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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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Sprache auszudrücken, die auch für Polizisten begreiflich ist.«
    »Seit wann besteht dieses Verhältnis?«
    »Seit zwei Jahren.«
    »Wußte Direktor Palmgren davon?«
    »Nein.«
    »Und wenn er davon gewußt hätte: Wie hätte er reagiert?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Hätte er es vielleicht mißbilligt?«
    »Davon bin ich keineswegs überzeugt. Charlotte und ich sind großzügige, frei denkende Menschen. Viktor Palmgren war genauso. Seine Ehe war eher rein praktische Angelegenheit als ein gefühlsmäßiges Engagement.«
    »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
    »Charlotte? Vor zwei Stunden.«
    Mänsson grub in der Brusttasche nach einem neuen Zahnstocher, sah diesen an und sagte: »Ist sie gut im Bett?«
    Mats Linder starrte ihn sprachlos an. Schließlich brachte er heraus:
    »Sind Sie verrückt geworden?«
    Beck und Mänsson erhoben sich und sagten auf Wiedersehen, erhielten aber keine Antwort. Die tüchtige dunkelhaarige Sekretärin begleitete sie in den Warteraum, wo die Blondine am Empfang über eines ihrer Telefone ein gurrendes Privatgespräch führte.
    Als sie im Wagen saßen, sagte Mänsson: »Smarter Bursche.«
    »Ja.«
    »Sogar smart genug, die Wahrheit zu sagen, wenn er weiß, daß eine Lüge schnell entlarvt werden könnte. Glaub mir, der muß für Palmgren Gold wert gewesen sein.«
    »Mats Linder ist offensichtlich in eine gute Schule gegangen«, sagte Martin Beck.
    »Die Frage ist nur, ob er auch smart genug ist, nicht auf Menschen zu schießen«, sagte Mänsson.
    Martin Beck zuckte zweifelnd die Achseln.

12
    Lennart Kollberg wußte weder ein noch aus.
    Der Auftrag, den man ihm erteilt hatte, erschien ihm sowohl sinnlos wie ärgerlich; daß er damit Schwierigkeiten haben würde - der Gedanke kam ihm nicht einmal.
    Er sollte ein paar Menschen aufsuchen und mit ihnen reden. Das war alles.
    Kurz vor zehn verließ er das südliche Polizeihaus in Västberga, in dem alles friedlich und still war, was hauptsächlich dem Personalmangel zuzuschreiben war. An Arbeit dagegen herrschte kein Mangel, denn die Kriminalität in all ihren Erscheinungsformen blühte üppiger denn je in dem fruchtbaren Mutterboden, der sich Wohlfahrtsstaat nannte.
    Die Ursachen für diese Entwicklung lagen im dunkeln, zumindest für die führenden Männer in Regierung und Verwaltung sowie für die Experten, deren Aufgabe es war, diesen Staat möglichst reibungslos funktionieren zu lassen.
    Hinter seiner spektakulären topographischen Fassade und unter seiner geglätteten, teils sogar eleganten Oberfläche war Stockhohn heute ein Großstadtdschungel, in dem Rauschgiftsucht und Perversionen stärker grassierten denn je, ein Dschungel, in dem gewissenlose Wucherer völlig legal enorme Profite mit Pornographie in den unappetitlichsten und widerwärtigsten Formen machen konnten. Die Zahl der Berufsverbrecher schwoll immer mehr an; überdies waren sie zunehmend besser organisiert. Andererseits bildete sich, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, besonders unter älteren Menschen ein verarmtes neues Proletariat heraus.
    Die Inflation hatte es mit sich gebracht, daß das Preisniveau zu den höchsten der ganzen Welt gehörte, und die jüngsten Untersuchungen zeigten, daß viele Rentner gezwungen waren, von Hunde und Katzennahrung zu leben, um überhaupt über die Runden zu kommen.
    Daß Alkoholismus, der schon immer ein Problem gewesen war, und Jugendkriminalität ständig zunahmen, waren Phänomene, die niemanden erstaunten - außer die Verantwortlichen in Behörden und auf Regierungsebene.
    Was Stockhohn im übrigen anbelangte…
    Von der Stadt, in der Lennart Kollberg geboren und aufgewachsen war, war nicht mehr viel übrig. Mit dem guten Gedächtnis der Stadtplaner hatten die Baumaschinen der Grundstücksspekulanten und die Bulldozer der sogenannten Verkehrsexperten den größten Teil der soliden alten Bebauung vernichtet und nur einige »Kulturreservate« übriggelassen, die sich nunmehr recht pathetisch ausnahmen. Der Charakter der Stadt, die darin herrschende Stimmung und der Lebensstil waren verschwunden oder, besser gesagt, anders geworden, und dagegen ließ sich heute nicht mehr viel unternehmen.
    Gleichzeitig knirschte es immer mehr im Getriebe des Polizeiapparats, der total überanstrengt war, zum Teil wegen des Personalmangels, hauptsächlich aber aus anderen Gründen.
    Es ging nicht in erster Linie darum, mehr Polizisten einzustellen, sondern bessere Polizisten auszubilden, aber daran schien niemand gedacht zu

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