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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Wasser spien. Am anderen Ende des Hofes führte eine Tür in das Innere eines Turms mit einer Wendeltreppe. Auf deren mittlerer Höhe ging eine schwere Eichentür in einen großen viereckigen Raum ab, dessen Wände mit Büchern und Manuskripten bestückt waren. Die eine Wand war von mehreren hohen, schmalen Fenstern unterbrochen, während sich am hinteren Ende des Raums eine weitere große Eichentür befand. Trotz der Fenster war es dunkel; soweit Fidelma etwas erkennen konnte, war der Raum menschenleer. Bruder Eolann murmelte eine Entschuldigung, denn es gelang ihm nicht gleich, eine Öllampe anzuzünden, mit der er dann zu einem Pult ging. Fidelma ließ derweil ihren Blick über die Bücherreihen gleiten und versuchte zu überschlagen, wie viele es waren. Es war durchaus eine beeindruckende Sammlung, wiederum nicht so beeindruckend, wie sie es erwartet hatte.
    »Die Kopisten haben ihren Arbeitsplatz im nächsten Raum«, erläuterte der
scriptor,
als hätte er ihre Gedanken erraten. »Auch der größte Teil der Bibliothek befindet sich dort. Wir verfügen über viele berühmte und seltene Bücher, angefangen von den Gedichten, die Colm Bán geschriebenhat, bis zu den großen Geschichtsbetrachtungen von Römern, Griechen oder der alexandrinischen Schule … Es ist mir eine große Ehre, hier in Frieden und Sicherheit wirken zu dürfen.«
    »Das kann ich gut nachempfinden«, erwiderte Fidelma ernst. »Und doch sagst du, es gibt Zeiten, da würdest du die Arbeit hier aufgeben wollen, um dein Heimatland wiederzusehen?«
    Sie hatte ihn verlegen gemacht. »Ich muss Gottes Pfad folgen, wie Er ihn für mich vorgesehen hat«, murmelte er. »Du darfst nicht denken, ich sei mit meiner Berufung unglücklich.«
    »Nichts liegt mir ferner als das, Bruder Eolann. Doch scheint es mir natürlich, wenn man sich nach den vertrauten Hügeln, Feldern und Stätten seiner Kindheit sehnt.«
    »Das ist nur allzu wahr. Nicht umsonst gibt es die alte Spruchweisheit –
nil aon tintáin mar do thinteán féin

    »Ein eigener Herd ist Goldes wert«, wiederholte Fidelma mit einem wehmütigen Lächeln. »Dem kann ich nur zustimmen. Es verlangt schon innere Kraft und Stärke, sich an einem fremden Ort niederzulassen, der von Konflikten und Spannung umgeben ist.«
    »Du meinst den Konflikt zwischen den Arianern und den Anhängern des Glaubensbekenntnisses von Nicäa? Soviel ich weiß, hast du das Streitgespräch zwischen unserem Abt und Bischof Britmund mit angehört.«
    »Eigentlich ging es mir mehr um die Regeln, denen man sich hier in der Abtei beugen muss. Sie sind so gänzlich anders als die Vorschriften, die wir von unseren Abteien kennen.«
    »Einer, der ein
peregrinus pro amore Christi
ist, empfindet sie nicht als Härte.«
    »Leider bin ich das nicht«, gab Fidelma zu. »Ich bin nureine Botin, eine Ratgeberin in Gesetzesfragen und niemand, der ausgezogen ist, Heiden und Barbaren zum Glauben zu bekehren. Doch habe ich von Magister Ado erfahren, dass die Regel von Colm Bán sogar strenger als die von Benedikt war. Wie ist so etwas möglich? Wo doch die Abteien bei uns daheim, zumeist gemischte Häuser, diese Art auferlegter Bußvorschriften ablehnen.«
    »Du darfst nicht vergessen, Lady, dass Colm Bán viele Jahre unter den ungebärdigen Franken und Burgunden verbracht hat, bevor er zu den Langobarden kam.«
    »Stimmt, Schwester Gisa hat Ähnliches gesagt. Du nimmst es also als gegeben hin, dass sich daraus seine Auffassungen erklären?«
    »Das Leben in der Gesellschaft erweist sich als grausam und barbarisch. Gewalttätige Verbrechen werden hart bestraft. Möglicherweise hat Colm Bán versucht, Klöster nach dem Vorbild von daheim zu gründen, musste aber erkennen, dass viele, die sich zu ihm bekannten, eine straffe Hand brauchten. Ich kenne einige der Gesetze aus den Stätten, an denen er geweilt hat – die sogenannten
wergelds
. Dass Verfehlungen mit körperlicher Züchtigung geahndet wurden, war nichts Ungewöhnliches. Colm Báns Regel bestand zur Hälfte aus Strafmaßnahmen für die Gemeinde.«
    Ungläubig schüttelte Fidelma den Kopf. »Wie sahen die Strafen aus?«
    »Sie reichten vom Fasten über Einzelhaft in der Zelle und zusätzlichem Gebet bis hin zu körperlicher Züchtigung mit der Geißel. Ich habe was von zweihundert Hieben für einige Vergehen gelesen, die jeweils zu fünfundzwanzig Streichen auf einmal zu verabreichen waren. Beichten hatten öffentlich vor dem Abt und der ganzen Bruderschaft zu erfolgen.«
    »Ich kann

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