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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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übernehmen wir auch Charterflüge. Überdies nehmen auch einige Kopenhagener Firmen unsere Dienste in Anspruch, wenn sie ganz bestimmte Transporte abzuwickeln haben. Es gibt aber auch noch andere Kunden.«
    »Welche Länder fliegen Sie an?« fragte Martin Beck.
    »Hauptsächlich europäische, mit Ausnahme der Ostblockstaaten natürlich. Mitunter fliegen wir auch nach Afrika.«
    »Afrika?«
    »Das sind meist Charterflüge. Aber das ist ein saisonbedingtes Geschäft«, sagte Hoff-Jensen und sah demonstrativ auf seine Armbanduhr. Mänsson streckte sich, nahm den Zahnstocher aus dem Mund und zeigte mit ihm auf Hoff-Jensen. »Wie gut kennen Sie Hampus Broberg?«
    Der Däne zuckte die Achseln. »Nicht besonders gut. Wir haben uns gelegentlich bei Vorstandssitzungen getroffen, wie neulich am Mittwoch auch. Außerdem telefonieren wir gelegentlich. Das ist alles.«
    »Wissen Sie, wo er sich im Augenblick aufhält?«
    Die Frage schien Hoff-Jensen zu erstaunen. »In Stockholm, nehme ich an. Da wohnt er. Und das Büro ist auch dort.«
    »Wie war das Verhältnis zwischen Palmgren und Broberg?« fragte Martin Beck.
    »Gut, soviel ich weiß. Sie verkehrten zwar nicht privat miteinander wie Viktor und ich, zum Beispiel. Wir spielten nämlich sehr oft Golf zusammen und trafen uns auch sonst, ohne daß über Geschäfte geredet wurde. Die Beziehungen zwischen Viktor und Hampus Broberg waren wohl eher die zwischen Chef und Angestellten.« Etwas in seinem Ton zeigte, daß er für Hampus Broberg eine gewisse Verachtung hegte.
    »Haben Sie die Sekretärin Brobergs schon früher einmal gesehen?«
    fragte Mänsson.
    »Dieses blonde Mädchen? Nein, das war das erste Mal. Süßes Mädchen.«
    »Wie viele Angestellte haben Sie hier?« fragte Martin Beck.
    »Im Augenblick zweiundzwanzig«, sagte er. »Das wechselt ein wenig, je nach…« Er unterbrach sich und zuckte die Achseln. »Nun ja, je nach Saison, Art des Auftrags und so weiter«, fügte er ausweichend hinzu.
    »Wo befinden sich Ihre Maschinen jetzt?« sagte Martin Beck.
    »Zwei stehen in Kastrup. Eine ist in Rom, und eine steht in Säo Tome, weil ein Motorschaden dort repariert werden muß. Die fünfte ist in Portugal.«
    Martin Beck stand abrupt auf. »Danke. Dürfen wir von uns hören lassen, falls noch etwas zu klären sein sollte? Werden Sie in der nächsten Zeit in Kopenhagen bleiben?«
    »Aber natürlich«, sagte Hoff-Jensen. Er legte die Zigarre weg, blieb aber ungerührt im Schreibtischsessel sitzen. In der Tür drehte Mänsson sich um und sagte: »Sie wissen nicht zufällig, wer Viktor Palmgren nach dem Leben getrachtet haben könnte?«
    Hoff-Jensen nahm seine Zigarre, sah Mänsson fest an und sagte:
    »Nein, das weiß ich nicht. Offensichtlich derjenige, der ihn erschossen hat. Farvel, meine Herren.«
    Sie gingen über die Kebmagergade zum Amagertorv. Mänsson warf einen Blick in die Laederstraede. Er kannte ein Mädchen, das dort wohnte. Sie war eine Bildhauerin aus Schonen, die es aber vorzog, in Kopenhagen zu wohnen. Er hatte sie vor einem Jahr in Zusammenhang mit einer Ermittlung kennengelernt. Sie hieß Nadja, und er mochte sie sehr. Sie trafen sich gelegentlich, meist bei ihr, schliefen miteinander und genossen ihr Zusammensein. Keiner von ihnen wollte sich binden, und sie hüteten sich davor, zu sehr in das Leben des anderen einzudringen. In dem einen Jahr, das ihr Verhältnis nun schon dauerte, waren ihre Beziehungen so gut wie problemlos gewesen. Die einzige Crux für Mänsson war, daß er den üblichen gemeinsamen Wochenenden mit seiner Frau nicht mehr mit dem gleichen Vergnügen entgegensah. Er wäre lieber mit Nadja zusammen gewesen.
    Die Straget wimmelte von Menschen. Die meisten schienen Touristen zu sein. Martin Beck, der Menschenansammlungen verabscheute, zog Mänsson mit sich durch das Gewimmel vor dem Eingang zum Magasin du Nord in die Lilie Kongensgade. Im Skindbuksen tranken sie je ein kellerkühles Tuborg. In diesem Lokal herrschte zwar auch großes Gedränge, allerdings von einer gemütlicheren Art als auf der Straße.
    Mänsson überredete Martin Beck dazu, für die Rückfahrt ein Tragflächenboot zu nehmen. Es hieß Svalan, und Martin Beck wurde es während der Überfahrt übel. Vierzig Minuten nachdem sie dänischen Boden verlassen hatten, betraten sie die Tür zu Mänssons Dienstzimmer.
    Auf dem Schreibtisch lag eine Nachricht vom technischen Dezernat: Ballistische Untersuchung fertig. Wall.

20
    Martin Beck und Mänsson betrachteten die Kugel, die

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