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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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war, und die Königswürde war ihrem Vetter zugesprochen worden. In ihrem Land ergab sich das Königtum sowohl aus der Wahl als auch aus der Blutsverwandtschaft des vorangegangenen Königs. Das erklärte, warum Colgú, ihr Bruder, zunächst gesetzlicherThronnachfolger und nicht König war. Deshalb hatte sie sich entschieden, ihren eigenen Weg zu gehen und ihre Begabungen dem Rechtswesen zu widmen; ein Amt von ihrem Vetter zu erbitten, war für sie nicht in Frage gekommen.
    Ein älterer Vetter, Laisran, Abt von Darú, hatte ihr nahegelegt, in die Abtei Cill Dara, die Abtei der heiligen Brigit, einzutreten, wie es viele, die höhere Bildung genossen hatten, damals taten. Die Gemeinschaft dort brauchte einen Rechtskundigen. Sie war dem Rat gefolgt und hatte es gar bald bereut. Nicht lange, und sie verließ die Abtei und übernahm Aufträge für die Kirchenoberen der Fünf Königreiche, die sich gern ihrer Talente bedienten. Der letzte Auftrag hatte sie nach Rom geführt, wo sie für eine Abteiregel die Zustimmung des Heiligen Vaters einholen sollte. Von dort hatte es sie hierher nach Bobium verschlagen. Bei ihren Reisen hatte sie vor allem auf dem Konzil der Angeln in Streonshalh erlebt, mit welcher Erbitterung in Glaubensdingen gestritten wurde. Dort hatte es zwischen Anhängern der Regeln von Rom und denen, die die Regel von Colm Cille beibehalten wollten, eine heftige Debatte gegeben. Dort war sie auch zum ersten Mal Eadulf begegnet.
    Sie presste die Lippen zusammen. Warum kam ihr eigentlich immer wieder Eadulf in den Sinn? Er bekannte sich zu den Regeln von Rom. Im Grunde genommen störte sie das nicht, auch wenn sie in einem anderen Glauben aufgewachsen war. Doch irgendwie ließ ihr die Sache keine Ruhe. Wer in dem Glaubensstreit nun recht hatte oder nicht, berührte sie weniger. Die einen glaubten halt an den alleinigen Gott, der den Sohn und den Heiligen Geist erschuf, und die anderen glaubten an die Dreieinigkeit Gottes. Bitteschön, warum nicht? Wegen unterschiedlicher Auffassungen musste man sich nicht gegenseitig umbringen.
    Sie fing plötzlich an zu frieren. Es war spät geworden, undsie hatte, völlig in Gedanken versunken, im Hof auf einer Steinbank gesessen. Fast ein wenig schuldbewusst schaute sie sich um. Man hatte etliche Fackeln angezündet, um den Hof zu erhellen, aber der war menschenleer. Sie hatte doch eigentlich Bruder Ruadán aufsuchen wollen. Würde sie den Weg zu seinem Krankenlager wiederfinden? Wahrscheinlich nur von ihrer eigenen Kammer aus.
    Kurz entschlossen eilte sie durch die Gänge und die Stufen hinauf, die zu den Räumen im Gästehaus führten, blieb vor ihrer eigenen Tür stehen, atmete tief durch und ging weiter. Sie hatte etwa die Hälfte des dunklen Ganges hinter sich gebracht, als sich rechts neben ihr eine Tür öffnete. Ein Verbergen war unmöglich, denn das Licht aus dem Zimmer fiel unmittelbar auf sie.
    Fast gleichzeitig hörte sie von weiter vorn im Gang jemand rufen: »Wer ist da? Ist alles in Ordnung?«
    Sie erkannte Bruder Wulfila, der mit einer Lampe in der Hand aus dem Dunkel auftauchte. Sie hatte völlig vergessen, dass er und der Torhüter vor dem Zimmerr von Freifrau Gunora Wache halten wollten.
    »Ja. Kein Grund zur Beunruhigung«, hallte die Stimme der Adligen Gunora unmittelbar über Fidelmas Kopf hinweg. Der Verwalter wandte sich wieder ab und kehrte an seinen Posten am Ende des Ganges zurück. Erleichtert atmete Fidelma auf, denn wäre sie bis nach vorn gegangen, wäre sie in Erklärungsnöte geraten.
    »Schwester Fidelma – oder sollte ich besser Prinzessin Fidelma sagen? Ich möchte mit dir sprechen.« Im Türrahmen hinter ihr stand Freifrau Gunora.
    Fidelma verneigte sich andeutungsweise vor der langobardischen Adligen. »Fidelma genügt«, erklärte sie freundlich lächelnd.
    Die Frau warf einen prüfenden Blick nach beiden Seiten des Ganges. »Komm einen Moment herein, damit wir Bruder Wulfila nicht wieder aufscheuchen. Der Abt hält große Stücke auf ihn. Er gehörte zu den Kriegern im Kampf gegen Perctarit und nimmt seine Aufgabe als Wächter sehr ernst.«
    Fidelma blieb nichts anderes übrig, als in das Gemach einzutreten. In einem Bett in einer Ecke lag der junge Prinz Romuald und schlief fest. In einer anderen Ecke stand ein weiteres Bett, vermutlich das für Gunora, war aber noch völlig unberührt.
    »Kann ich dir irgendwie helfen, edle Dame?« fragte Fidelma leise.
    Die Angeredete antwortete nicht sogleich, als müsse sie erst überlegen, wie sie

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