Und die Hölle folgte ihm nach
euch. Einer der Brüder wird dich und deinen Gefährten mit Speis und Trank versorgen.«
Herausfordernd blieb Bischof Britmund noch einen Moment vor dem Abt stehen. Natürlich hatte er erwartet, einen Platz an dem Tisch des Abts angeboten zu bekommen. Aber der Klosterherr hatte sich bislang weder erhoben noch dem Eindringling einen förmlichen Gruß entboten, wie er einem Geistlichen von Rang und Würden zugekommen wäre, was Fidelma verwundert zur Kenntnis nahm. Ganz offensichtlich hegten der Abt und der Bischof keinerlei Sympathie füreinander.
»Oder geht es dir um etwas anderes, Britmund?«, fragte der Abt gelassen. »Könnte es sein, du wolltest dich nach dem Befinden von Bruder Ruadán erkundigen?«
»Der alte Tor!«, schimpfte der Bischof. »Lebt er tatsächlich noch?«
Fidelma glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Wie konnte ein Bischof so etwas sagen! Sie verkrampfte die Hände unterdem Tisch und spürte, wie ihr Zornesröte in die Wangen stieg.
Doch noch ehe sie sich vergaß, nahm der Abt das Wort. »
Deo favente,
er lebt – allen Umständen zum Trotz. Denen, die du mit deinem fanatischen Eifer aufgehetzt hast, über ihn herzufallen, hat er das nicht zu verdanken.« Er klang beherrscht und ruhig, dennoch zeugte seine Wortwahl von seinem Zorn.
»Ich nenne die Dinge beim Namen«, entgegnete der Bischof gleichmütig. »Der alte Starrkopf hat mit seinem Predigen den Überfall selbst provoziert. Warum muss er sich des Langen und Breiten über Vorstellungen äußern, die uns in Plancentia mit Abscheu erfüllen und die wir verwerfen? Er hätte sich unserer Stadt fernhalten sollen.«
»Wenn du sein Predigen so abscheulich findest, Britmund, warum betrittst du dann überhaupt diese Abtei, die in deinen Augen so ketzerisch ist?«
»Nur widerwillig bin ich hier, und das auf Einladung von Seigneur Radoald.«
Alle in der Halle hielten überrascht die Luft an.
»Auf Einladung von Seigneur Radoald von Trebbia?«, fragte Magister Ado unvermittelt.
Bischof Britmund bedachte ihn mit einem höhnischen Lächeln. »Ich kenne nur diesen einen Seigneur hier im Tal … bisher jedenfalls.«
»Und warum sollte Seigneur Radoald dich bitten herzukommen?«, wollte der Abt wissen.
Noch ehe der Bischof antworten konnte, erklärte Magister Ado: »Wir haben erst heute Morgen seine Festung verlassen, haben für die Nacht seine Gastfreundschaft genossen. Er hat mir gegenüber nichts von einer solchen Einladung gesagt.«
»Ich bin nicht in der Lage, Seigneur Radoalds Gedankenzu lesen, und kenne die Beweggründe nicht, die ihn veranlassten, dir nichts davon zu sagen. Ado«, erwiderte Bischof Britmund. »Vielleicht weiß er, wie bestrebt du bist, keine Möglichkeit ungenutzt zu lassen, Anhänger meines Glaubens zu attackieren. Aber als Herrscher dieses Tales betont er immer wieder, dass es ihm um den Frieden zwischen den Menschen beider Glaubensrichtungen geht. Er hat mich hierher gebeten, damit du, Servillius, und ich uns unter ihm als Mittler auf einen gemeinsamen Nenner einigen. Meines Wissens will er morgen bei Tagesanbruch hier sein, damit die nötigen Gespräche zustande kommen.«
»Er hätte uns von deiner bevorstehenden Ankunft und dem Anliegen in Kenntnis setzen sollen«, murmelte Abt Servillius.
Nur kurz verzog Bischof Britmund triumphierend das Gesicht. »Vielleicht befürchtete er, du könntest dich bei einer entsprechenden Vorwarnung einem solchen Gespräch entziehen?«
Abt Servillius biss die Zähne zusammen. »Einer Debatte über den wahren Glauben würde ich mich nie entziehen«, erwiderte er entrüstet.
»Dann dürfen ich und mein Gefährte für die Dauer der Gespräche der Gastfreundschaft deiner Abtei gewiss sein.«
Abt Servillius sah zu Bruder Wulfila, der neben Fidelma saß, ehe er dem Bischof antwortete. »Wir sind gerade beim Essen. Selbstverständlich kannst du daran teilhaben. Nach dem Mahl können wir alles Übrige veranlassen.«
Bischof Britmund machte eine leicht spöttische Verbeugung zum Abt hin und tat, als hätte er das Wortgefecht genossen. Dann begab er sich mit Bruder Godomar zu den ihm zugewiesenen leeren Plätzen. Fidelma bemerkte, dass Schwester Gisa aufgestanden war und die Aufmerksamkeitdes Verwalters auf sich zu lenken versuchte. Er kam zu ihr, und sie reichte ihm ein Papier. Der Verwalter las es, rügte sie barsch und ging zum Abt. Der warf einen Blick darauf, und sein Gesicht verfinsterte sich. Mit einer heftigen Handbewegung bedeutete Bruder Wulfila dem Mädchen, sich wieder zu
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