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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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die Frage, bist du als Seigneur über dieses Tal einer der Adligen, von denen du eben gesprochen hast?«
    Radoald lachte und schüttelte den Kopf. »So mächtig bin ich nun wieder nicht, Fidelma von Hibernia. Natürlich bin ich bemüht, dieses Tal zu schützen – und Bobium gehört dazu. Es ist ein kleines Tal mit nur wenigen Bewohnern. Der Einfluss des Klosters von Bobium ist gewaltig, und wir leben in Eintracht miteinander. Jenseits des Tales sieht es anders aus. Du kennst doch gewiss eine der hier geltenden Lebensweisheiten –
cuius regio, eius religio

    Fidelma lächelte und neigte bestätigend den Kopf. Die Übersetzung barg keine Schwierigkeiten – wer das Land regiert, bestimmt die Religion der Einwohner.
    »Ich weise noch einmal darauf hin, außerhalb des geschützten Tals ist Umsicht geboten. Bruder Ruadán hätte sich diplomatischer verhalten müssen. Ich habe ohnehin von den wenigen Leuten aus Hibernia, denen ich begegnet bin, den Eindruck gewonnen, dass ihr Menschen von Rang und Würde nicht mit der gehörigen Ehrfurcht gegenübertretet, wie es Langobarden gewohnt sind.«
    »Bei uns heißt es ›Niemand ist etwas Besseres als ich, und auch ich bin nichts Besseres als jemand anders‹«, entgegnete Fidelma. »Mit anderen Worten: Einem jeden gebührt der gleiche Respekt.«
    Radoald grinste. »Einem jeden gebührt der Respekt, der seiner Stellung im irdischen Leben entspricht. Schließlich weist der Schöpfer jedem seinen Platz zu, und es käme einer Gotteslästerung gleich, wäre man mit seinem Los unzufrieden.«
    »Das ist eine merkwürdige Philosophie«, fand Fidelma.
    »Nicht für uns«, entgegnete Radoald. »Überlege doch mal, was für ein Chaos es gäbe, wenn es anders wäre. Zum Beispiel könnte Wulfoald, der Hauptmann meiner Garde, eines Tages zu der Auffassung gelangen, er wäre mir ebenbürtig. Mit seinem Los unzufrieden, würde er dann versuchen, mich zu stürzen und meinen Platz einzunehmen. Ich bin aber dank meiner Geburt dazu auserkoren, über die Schwachen zu regieren und sie zu führen, wenn sie meine Hilfe brauchen.«
    »In meinem Land sagt man, das Volk ist stärker als sein Herrscher, denn es ist das Volk, das seinen Anführer bestimmt und nicht umgekehrt.«
    »Wie kann man dem Volk gestatten, seinen Herrscher zu wählen?« Der junge Mann konnte sich nicht genug wundern. »Es ist der Schöpfer, der den Herrscher erwählt, ihn mit der Macht versieht zu regieren.«
    »Bei uns wird der Fähigste aus dem Clan, der Intelligenteste und Stärkste von seinem Sippenverband und seinem Volk zum Herrscher gewählt. Ich weiß, bei euch ist es immer nur der Erstgeborene, egal ob er ein Dummkopf oder großer Philosoph ist. Wie kannst du da sagen, es wäre der Schöpfer, der ihn auserwählt hat?«
    Radoald lachte verschmitzt. »Wenn sich der Herrscher als ein Dummkopf erweist, wäre es mit dem Herrschen rasch vorbei.«
    »Ihr würdet ihn beiseiteschaffen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und das geschieht oft mit Gewalt, entweder seitens der eigenen Familie oder seitens des Volkes?«
    Radoald erkannte den Punkt, auf den sie hinauswollte, und zuckte nur mit den Achseln, was sie als Bestätigung verstand.
    »Wäre es nicht besser, ihn auf die Weise zu wählen, wie wir es tun? Warum sollte man erst der Natur – ich meine der natürlichen Erbfolge – ihren Lauf lassen und dann die Natur korrigieren?«
    »Wenn man dem Volk die Wahl lässt … Wenn das Volk seinen Herrscher wählen darf, denkt es doch, es darf in allen Dingen wählen, was es will.«
    »Und warum sollte es das nicht tun dürfen? Schließlich leben wir alle unter einem Dach und sind auf einander angewiesen.«
    Radoald brauchte einen Moment, um das zu verinnerlichen. Dann lachte er kurz auf.
    »Ich glaube nicht, dass wir in dieser Frage zu einer gemeinsamen Auffassung kommen, Fidelma von Hibernia. Doch zumindest begreife ich langsam, wieso eure Leute in meinem Land in ihrer Haltung zu den Oberen als starrköpfig undrespektlos gelten. Sei aber vorsichtig, was du sagst und zu wem du es sagst, wir leben in schwierigen Zeiten, und es kostet mich große Anstrengung, zwischen unserem Tal und seinen Nachbarn Frieden zu bewahren.«
    Fidelma nickte. »Ich werde deinen Rat befolgen, Radoald von Trebbia. Und doch heißt es bei uns ›Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt‹.«
    »Du bist wahrlich die Tochter eines Königs, Fidelma von Hibernia«, gab Radoald widerstrebend zu. »Jedenfalls haben sich

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