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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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von dem, was die anerkannt beste Restaurantküche Skandinaviens zu bieten gehabt hatte.
    Er schlug die Augen mit einem Gefühl allgemeinen Wohlbehagens auf, und während er das Aufstehen noch ein paar Minuten hinauszögerte, grübelte er über die Tatsache nach, daß sein Appetit besser geworden war und sein Magen sich allmählich vernünftig zu verhalten begann, nachdem er sich von seiner Frau getrennt hatte. Also war sein Leiden, mit dem er sich so lange Jahre rumgeschlagen hatte, rein psychosomatisch bedingt gewesen, und genau das hatte er auch immer vermutet.
    Der Abend war sehr angenehm und ziemlich lang gewesen.
    Mänsson hatte gleich zu Beginn vorgeschlagen, den Fall Palmgren ein paar Stunden unerwähnt zu lassen, da bislang ohnehin kaum konkrete Anhaltspunkte für irgendwelche Schlußfolgerungen vorlagen. Dies war ohne Zweifel richtig, außerdem hatten beide eine anständige Mahlzeit, die in aller Gemütsruhe eingenommen wurde, unbedingt nötig, und dieses Essen wollten sie dann mit einem reellen Nachtschlaf abrunden. Sie wollten ganz einfach das Gefühl haben, ein paar Stunden nicht im Dienst zu sein, um Kräfte zu sammeln für die weitere Ermittlungsarbeit. Bisher war das vorhandene Material noch sehr dürftig, aber beide hatten das dunkle Gefühl, der Fall könne sich als kompliziert und noch als unangenehm schwer zu lösen erweisen.
    Martin Beck warf die Bettdecke zur Seite und stand auf. Er zog die Sonnenblende hoch und sah mit einem Gefühl des Wohlbehagens durchs offene Fenster. Draußen war es schön warm und strahlender Sonnenschein. Hinter Ferdinand Bobergs großartigem Postgebäude von 1906 war der Öresund zu erkennen, blau und verlockend trotz der Wasserverschmutzung, und ein leuchtend weißer Schiffsrumpf. Die Eisenbahnfähre Malmöhus drehte gerade weitausholend vor der Hafeneinfahrt, um den Bug in die richtige Position zu bringen. Ein feines Schiff, 1945 bei Kockums gebaut und nach altehrwürdigen Richtlinien konstruiert. Als Schiffe noch wie Schiffe aussahen, dachte Martin Beck. Dann zog er seinen Schlafanzug aus und ging ins Bad. Er stand unter der Dusche, als das Telefon klingelte. Es läutete noch etliche Male, bevor er den Kaltwasserhahn abgestellt, sich ein Badelaken um die Hüften gelegt hatte und zum Telefon getapst war. Er hob den Hörer ab. »Ja, hier Beck.«
    »Mahn. Wie geht's?«
    Wie geht's. Die ewige Frage. Martin Beck zog die Stirn in Falten und sagte: »Schwer zu sagen in diesem Stadium. Die Ermittlungen haben gerade erst begonnen.«
    »Ich habe dich im Polizeihaus suchen lassen, bekam aber nur diesen Skacke an den Apparat«, beklagte sich der Intendent.
    »Aha.«
    »Hast du etwa noch im Bett gelegen und geschlafen?« Der Ton war ebenso erstaunt wie insinuant.
    »Nein«, sagte Beck wahrheitsgemäß. »Das habe ich nicht.«
    »Du mußt den Mörder fassen. Und zwar schnellstens.«
    »Aha.«
    »Ich werde selber bedrängt. Sowohl der Chef wie der Minister sind mir auf die Pelle gerückt. Jetzt hat sich auch noch das Auswärtige Amt eingeschaltet.« Malms Stimme war schrill, aber das war sie immer. »Darum muß es fix gehen. Schnellstens, wie ich schon sagte.«
    »Und wie stellst du dir das vor?« fragte Martin Beck zurück.
    Der Kriminalintendent unterließ es, auf diese Frage eine Antwort zu geben. Das war nicht überraschend, denn was er über praktische Polizeiarbeit wußte, war gleich Null. Er war außerdem auch kein guter Verwaltungsmann. Statt dessen sagte er: »Dieses Gespräch geht doch über die Hotelvermittlung, nicht wahr?«
    »Ich nehme es an.«
    »Dann mußt du mich von einem anderen Apparat aus anrufen. Bei mir zu Hause. So schnell wie möglich.«
    »Ich glaube, du kannst ohne jedes Risiko sprechen«, sagte Martin Beck. »In diesem Land hat nur die Polizei Zeit, die Privatgespräche abzuhören.«
    »Nein, nein, das geht auf keinen Fall. Was ich zu sagen habe, ist absolut vertraulich und sehr wichtig. Und dieser Fall hat Vorrang vor allen anderen.«
    »Warum?«
    »Darüber will ich ja gerade mit dir sprechen. Aber du mußt mich über einen direkten Draht anrufen. Fahr zum Polizeihaus oder sonstwohin. Und zwar schnell. Ich bin in einer kniffligen Lage. Mein Gott, ich wünschte, ich hätte nicht die Verantwortung für diese Geschichte.«
    »Arschloch«, sagte Martin Beck leise.
    »Ich verstehe nicht. Was hast du gesagt?«
    »Nichts. Ich ruf dich gleich an.« Martin Beck legte auf, trocknete sich ab und zog sich gemächlich an. Nach einem angemessenen Zeitraum hob er den

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