Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
Vom Netzwerk:
- durch den Umstand erschwert, daß man sich nur an die Kugel halten konnte, die überdies beim Aufprall deformiert worden war. Nichtsdestoweniger hatte der Ballistiker eine Liste der in Frage kommenden Waffen zusammengestellt. Martin Beck und Mänsson leisteten einen Beitrag, indem sie bestimmte Waffen von der Liste strichen, die nicht in Frage kamen. Dazu war nur ein wenig gesunder Menschenverstand erforderlich.
    Zunächst konnten sie alle automatischen Pistolen ausschließen. Diese schleuderten nämlich die Patronenhülse heraus, nachdem der Schuß abgefeuert worden ist, und eine Patronenhülse war bekanntlich nicht gefunden worden. Andererseits ist bekannt, daß man Patronenhülsen an den absonderlichsten Orten wiederfinden kann, zum Beispiel in einem Teller mit Kartoffelbrei, wie Backlund geargwöhnt hatte, in der Kleidung von Menschen oder eigentlich überall. Es gibt Beispiele dafür, daß Patronenhülsen in Jackentaschen und in Hosenumschlägen gefunden worden sind - lange Zeit nachdem ein Schuß abgefeuert wurde.
    Was aber noch entscheidender zu sein schien, waren die Zeugenaussagen. Obwohl keiner der Augenzeugen ein Waffenexperte zu sein schien, deuteten alle Aussagen in eine Richtung: Der Mörder hatte sich eines Revolvers bedient. Und Revolver werfen bekanntlich nicht die Patronenhülsen aus. Diese bleiben vielmehr brav in der Trommel stecken, bis man sie herausholt.
    Das Verzeichnis des Ballistikers war recht lang, und selbst nachdem Martin Beck und Mänsson eine Stunde ihrer kostbaren Zeit darauf verwandt hatten, es zusammenzustreichen, hatte es immer noch einen beachtlichen Umfang.
    »Ja, ja«, sagte Mänsson und kratzte sich den Kopf. »Diese Akte hilft uns auch nicht viel weiter, solange es uns nicht gelingt, die Tatwaffe zu finden oder etwas anderes, was uns auf die richtige Spur bringt.«
    »Was sollte das wohl sein«, sagte Martin Beck. »Weiß nicht«, sagte Mänsson.
    Martin Beck wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann faltete er das Taschentuch auseinander und schneuzte sich. Er sah auf die Liste der Revolver und las mißmutig ab: »Colt Cobra, Smith & Wesseon Modell 34, Firearms International, Harrington & Richardson 900, Harrington & Richardson 622, Harrington & Richardson 926, Harrington & Richardson Side-Kick, Harrington & Richardson Forty-Niner, Harrington & Richardson Sportsman…«
    »Sportsman«, sagte Mänsson zu sich selbst.
    »Mit diesen Burschen Harrington und Richardson würde ich gern mal ein Wörtchen reden«, sagte Martin Beck. »Warum können die sich nicht mit einem Modell begnügen?«
    »Oder gar keinem«, sagte Mänsson.
    Martin Beck blätterte um und murmelte weiter. »Iver Johnson Sidewinder, Iver Johnson Cadet, Iver Johnson Viking, Iver Johnson Viking Snub… die können wir übrigens streichen. Es haben ja alle gesagt, die Waffe habe einen langen Lauf gehabt.«
    Mänsson ging ans Fenster und sah gedankenverloren auf den Hof des Polizeihauses. Er hörte nicht länger zu. Hörte die Stimme Martin Becks nur noch als Geräuschkulisse.
    »Herters 22, Llama, Astra Cadix, Arminius, Rossi, Hawes Texas Marshai, Hawes Montana Marshai, Pic Big Seven… Mein Gott, nimmt das denn nie ein Ende.«
    Mänsson antwortete nicht. Er dachte an etwas ganz anderes.
    »Ich möchte gern wissen, wie viele Revolver es allein in dieser Stadt gibt«, sagte Martin Beck.
    Das war eine Frage, die nicht beantwortet werden konnte. Es gab natürlich unzählige. Erbstücke, gestohlene, ins Land geschmuggelte, die in Kommoden und alten Koffern aufbewahrt wurden. Das war zwar ungesetzlich, aber das war den Leuten leider gleichgültig.
    Außerdem gab es natürlich noch einige Menschen, die einen Waffenschein hatten, aber ihre Zahl war begrenzt.
    Die einzigen, die mit Sicherheit keine Revolver hatten oder sie zumindest nicht bei sich trugen, waren die Polizisten. Dienstpistole der schwedischen Polizei ist nämlich die 7,65-Millimeter-Walther. Dummerweise, denn automatische Pistolen haben zwar den Vorteil, daß man das Magazin leicht auswechseln kann, dafür haben sie aber andererseits die unangenehme Angewohnheit, sich an Kleidungsstücken festzuhaken, wenn man sie eilig ziehen will.
    Sie wurden in ihren Überlegungen unterbrochen, als Skacke an die Tür klopfte und eintrat.
    »Einer von Ihnen muß mit Kollberg reden«, sagte er. »Er weiß nicht, was er mit diesen Menschen in Stockhohn anfangen soll.«

21
    Die Frage, was man mit Hampus Broberg und Helena Hansson anfangen sollte, war, gelinde gesagt,

Weitere Kostenlose Bücher