cantrip-Schwestern hat alles verändert. Ich habe es nicht geschafft, sie zu besiegen, und jetzt sind Dinge über uns alle ans Licht gekommen. Zu viele Menschen wissen nun davon, als dass ich einfach verschwinden könnte. Also, was soll ich wegen Marilyns Geld tun?
    Was soll ich nur tun?

MrsDuggery trifft ein

    Am Mittwochmorgen war der Himmel klar, und dicker Raureif bedeckte den Boden.
    Gegen Mittag klopfte es. Flame ging zur Haustür und öffnete sie.
    »MrsDuggery!«, rief sie aus, als sie die winzige, runzelige alte Dame auf der Türschwelle stehen sah. Einen kurzen Moment war Flame sprachlos vor Erstaunen. Warum war MrsDuggery hier? Dann erinnerte sie sich an ihre Manieren und bat sie herein. »Kommen Sie!«
    »Morgen«, sagte MrsDuggery in ihrem breiten Norfolk-Dialekt. Sie stapfte

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