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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach
Autoren: P Tremayne
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Inis Faithleann, der Insel des heiligen Faithleann, aufgenommen, der einer der großen Verkünder des Neuen Glaubens in unserem Land war.
    Der Ort ähnelt durchaus dem hiesigen, wenngleich er auf einer Insel mitten in einem See liegt, umgeben von Bergen, die in üppiges Grün getaucht sind – Bäume und immergrüne Pflanzen wie Stechpalmen, Ebereschen und Arbutus. Es mag merkwürdig erscheinen, dass er, auf eine Mission nach St. Gallen geschickt, letztlich …« Sie stockte, denn ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf, der sie ablenkte und den sie nicht vergessen durfte, »… letztlich aber in Mailand landete, von wo es ihn hierher ins Trebbia-Tal und zu eurer Abtei zog, die Colm Bán vor vielen Jahren gegründet hatte. Es heißt, er war ein guter
scriptor,
aber er machte einen Fehler. Er hatte einen Eid geleistet, bei uns zu Hause spricht man von einem
géis,
und er hätte wissen müssen, dass man den nicht ungestraft brechen kann. Hält man sich nicht daran, schlägt das Schicksal unerbittlich zurück. Er hat es mit dem Leben büßen müssen …«
    Stammelnd kam sie zum Ende, denn ihr fiel nichts Positives mehr ein, was sie hätte sagen können. Der Ehrwürdige Ionas trat vor und ergänzte ihre Rede. »Und dennoch gibt es einen, der alles weiß, der den Sünder sieht, und selbst, wenn wir armen Sterblichen ihn hier auf Erden nicht stellen können, so wird man ihn in seinem anderen Leben finden und zur Rechenschaft ziehen.«
    Dann wurden die sterblichen Reste von Abt Servillius in die Erde gelassen, und der Ehrwürdige Ionas übernahm die Würdigung. In Fidelmas Heimat wäre das die
écnaire
gewesen, die Fürsprache für die Seele, die Bitte um Ruhe für sie. Die endete mit einem Segensspruch.
    »Abt Servillius entstammte einer römischen Patrizierfamilie in Placentia. Seine Vorfahren dienten unserem Land in langer und ehrenvoller Tradition. Er stand dieser Abtei nicht nur als Abt vor, sondern auch als Bischof. Ich selbst war hier,als Servillius das erste Mal durch die Tore unserer Abtei schritt. Das war vor vierzig Jahren, als es noch Brüder gab, die unseren gesegneten Gründer Columbanus gekannt hatten. Ich habe ihnen viel zu verdanken, waren sie es doch, die mich inspirierten, eine Biografie über den großen Mann zu schreiben.
    Auch Servillius war in vielerlei Hinsicht ein gesegneter Mann. Als er Abt wurde, machte er sich den Wunsch unseres Gründers zu eigen, unsere Abtei nicht nur als Stätte des Glaubens zu pflegen, sondern auch zu einem Zentrum des Lernens, der Forschung und des Fortschritts zu entwickeln. Er war bemüht, die Abtei nicht in die Hände der Anhänger des Arius fallen zu lassen. Dank meines Amtes konnte ich in Rom vorstellig werden und bewirken, dass man unsere treue Ergebenheit gegenüber dem Heiligen Vater anerkannte und uns die Mitra für unseren Abt als Bischof zugestand. Zuvor hatte ich die gleiche Ehrung für Abt Bobolen erwirken können. Gemeinsam wehrten wir die bösen Absichten der Anhänger des Arianischen Glaubens ab …«
    Unversehens hielt er inne und schaute zu Magister Ado. Fidelma entging sein Blick nicht, sie fand ohnehin, dass der gute Mann in seinen Betrachtungen, die doch eigentlich eine Würdigung von Abt Servillius hätten sein sollen, ein wenig zu selbstgefällig geworden war.
    »In dem Ringen um den wahren Glauben fanden wir Unterstützung durch Magister Ado, der später zu uns stieß und einer der angesehensten Gelehrten unserer Abtei wurde. Ich – wir werden nicht zulassen, dass unser Abt umsonst sein Leben hingab; wir werden weiterhin alles daransetzen, dass unsere Abtei zu einem Zentrum wird, das man in der gesamten Christenheit wegen seiner Frömmigkeit und Gelehrsamkeit rühmt.«
    Als der Leichnam des Abts ins Grab gesenkt wurde, hörten es alle – das Echo widerhallte im ganzen Tal – durchdringende, helle Töne einer Muse, den wehklagenden Aufschrei einer gequälten Seele.
    Bestürzung griff um sich. Etliche Brüder hasteten zurück zur Abtei. Trotz der unruhigen Schatten des Laternenlichts konnte Fidelma die blassen, gespenstischen Gesichter von Bruder Hnikar und Bruder Wulfila erkennen. Selbst Bruder Faro starrte erschrocken auf die dunklen Umrisse der Bergeshöhen. Der Einzige, der mit einem vagen Lächeln auf den Lippen dastand, war Odo.
    Magister Ado machte den Brüdern, die nur zögernd am Grab ausharrten, sanfte Vorhaltungen. »Habt ihr noch nie zuvor die
Muse
gehört? Habt ihr noch nie, wenn wir eine Beerdigung hatten, die Sackpfeife spielen
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