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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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sieben auf, machte Freiübungen und trainierte mit Gewichten, dann nahm er eine eiskalte Dusche und zog sich an. Er pflegte ein nahrhaftes Frühstück zu sich zu nehmen, das meist aus Dickmilch mit Cornflakes, einem gekochten Ei, Vollkornbrot und Fruchtsaft bestand. Wegen seiner unregelmäßigen Arbeitszeit mußte er seine sportliche Betätigung in die freie Zeit verlegen, die sich im Lauf des Tages bot. Mindestens dreimal in der Woche ging er zum Schwimmtraining, unternahm lange Radtouren, zog gelegentlich seinen Trainingsanzug an, um draußen auf dem Sportplatz von Linhamm seine Übungen zu absolvieren. Außerdem nahm er fleißig am Fußballtraining im Sportverein der Polizei von Malmö teil. Er hatte einen Stammplatz in der Mannschaft und spielte in jeder Begegnung mit. Abends las er juristische Lehrbücher und hatte schon zwei Prüfungen seines Juraexamens erfolgreich hinter sich gebracht. Er hoffte, im Herbst für die dritte Hürde reif zu sein.
    Zweimal täglich, morgens um elf und abends um neun, rief er seine Verlobte Monica an. Sie hatten sich eine Woche vor seinem Dienstantritt in Malmö in Stockhohn verlobt. Als frischgebackene Krankengymnastin hatte sie sofort versucht, in Malmö eine Stellung zu finden. Es war ihr aber nicht gelungen, näher als nach Hälsingborg zu kommen. Das war immerhin eine Verbesserung der Situation, weil sie sich jetzt immerhin an den seltenen Tagen treffen konnten, an denen sie zufällig beide frei hatten.
    An diesem warmen und sonnigen Sonnabendmorgen wich Benny Skacke insoweit von seinem Schema ab, als er eine Stunde später als sonst aufstand und sich das Frühstück verkniff. Statt dessen füllte er eine Thermosflasche mit kaltem Kakao und packte diese zusammen mit einer Badehose und einem Frotteehandtuch in einen Campingbeutel. Auf dem Weg zum Polizeihaus ging er in die Bäckerei am Davidshallstorg und kaufte zwei Zimtwecken und ein Vanilleherz. Er ging an dem großen kupfernen Portal des Haupteingangs vorbei, bog in die Verkstadsgatan ein und betrat den Hof des Polizeihauses, wo sein Fahrrad stand. Es war schwarz, ein dänisches Fabrikat, und auf dem schräggestellten Rahmen hatte er eigenhändig das Wort POLIZEI in weißer Blockschrift angebracht.
    Er hoffte, dies werde eventuelle Fahrraddiebe abschrecken.
    Mit dem Campingbeutel auf dem Gepäckhalter radelte er durch das üppige Grün von Kungsparken zur Badeanstalt in Ribersborg. Trotz der frühen Morgenstunde war es schon brütend heiß. Er schwamm und sonnte sich etwa eine Stunde, dann machte er sich daran, sein mitgebrachtes Frühstück zu verzehren.
    Als Skacke sein Dienstzimmer betrat, war es halb zehn, und auf seinem Schreibtisch lag eine Mitteilung von Backlund.
    Mänsson bei der Witwe, Beck bis auf weiteres im Savoy. Paß aufs Telefon auf. Ich komme um zwölf wieder. Backlund.
    Skacke setzte sich an den Schreibtisch und paßte aufs Telefon auf, das keinen Ton von sich gab, während er über den Mord an Viktor Palmgren nachdachte. Was mochte das Motiv gewesen sein?
    Palmgren war ein reicher Mann gewesen, also lag Geld als Motiv am nächsten. Oder Macht. Wer würde aus Palmgrens Tod Nutzen ziehen? Charlotte Palmgren war die nächste Angehörige und - soviel er wußte - Alleinerbin des Geldes. Mats Linder hingegen stand der Macht am nächsten. Im Hinblick auf die vielgerühmte Schönheit Frau Palmgrens und ihre relative Jugend kam natürlich auch Eifersucht in Frage. Es war nicht undenkbar, daß sie einen Liebhaber hatte, der keine Lust mehr verspürte, die zweite Geige zu spielen. Andererseits wäre es aber ein höchst merkwürdiges Verfahren gewesen, den Ehemann auf diese Weise aus dem Weg zu räumen. Welcher Art das Motiv auch sein mochte, das Vorgehen war bemerkenswert unüberlegt gewesen. Der Täter war zwar davongekommen, aber die Chancen, sich zu retten, mußten als äußerst minimal erschienen sein, wenn er die Tat vorher genau geplant hatte. Überdies war das Opfer erst nach vierundzwanzig Stunden gestorben. Wenn das Unglück - oder Glück - es gewollt hätte, hätte das Opfer den Anschlag überlebt. Der Mann mußte auch gewußt haben, daß Palmgren sich zu diesem Zeitpunkt im Restaurant des Savoy aufhalten würde, es sei denn, der Täter war ein Verrückter, der einfach hereinspaziert war, um den ersten besten Gast niederzuschießen.
    Das Telefon klingelte. Es war Kriminalintendent Malm aus Stockholm, der Martin Beck sprechen wollte. Skacke erklärte ihm, daß dieser vermutlich noch in seinem Hotel sei, und

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