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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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um den Prinzen. Seine Mutter hat ihn mirüberantwortet, als sie ihn zurückließ, um Grimoald im Süden beizustehen. Ich fürchte um seine Sicherheit, denn ich fühle den blutrünstigen Sturm nahen. Ich wollte dich wirklich nur warnen, Fidelma aus Hibernia, verlasse diesen Ort, so rasch du kannst.«
    Arg verstimmt fand sich Fidelma draußen im Gang wieder. Sie hatte das Gefühl, dass sie jedermann warnen wollte. Doch sie war aus gutem Grund hier, vielleicht würde das Anliegen, das sie verfolgte, der Schlüssel zu ihren Fragen sein. Sie spähte in den Gang. An seinem Ende saß Bruder Wulfila auf einem Schemel, die flackernde Laterne zu seinen Füßen. Er hatte die Hände vor dem Bauch gefaltet, der Kopf sackte schläfrig herab. Selbst wenn er fest schlief, würde sie nicht unbemerkt an ihm vorbeikommen. Verärgert presste sie die Lippen zusammen und überlegte. Ihr Vorhaben ließ sich jetzt nicht verwirklichen. Sie würde bis zum Morgengrauen warten müssen in der Hoffnung, dass Bruder Wulfila seinen Wachposten einigermaßen zeitig aufgab.

KAPITEL 6
    Noch ehe es hell wurde, war Fidelma aufgestanden, hatte sich gewaschen und angezogen. Leise verließ sie ihre Kammer, blieb stehen und blickte den Gang entlang. Sie hoffte, dass Bruder Wulfila es mit der heraufziehenden Morgendämmerung nicht länger für nötig gehalten hatte, auf dem Korridor vor der Kammer von Freifrau Gunora Wache zu halten. Tatsächlich war niemand zu sehen. Sie streifte die Sandalen ab, damit das Geräusch der Ledersohlen sie nicht verriet. Sie schreckte zurück, als die bloßen Füße die kalten Steinplatten berührten. Schwach drangen die ersten Geräusche der zumneuen Tag erwachenden Abtei an ihr Ohr. Vorsichtig schlich sie den Gang entlang, hielt die Sandalen in der Hand.
    Sie gelangte an die Kammer, in der sie am Abend zuvor mit Freifrau Gunora gesprochen hatte, und blieb verwundert stehen. Die Tür war angelehnt, drinnen war es völlig still. Sie stieß die Tür auf und blickte in den Raum. Er war leer, alles deutete darauf hin, dass die Gäste übereilt abgereist waren. Ein Stuhl war umgekippt, Decken und Kissen lagen verstreut auf dem Boden. Nichts an persönlichen Gegenständen, Beuteln oder Taschen stand mehr da, keine der Sachen, die sie gesehen hatte, als Gunora sie hereingebeten hatte.
    Sorgsam schaute sich Fidelma um. Freifrau Gunora und der junge Prinz mussten den Raum in großer Hast verlassen haben. Doch jetzt war nicht die Zeit, sich um einen weiteren rätselhaften Vorgang zu kümmern, sie hatte Wichtigeres vor. Fidelma ließ die Tür, wie sie sie vorgefunden hatte, und ging behutsam bis ans Ende des Ganges. Von Bruder Wulfila keine Spur. Auch die dort abzweigenden Korridore waren menschenleer. Niemand begegnete ihr auf dem Weg zu Bruder Ruadáns Zelle.
    Von keinem bemerkt, trat Fidelma ein. Der Raum war jetzt ins sanfte Licht des frühen Morgens getaucht. Eingefallen und reglos lag Bruder Ruadán auf dem Bett, sein Atem ging schwach und asthmatisch.
    »Bruder Ruadán«, flüsterte sie, so laut sie sich traute.
    Der Atem stockte – ein Zeichen, dass Bruder Ruadán wach war und sie wahrgenommen hatte. Das Gesicht auf dem Kissen wandte sich ihr zu. Sie ging näher heran.
    »Ich bin es, Fidelma.«
    »Du bist zurückgekommen?« Nur mühsam wurden die Worte herausgepresst. »Ich … ich dachte, ich hätte geträumt, dass du gestern hier warst.«
    Sie setzte sich auf die Bettkante und nahm seine kalte, wie mit Pergament überzogene Hand in ihre Hände. »Ich bin auch heute hier. Mein Besuch gestern hatte dich erregt.«
    »Ist außer dir noch jemand da? Ich sehe alles nur verschwommen.« Wie gehetzt flitzten die fahlen Augen hin und her.
    »Wir sind völlig allein«, versicherte sie ihm. »Was macht dir solche Angst?«
    »Was treibt dich hierher – hierher nach Bobium?«
    »Ich war auf dem Wege nach Massilia, doch mein Schiff geriet in einen Sturm und wurde leck geschlagen. So bin ich in Genua gestrandet. Per Zufall traf ich Magister Ado und erfuhr, dass du in dieser Abtei lebst, da bin ich einfach hergekommen, um dich zu besuchen. Es tut mir sehr leid, dass du so krank daniederliegst.«
    Dem alten Mann entrang sich ein keuchendes Stöhnen. »Schlimm genug, dass du mich ausfindig gemacht hast. Meine Zeit hat sich bald erfüllt. Böses geht hier um, und ich fürchte, uns droht große Gefahr. Höre auf mich, kehre nach Genua zurück, so schnell wie möglich, setze deine Heimreise fort und vergiss diese Stätte.«
    »Ich soll dich

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