Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
Vom Netzwerk:
mir einfach nicht vorstellen, dass jemand, der aus unserem Land kommt, Urheber derartiger Bußvorschriften ist.«
    »Und doch ist es wahr. Die Regel erklärte auch das Zölibat zum allerhöchsten Ziel – ein Ziel, das man zu verinnerlichen hat, will man den Körper zu einem Tempel der Tugendhaftigkeit machen. Er hatte einen Verhaltenskodex festgelegt, ein Leben in Askese und strenger Entsagung. Ein jeder sollte dem Geist der Entsagung folgen, nur strikter Gehorsam würde in den Augen Gottes Gnade finden. So und nicht anders sah das erstrebenswerte Ziel im Leben eines frommen Bruders aus.«
    »Es ist erstaunlich. Ich hätte immer gedacht, unsere Leute sind so durchdrungen von dem Wesen unserer Gesetzgebung, dass sie nie auf die Idee kommen würden, sich auf eine so fragwürdige Lebensauffassung einzulassen. Wie konnte Colm Bán nur glauben, sich die Zuneigung und Treue seiner Anhänger auf diese Weise zu erzwingen?«
    »Es ist ihm auch nicht gelungen. Viele haben der Abtei zu der Zeit, als seine Regeln dominierten, den Rücken gekehrt. Nach seinem Tod hielten sich seine Regeln nur noch zehn Jahre, dann entschied sich die Brudergemeinde für eine mildere Form der Führung, wie sie Benedikt vorschreibt. Für mein Dafürhalten ist es mehr der Mythos um Colm Bán als das tatsächliche Geschehen, auf den sich Ergebenheit und Treue im Haus gründen.«
    Das Bild, wie es ihr Bruder Eolann von der Situation beschrieben hatte, schmerzte Fidelma. Sie gab sich innerlich einen Ruck. »Und dieser Arianismus? Wie wirkt sich der auf das Leben in der Abtei aus?«
    »Wir versuchen, ihn zu ignorieren.«
    »Vielleicht ihr, andere doch aber nicht.«
    Bruder Eolann seufzte betroffen. »Es tut gut, jemanden von zu Hause hier zu haben. Es gibt zwar in unserer Gemeinschaft noch einige aus den fünf Königreichen, aber vernünftig unterhalten kann man sich mit kaum einem.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich vermisse kluge Gespräche. Nicht, dass ich anderen etwas nachsagen will, aber … Du hast ja Bruder Lonán selbst erlebt. Du kannst mit ihm nur über Pflanzen und Kräuter reden. Das mag lobenswert sein, und ich bewundere seine Kenntnisse auf diesem Gebiet, aber das ist auch das Einzige, was ihn bewegt. Von den Gedichten unseres großen Poeten Dallán Forgaill hat er keine Ahnung, auch die von Colm Bán sagen ihm nichts, und bei Werken von Sophokles oder des Geschichtsschreibers Polybius ist es ganz aus.«
    Fidelma musste ein Lächeln unterdrücken. »Literatur ist nur ein Teil menschlichen Wissens«, mahnte sie.
    »Und doch bieten einem all die Bücher hier Zugang zu jeder Form des Wissens.« Er wies auf die Regale im Raum.
    »Das heißt, du unterhältst dich lieber mit belesenen Menschen als mit Gärtnern?«
    »Ist das falsch?«
    »Man kann von beiden viel lernen, es kommt darauf an, was man wissen möchte.«
    »Ich habe gehört, du hättest gestern Abend mit Bruder Ruadán gesprochen.«
    »Er ist der eigentliche Anlass meines Kommens. Ich wollte ihn sehen. Er war in meiner Jugend mein Lehrer.« Fidelma wunderte sich über den plötzlichen Themenwechsel.
    »Man hat hoffentlich nichts dagegen, dass du ihn aufsuchst«, sagte Bruder Eolann nachdenklich.
    »Weshalb sollten sie es verhindern wollen?«, fragte Fidelma überrascht.
    »Bruder Hnikar lässt niemanden zu ihm. Selbst mir würden sie es versagen, obwohl ich ihm bestimmt näherstehe als irgendein anderer hier in der Abtei.«
    Fidelma sah ihn neugierig an. »Willst du behaupten, man hätte dir ausdrücklich verboten, bei ihm vorbeizuschauen?«
    »Man hat mir erklärt, es ginge ihm zu schlecht. Ein Jammer, dass man ihm in seinem Alter so brutal zusetzt, bloß, weil er den wahren Glauben predigt.«
    »Hat es Zeugen von dem Überfall gegeben?«
    »Niemand hat etwas gesehen. Eines Morgens früh hat man Bruder Ruadán vor den Toren der Abtei gefunden. Soviel ich weiß, hatte er in Travo gepredigt, das liegt weiter unten im Tal. Ich kann nur das wiedergeben, was hier die Runde gemacht hat, und das ist, man hätte ihn zusammengeschlagen vor dem Tor gefunden, und an seine blutige Kutte wäre ein Pergamentstreifen geheftet gewesen mit der Aufschrift
haereticus

    »Ja, das mit dem ›Ketzer‹ habe ich auch gehört«, bestätigte Fidelma.
    »Die dem arianischen Glauben anhängen, beschimpfen uns als Ketzer, so wie wir auch sie beschimpfen. Armer Bruder Ruadán, er wird es kaum bis zu den Toren der Abtei geschafft haben, wo er dann zusammengebrochen ist. Möge Gott ihm die nötige Kraft

Weitere Kostenlose Bücher