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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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Export.«
    »Wovon?«
    »Hering.«
    »Hering?«
    »Ja«, sagte Mahn verblüfft. »Hast du das etwa nicht gewußt? Die Firma kauft in Norwegen und Island Hering auf und exportiert ihn dann. Wohin1, weiß ich nicht. Das ganze Unternehmen scheint aber, soviel ich weiß, völlig legal zu arbeiten.«
    »Und die Firma in Stockholm?«
    »Ist in erster Linie eine Immobiliengesellschaft, nur…«
    »Nur was?«
    »Die Experten meinen, daß Palmgren sein wirkliches Vermögen anderweitig erwirtschaftet hat, und zwar auf eine Weise, die wir weder kontrollieren noch unterbinden können.«
    »Okay, ich verstehe.«
    »Ich möchte dir noch ein paar Dinge ans Herz legen.«
    »Nämlich?«
    »Erstens, daß Palmgren ungeachtet seiner afrikanischen und anderen Auslandsgeschäfte ein Mann mit großem Einfluß in unserer Gesellschaft war, ein Mann, der viele einflußreiche Freunde hatte.«
    »Ich habe kapiert.«
    »Es gilt also, mit großer Behutsamkeit zu Werke zu gehen.«
    »Ich verstehe. Und zweitens?«
    »Daß du mit der Möglichkeit rechnest, daß es sich hier um einen politischen Mord handelt.«
    »Ja«, sagte Martin Beck und wurde mit einemmal ernst. »Ich rechne mit dieser Möglichkeit.«
    Damit war das Gespräch beendet. Martin Beck rief im Polizeihaus an. Mänsson hatte noch nichts von sich hören lassen. Skacke war besetzt und Backlund aus dem Haus gegangen. Das war eine gute Idee. Aus dem Haus gehen. Das Wetter war einladend, und außerdem war Sonnabend.

9
    Als Martin Beck wenige Minuten später das Foyer betrat, herrschte dort ein Menschen und Sprachengewirr. Unter denen, die sich am Empfangstresen drängten, befand sich ein Mann, der notwendigerweise sofort alle Blicke auf sich zog.
    Es war ein ziemlich korpulenter Mann, in einem Pepitaanzug von modernem, jugendlichem Schnitt, mit gestreiftem Hemd, gelben Schuhen und Strümpfen von der gleichen schreienden Farbe. Er hatte welliges, glänzendes Haar und einen nach oben gezwirbelten Schnurrbart, der sicherlich gewachst und mit einem Schnurrbartformer präpariert war. Der Mann lehnte sich lässig an den Portiertresen. Er trug eine Blume im Knopfloch und ein zusammengerolltes Exemplar von Esquire unterm Arm. Er sah aus wie ein Reklameonkel auf einem Plakat, der für eine Diskothek warb.
    Martin Beck kannte diesen Mann. Er hieß Paulsson und war Erster Kriminalassistent in Stockholm.
    Als Martin Beck vortrat und seinen Schlüssel abgab, warf Paulsson ihm einen Blick zu, der so ausgesucht leer und indolent war, daß drei Personen sich veranlaßt sahen, sich umzudrehen und zu starren.
    Die Sicherheitspolizei war also schon vor Ort.
    Martin Beck überkam plötzlich ein fast unbezwinglicher Lachreiz.
    Ohne seinen geheimen Kollegen anzusehen, machte er auf dem Absatz kehrt und ging hinaus in die Sonne.
    Mitten auf der Mälarbron drehte er sich um und betrachtete den Hotelbau. Er war gar nicht übel in seinem typischen Stil mit der imposanten Fassade und dem hohen Jugendstilturm, der einen markanten Blickpunkt im Stadtbild darstellte. Beck wußte sogar, wer das Haus einmal entworfen hatte: Franz Ekelund.
    Paulsson stand auf der Hoteltreppe und spähte um sich. Sein ganzer Aufzug sah so nach Verkleidung aus, daß kaum ein Staatsfeind verfehlen würde, ihn zu erkennen. Überdies hatte Paulsson die erstaunliche Gabe, im Zusammenhang mit Demonstrationen und anderen öffentlichen Schlägereien unweigerlich vor jede Fernsehkamera zu geraten.
    Martin Beck lächelte in sich hinein und schlenderte zum Hafen hinunter.
    Das Zimmer, das Benny Skacke als Untermieter bewohnte, lag in der Kärleksgatan, nur einen Block vom Polizeihaus entfernt. Es war groß und gemütlich mit praktischen, wenn auch etwas verwohnten Möbeln. Er hatte es von einem Polizeiassistenten übernommen, der nach Landskrona versetzt worden war. Die Wirtin, eine freundliche mütterliche alte Dame, war die Witwe eines Polizisten. Sie stellte nur eine Forderung an ihre Untermieter: Es mußten Polizeibeamte sein.
    Skackes Zimmer grenzte an den Flur. Badezimmer und Küche waren in bequemer Reichweite, und er hatte unbeschränkten Zugang zu beiden.
    Benny Skacke war ein Gewohnheitsmensch oder vielmehr gerade im Begriff, sich zu einem zu entwickeln. Es entsprach eigentlich nicht seinem Naturell, das Dasein in einen festen Rahmen zu pressen, aber er war der Meinung, die selbstgesteckten Aufgaben besser erfüllen zu können, wenn er sich an ein bestimmtes Schema hielt. Sein Ziel war, Polizeichef zu werden.
    Er stand jeden Morgen um halb

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