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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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mit Worten Hass und Gewalt – nie würde er sich zu tätlicher Gewalt hinreißen lassen. Zumindest sind wir vorgewarnt und werden die unliebsamen Gäste nicht aus den Augen lassen.«
    Fidelma schaute zu Bischof Britmund und seinem Begleiterhinüber, die ungeachtet der Unruhe, die sie verbreitet hatten, mit herzhaftem Appetit dem Essen zusprachen. Auch sie machte sich daran, ihr Mahl zu beenden. Als sie so weit war, tauchte Bruder Wulfila wieder auf. Er ging zum Abt, und sie hörte ihn leise sagen: »Es ist alles erledigt, Vater Abt. Für den Bischof wurde ein Gemach hergerichtet, und sein Begleiter kann sich im Hauptschlafsaal zur Ruhe betten.«
    »Und …?« Der Abt sah ihn erwartungsvoll an.
    »Ich habe dafür Sorge getragen, dass der Bischof und seine Begleitung weit genug von Freifrau Gunora und dem Prinzen untergebracht sind. Darüber hinaus werden Bruder Bladulf und ich die Nacht über vor ihrem Zimmer abwechselnd Wache halten.«
    »Gut. Gottes Segen sei mit dir«, murmelte der Abt.
    Bruder Wulfila eilte fort, und Fidelma blickte ihm mit sorgenvollem Gesicht hinterher. Der Ehrwürdige Ionas war bemüht, ihre Bedenken zu zerstreuen. »Bruder Wulfila ist ein guter Mann, auch wenn er erst seit kurzem bei uns ist. Er hat früher im Heer gedient und kann sich immer noch nicht von der soldatischen Denkweise lösen, aber vielleicht kommt ihm die sogar in seinem Amt als Verwalter der Abtei zugute.«
    »Es klingt bedrohlich«, meinte Fidelma.
    »Du bist fremd hier, Prinzessin, und mit den hiesigen Gegebenheiten nicht vertraut. Abt Servillius ist gegenüber dem König, dem Vater des Prinzen, für die Sicherheit des Knaben verantwortlich.«
    »Ihr nehmt also die Bedrohung sehr ernst?«, hakte sie nach.
    »Wir müssen auf alles gefasst sein«, erwiderte der Gelehrte.
    Ohne jede Zeremonie stand der Abt auf und erhob die Hand. Die Mönche verstummten. Abt Servillius erklärte dasMahl für beendet, ein zweimaliges Läuten der Glocke bekräftigte seine Worte.
    An sich erwartete man von Fidelma, dass sie die frommen Brüder in die Kapelle zur Abendandacht begleitete. Sie zögerte ein wenig, weil es vielleicht der ideale Zeitpunkt gewesen wäre, Bruder Ruadán ein weiteres Mal aufzusuchen und mit ihm ungestört ohne die Anwesenheit von Bruder Hnikar zu sprechen. Zu gern hätte sie herausgefunden, was er mit seiner Warnung vor dem Bösen gemeint und warum er sie inständig gebeten hatte, die Abtei so rasch wie möglich zu verlassen. Aber man würde ihr Fehlen sofort bemerken und sich darüber Gedanken machen. Zudem gesellte sich Schwester Gisa zu ihr und wollte sie unbedingt zu dem Teil der Kapelle führen, der den Schwestern der Gemeinschaft zugewiesen war. Das Mädchen war sichtlich bedrückt, dass ihr ihre Vergesslichkeit einen so bösen Streich gespielt hatte.
    »Ich hatte den Zettel in meinem
marsupium
«, jammerte sie, »und ich wollte ihn auch unverzüglich übergeben, aber Bruder Wulfila hat mich völlig durcheinandergebracht, als er mich gleich am Einlasstor entließ, und da ist mir die Sache entfallen – bis vorhin eben.«
    Fidelma war bemüht, sie mit Fragen über die Kapelle etwas abzulenken. Als sie dann Platz genommen hatte, fiel ihr auf, dass Freifrau Gunora und ihr Schützling nicht anwesend waren. Hingegen sah sie Bischof Britmund, der sich gleichfalls angelegentlich umschaute, als versuchte er, die beiden ausfindig zu machen.
    Der eigentliche Ablauf der Andacht war für Fidelma befremdlich. Sie hatte geglaubt, in der berühmten Abtei einige der Riten und Gepflogenheiten, mit denen sie von Haus aus vertraut war, zu erleben. Schließlich war es Columbanus gewesen, der die Abtei begründet hatte, und sie war davon ausgegangen,dass er sich an die Gepflogenheiten gehalten hatte, die ihm von den Fünf Königreichen her vertraut waren. Doch schon bald wurde sie daran erinnert, dass er es mehr mit dem Bußsakrament hielt. Von den Regeln und Vorschriften ihres eigenen Landes war keine Spur. Außerdem hatte ja Magister Ado davon gesprochen, dass die Abtei sich den Benediktinischen Regeln angeschlossen hatte.
    Auch andere Unterschiede wurden deutlich. So stand der Abt beim Zelebrieren des Gottesdienstes vor dem Altar und nicht dahinter, und die Liturgie wurde in dem zu der Zeit geläufigen Latein abgehalten und nicht in Griechisch, der ursprünglichen Sprache der Evangelien. Weiterhin war auffällig, dass der Abt eine Mitra aufhatte, einen zeremoniellen Kopfschmuck, dessen Name sich aus dem Griechischen herleitete und

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