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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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vergaß, dass Freifrau Gunora und ihr Pflegebefohlener, Prinz Romuald, verschwunden waren.

KAPITEL 7
    Bruder Lonán erwies sich als eine Enttäuschung. Er war ein leicht erregbarer Mensch, dessen Interesse einzig und allein seinen Kräutern galt, die im rückwärtigen Teil der Abtei in einem von Mauern umgebenen Garten wuchsen. Mit wohldosierten Fragen bekam Fidelma aus ihm heraus, dass er ursprünglich in Cluain Eidnech studiert hatte, bekannt unter dem Namen Efeuwiese, einem Gebiet, dessen Stammesfürsten offiziell dem König von Muman die Treue hielten; doch bedingt durch seine Lage an der Ostgrenze unmittelbar neben dem Königreich von Laighin war es mit dem Treuebekenntnis nicht weit her, und man hängte gern sein Fähnchen nach dem Winde.
    »Wie viele der Brüder hier stammen aus Hibernia?«, fragte Fidelma, während sie sich angelegentlich ein paar Sträucher ansah, die sie nicht kannte.
    »Zur Zeit sind wir zwölf«, erwiderte er fast nebenbei. »Ich glaube, ich bin von allen am längsten hier. Die eigentlichen Begründer sind ja schon seit langem verschieden.«
    »Kommen viele von unseren Leuten hier vorbei, wenn sie nach Rom oder irgendwohin anders nach Süden unterwegs sind? Man hat mir gesagt, viele unserer Mönche, die sich auf die
peregrinatio pro Christo
begeben, hätten sich in diesem Land niedergelassen.«
    Ihre Frage wurde nur mit einem Achselzucken beantwortet; wie das zu deuten war, blieb ihr überlassen. Auch bei allen weiteren Erkundungen zum Leben in der Abtei oder zu einzelnen Persönlichkeiten verhielt sich Lonán ähnlich gleichgültig; ganz anders, wenn sie auf Kräuter und Pflanzen zu sprechen kam, da wurde er munter und erging sich in umständlichen Erklärungen. Länger als eine halbe Stundevermochte Fidelma ihm nicht zuzuhören. Danach fand sie es an der Zeit, sich zurückzuziehen.
    Sie überlegte noch, wie sie das am gescheitesten anstellen sollte, als ein anderes Mitglied der Klostergemeinschaft an ihnen vorbeischlenderte und Bruder Lonán in dessen Sprache grüßte. Es war ein junger Mönch von blassem Äußeren mit hellblauen Augen und flammend rotem Haar, ähnlich dem ihren.
    »Der Klang deiner Sprache kommt mir vertraut vor, Bruder«, redete sie ihn an. »Du stammst aus Muman.«
    Der Mönch blieb stehen; augenscheinlich wusste er, wen er vor sich hatte.
    »Ich bin Bruder Eolann, Lady«, stellte er sich vor. »Ich bin der
scriptor
hier. Und du bist Schwester Fidelma, ich habe dich im
refectorium
gesehen. Es heißt, du wärest die Tochter des Königs von Cashel.«
    »Mein Vater war Failbe Flann; er starb, als ich noch ein kleines Kind war. Mein Bruder Colgú wird Nachfolger auf dem Fürstenthron, den jetzt mein Vetter innehat.«
    »Was bringst du an Neuigkeiten aus meinem heimatlichen Muman?«
    »Da muss ich dich enttäuschen, Bruder Eolann, ich bin schon seit vielen Monaten fort von dort.«
    »Ich hingegen habe Muman vor vielen Jahren verlassen. Erzähl, was immer du zu erzählen weißt, auch wenn die Dinge längst überholt sind; für mich ist alles neu. Komm, begleite mich auf meinem täglichen Spaziergang und berichte mir, was ich von zu Hause wissen sollte.«
    Dankbar nahm Fidelma den Vorschlag an. Sie erhoffte sich von dem Bibliothekar der Abtei einen interessanteren Gesprächspartner als Bruder Lonán. Der hatte sich schon wieder mit einer Schippe in der Hand getrollt und ging seinengärtnerischen Aufgaben nach. »Woher genau stammst du, Bruder Eolann?«, fragte sie den jungen Mönch.
    »Von Inis Faithleann – kennst du die Insel?«, antwortete er, während sie gemeinsam loszogen.
    »Wie sollte ich nicht! Eine kleine bewaldete Insel im Loch Léin. Schließlich ist mein Vetter Congal von den Eóghanacht dein Stammesfürst. Da bist du aber ganz schön weit weg von zu Hause, ähnlich wie ich. Wie bist du ausgerechnet hier gelandet?«
    »Das ist eine einfache Geschichte, Lady. Ich war Scholar in der Abtei auf Inis Faithleann, der Insel des heiligen Faithleann, und bekam den Auftrag, der Bibliothek des Klosters St. Gallen etliche Handschriften zu überbringen.«
    »Gallen?«
    »Er war ein Schüler von Colm Bán, den sie hier Columbanus nennen. Gallen ist auch unter dem Namen Gallus bekannt. Der ging seinerzeit nicht mit Colm Bán mit nach Bobium, sondern beschloss, mit einigen Gefährten an einem Ort weiter im Norden zu bleiben. Am Lacus Brigantius, einem großen See, begründeten sie eine Abtei.«
    »Brigantius?«, wiederholte Fidelma. »Der Name klingt mir irgendwie

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