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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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bedeutender Lehrer.«
    »Hast du ihn gekannt?«
    »Ich kam als junger Mann her, da war er schon drei Jahre tot«, erwiderte der alte Gelehrte mit bedauerndem Kopfschütteln. »Aber ich hatte mit vielen zu tun, die ihn noch gekannt hatten und mir bei meiner Arbeit über sein Leben und Wirken sehr helfen konnten. Als die Zeit nahte, da ich mich für einen Namen als Mönch entscheiden musste, wählte ich die griechische Form des hebräischen Namens Jona, was auch Taube bedeutet.«
    Draußen vor dem
refectorium
war es plötzlich laut geworden, fast im gleichen Moment wurden die Türen aufgerissen.Alle Blicke wanderten in die eine Richtung, und ein erschrockenes Raunen ging durch den Saal. Ein Mönch kam durch den Mittelgang zum Tisch des Abts gehastet, und der reagierte gleichermaßen aufgeschreckt und verärgert. Atemlos und mit hochrotem Gesicht blieb der junge Bruder vor ihm stehen.
    »Vater Abt …, ich vermochte sie nicht aufzuhalten, Vater Abt …«
    »Du vergisst dich, Bruder Bladulf«, donnerte der Abt los. »Bist du nicht lange genug Torhüter und kennst deine Pflichten und die Regeln unserer Abtei? Während des Abendessens …«
    Verzweifelt blickte der junge Mann über die Schulter hinter sich. Zwei Männer hatten soeben das
refectorium
betreten und schritten schnurstracks und erhobenen Hauptes durch die Reihen der erstaunt, wenn auch schweigend dasitzenden Brüder auf den Tisch an der Stirnseite zu. Gespannt verfolgte Fidelma das Geschehen. Dem Habit und dem Krummstab nach war die vorangehende Person ein Bischof. Der Mann hinter ihm, gleichfalls in religiöser Gewandung, schien nicht von höherem Rang.
    Beim Anblick der Eindringlinge hatte sich Abt Servillius entsetzt zurückgelehnt.
    »Pax vobiscum«
, grüßte der Bischof, blieb vor dem Tisch stehen und musterte feindselig die versteinerten Gesichter vor ihm.
    Abt Servillius brachte den traditionellen Willkommensgruß nicht über die Lippen und stieß nur den Namen »Britmund« hervor.
    Peinliche Stille.
    Der Bischof war klein und stämmig, rotwangig, mit grauem Haar und dunklen Augenbrauen, er hatte Augen wieglänzende, schwarze Murmeln. Die schmalen, blutleeren Lippen waren zu einem boshaften Lächeln verzerrt. Als er neben dem Abt Magister Ado erkannte, verengten sich die Augen, ehe sein Blick weiter zu dem Knaben an dessen Seite wanderte.
    »Also ist es wahr.« Er machte eine Andeutung von Verbeugung zu dem Prinzen. »Meine Grüße und Segenswünsche, Prinz Romuald. Deine Freunde von der Festung Friuli vermissen dich.«
    Freifrau Gunora entfuhr ein leises Schniefen; mit beschützender Geste zog sie den Jungen an sich.
    »Seine Freunde sind
hier
«, betonte sie.
    Bischof Britmund lächelte gereizt.
    »Ich fürchte, das ist nicht der Fall.« Er bemerkte Fidelma. »Es ist ungemein aufschlussreich, sehen zu müssen, dass in dieser Ketzerabtei nun sogar Weibern gestattet wird, gemeinsam mit dem Abt zu speisen«, höhnte er. »Schlimm genug, dass du Nonnen erlaubst, ihre Mahlzeiten in ein und derselben Halle mit den Mönchen einzunehmen.«
    Abt Servillius beugte sich vor und erklärte in einem Ton, dem seine innere Empörung anzumerken war: »Schwester Fidelma ist unser Gast, sie kommt aus Hibernia und ist Tochter eines Königs in eben dem Lande.«
    »Schade, dass du nicht all deinen Gästen den nötigen Respekt erweist«, lautete die spöttische Antwort. »Bruder Godomar und ich haben mehrere Tagesreisen gebraucht, um zur Abtei hier zu gelangen. Aber die Art, wie man uns willkommen heißt, entspricht schwerlich den Gepflogenheiten der Gastfreundschaft.«
    »Es ist eher schade, dass
dein
Verhalten nicht den Gepflogenheiten eines Besuchers entspricht«, erwiderte Abt Servillius, »und du dem Torhüter nicht die Möglichkeit gabst, dichin meine Amtsstube zu geleiten, wo ich dich willkommen geheißen hätte, wie es der Brauch verlangt. Wenn du es vorziehst, unangekündigt in das
refectorium
einzudringen und in feindseligem Ton daherzureden, darf es dich nicht verwundern, wenn wir etwas Zeit brauchen, uns an unsere guten Sitten zu erinnern.«
    »Weshalb sollte ich warten, wo ich doch wusste, dass es die Stunde eures abendlichen Mahls ist, und mein Gefährte und ich nach der beschwerlichen Reise geradezu ausgehungert sind?«
    »Wenn das die Gastfreundschaft ist, die du erwartest, Britmund von Placentia, dann sind wir nicht so ketzerisch, sie dir zu verweigern. Am Tisch dort drüben ist Platz für euch.« Der Abt wies auf einen Tisch rechts in der Halle. »Setzt

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