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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Herrschers.«
    »Habt ihr kein Gesetz, das die Thronfolge regelt? Gesetze, die den Richtern die Möglichkeit geben, einen ungerechten Herrscher abzusetzen?«
    Radoald sah sie überrascht an und schüttelte dann amüsiert den Kopf.
    »Du willst mir doch nicht im Ernst erzählen, dass ihr solche Gesetze habt?«
    »Ein König hat sich dem Gesetz ebenso unterzuordnen wie ein Kuhhirt«, eröffnete ihm Fidelma mit großer Selbstverständlichkeit.
    »Bei uns gilt: Der Gesetzgeber ist der König. Ein jeder hat sich
seinem
Gesetz unterzuordnen.«
    Dann machte Radoald mit Fidelma einen Rundgang durch seine Festung, und sie nahm erstaunt die Fülle an Wandteppichen und Gemälden zur Kenntnis, Schätze, die, wie sie erfuhr, aus Byzanz stammten. Es gab Statuetten aus dem alten Rom und viele andere Ziergegenstände. Sie gewann den Eindruck, dass der junge Mann es darauf angelegt hatte, sie zu beeindrucken und ihr zu beweisen, dass er ein kultivierter und kunstverständiger Mann war. Nach einer Weile bekannte er: »Als wir, die Langobarden, vor etwa hundert Jahren in dieses Land kamen, waren wir Heiden, hatten noch nichts von Christus und seiner Lehre gehört. Für uns gab es nur eins – erobern und herrschen mit dem Schwert. Dankenswerterweise haben sich die Zeiten geändert.«
    Ihre Unterhaltung wurde von einem hoch aufgeschossenen Mann von angenehmem Äußeren unterbrochen, der auf sie zukam. Schwer zu sagen, wie alt er war, denn trotz seines schneeweißen Haares wirkte er jung. Die Augen waren so dunkel, dass sich kaum Pupillen erkennen ließen, die Lippen dünn und auffallend rot, die Nase hervorstehend und schmal. Er war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, die Ärmel seines Gewands waren so weit und lang, dass die Hände darin verschwanden. Keinerlei Schmuck erhellte das düstere Schwarz.
    »Suidur, das ist Schwester Fidelma von Hibernia, nicht nur Nonne, sondern eine Prinzessin ihres Landes«, stellte Radoald sie vor. »Und das ist Suidur, mein Arzt.«
    Die dunklen Augen ruhten regungslos auf Fidelma. Dann führte der Arzt die linke Hand zum Herzen und verbeugte sich kurz.
    »Hibernia? Willkommen in unserem Tal, edle Dame. Gisa hat mir von eurer Begegnung und eurer gemeinsamen Reisehierher berichtet.« Er sprach mit trockener, emotionsloser Stimme. »Du wärest einst Schülerin vom alten Bruder Ruadán in Bobium gewesen, erzählte sie.«
    »Ja, das stimmt. Darf ich davon ausgehen, dass es Bruder Faro besser geht?«
    »Faro geht es gut«, bestätigte der Arzt. »Zum Glück war die Wunde nicht verschmutzt, und es droht keine Entzündung. Gisa hat ihn bestens versorgt. Ich habe die Wunde mit Kräutern behandelt und einen Verband angelegt. Natürlich hat er Wundschmerz, das ist aber auch alles. Von meiner Warte aus kann er die Reise nach Bobium morgen fortsetzen und dürfte sich rasch erholen. Natürlich darf er sich nicht überanstrengen.«
    »Dann ist die Sache ja noch mal gut ausgegangen«, bemerkte Radoald befriedigt.
    Der Arzt schaute sich suchend in der Halle um. »Ich dachte, Magister Ado ist auch hier, ich sehe ihn aber nirgends.«
    »Magister Ado hat darum gebeten, ihn zu entschuldigen, die Reise hat ihn erschöpft«, erklärte Radoald. »Er möchte das Abendessen in seiner Kammer einnehmen.«
    Suidur der Weise richtete die dunklen Augen wieder auf Fidelma. »Kennst du ihn schon lange?«
    Sie war überrascht, von Suidur die gleiche Frage gestellt zu bekommen wie zuvor von Radoald.
    »Ich bin ihm in Genua begegnet. Er erzählte mir von Bobium und erwähnte einen Bruder Ruadán dort. Ich konnte nicht aus eurem Land abreisen, ohne meinen alten Mentor gesehen zu haben, umso mehr, da ich erfuhr, dass es ihm nicht gut geht.«
    »Du hast vor eurer Begegnung in Genua Magister Ado nicht gekannt?« Suidur starrte sie nachdenklich an.
    Sie wollte gerade antworten, als der junge Adelsmann ihr zuvorkam. »Augenscheinlich hatte sie weder vom Magister noch von Bobium etwas gehört, erfuhr erst von ihnen durch die zufällige Begegnung im Seehafen. Sie ist auf der Rückreise von Rom nach Hibernia. Du musst schon entschuldigen, edle Dame, aber in unserer kleinen Gemeinschaft sind wir bei Besuchern immer sehr hellhörig.« Ein Horn wurde geblasen, und Radoald schien erleichtert. »Das Mahl ist bereitet. Kommt, lasst uns speisen.«
    Der Einzige, der beim Essen fehlte, war Magister Ado. Schwester Gisa und Bruder Faro erschienen gemeinsam. Fidelma wurde der Platz zwischen Radoald und Suidur gewiesen. Im Gespräch ging es sowohl um

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