Und die Hölle folgte ihm nach
vertraut.«
»Das war gallisches Gebiet, und eine Stadt dort hieß Brigantium, ein weitverbreiteter Name, auch in Britannien zu römischen Zeiten. Heutzutage gehört das Territorium den Alemannen, denen Colm Bán und Gallus eine Zeitlang ebenfalls predigten. Wie Bobium hat auch die Gemeinschaft jenseits der hohen Berge es zu etwas gebracht. Ich bin dort eine Weile geblieben, ehe ich weiter nach Süden zog, die Sprache der Langobarden erlernte und letztlich in Bobium sesshaft wurde. Das war vor gut zwei Jahren. Und anstatt heimzukehren, wurde ich hier zum
scriptor
ernannt.Von Muman bin ich nun schon über vier Jahre fort.«
»Dann bist du in der Tat länger von dort weg als ich«, gab Fidelma zu. »Trotzdem kann ich dir nicht viel Neues berichten, nur dass inzwischen so manch einer verstorben ist.«
»Hierzulande hat die Gelbe Pest gewütet, vermutlich hat sie auch vor den fünf Königreichen nicht haltgemacht.«
»Genau so ist es. Die Liste derer, die sie dahingerafft hat, ist unerbittlich lang, und bis jetzt ist das Übel nicht ausgestanden. Viele Gemeinden sind betroffen, und auch die geistlichen Würdenträger hat sie nicht verschont. Abt Ségéne, einer der Nachfolger von Colm Bán in der Abtei Beannchar, verstarb vergangenes Jahr. Wahrscheinlich ist dir Colmán ein Begriff, der an Finnbarrs Hoher Schule in Corcaigh als führender Gelehrter wirkte. Kurz bevor ich zu meiner Reise aufbrach, hieß es, dass er mit fünfzig seiner Schüler auf eine der westlichen Inseln geflohen sei, um der Pest zu entkommen.«
Bruder Eolann machte ein trauriges Gesicht. »Bevor ich nach Inis Faithleann ging, habe ich bei Colmán studiert. Dein Vetter Congal war damals gerade Lord von Locha Léin geworden, aber König von Muman war noch Máenach mac Fingin.«
»Vor zwei Jahren wurde Cathal Cú-cen-maithir sein Nachfolger, und gleichzeitig wurde auch mein Bruder Colgú sein
tánaiste,
sein rechtmäßiger Thronerbe«, erklärte ihm Fidelma.
»Gibt es sonst noch Veränderungen?«
»Unter den Söhnen von Aedo Sláine herrscht zwischen den fünf Königreichen relativer Frieden.«
Die beiden Söhne von Aedo Sláine hatten zehn Jahre zuvor gemeinsam den Thron als Hochkönige bestiegen und konntenauf eine friedliche Periode ihrer Herrschaft zurückblicken.
»Zuweilen drängt es mich, meinen privilegierten Posten hier aufzugeben, um noch einmal das ruhige blaue Wasser des Loch Léin sehen zu dürfen«, gestand der junge Mann.
Sie hatten den Garten umrundet.
»Wäre es zu viel verlangt, Eolann von Inis Faithleann, wenn ich dich bitte, mir das
scriptorium
zu zeigen?«, fragte Fidelma. »Bücher und Bibliotheken gehen mir über alles. Und außerdem würde ich mir gern den Text des Evangeliums des Matthäus etwas näher anschauen.«
»Nichts täte ich lieber als das, Lady«, lautete die Antwort. Bruder Eolann unterließ es nicht, die förmliche Anrede zu benutzen, die ihr als Tochter eines Königs seines Landes zukam. »Komm. Wir verfügen über eine herrliche Abschrift der Übersetzung des heiligen Eusebius von eben dem Evangelium ins Lateinische.« Sie verließen das
herbarium
und überquerten den Hof zurück zu den Hauptgebäuden der Abtei.
»Wie ich höre, hat sich hier eine Reihe guter Gelehrter versammelt«, nahm Fidelma das Gespräch wieder auf, »zum Beispiel der Ehrwürdige Ionas und Magister Ado. Du musst ein kluger Kopf sein, wenn man dich zum
scriptor
erwählt hat.«
»Zwischen der Begabung eines Bibliothekars und eines Gelehrten gibt es durchaus Unterschiede«, wehrte er ab. »Meine Aufgabe besteht darin, mich um die Bücher zu kümmern, nicht, sie zu schreiben. Ich hatte einfach Glück. Als ich hier ankam, kränkelte der
scriptor,
und man brauchte einen Gehilfen. Dann starb er, und so wurde mir die Aufgabe übertragen.«
»Man hat mir von einer großartigen Sammlung von Handschriften berichtet, die du verwaltest.«
Sie berührte mit ihrer Bemerkung ein Thema, für das sich Bruder Eolann sofort erwärmte. »Wir haben eine der größten Sammlungen in der gesamten Christenheit von Abhandlungen zum Glauben. Schon bald nach meiner Ankunft habe ich eine Gruppe von Kopisten an die Arbeit gesetzt, damit sie über die Jahre hinweg Abschriften anfertigen, mit denen wir auch andere Bibliotheken versorgen können.«
Bruder Eolann führte Fidelma durch die Haupttore, vorbei am
refectorium,
nach links durch einen kurzen dunklen Gang und weiter über einen kleinen Hof mit einem Brunnen in der Mitte, in dem zwei steinerne Putten
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