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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Eolann zu erwägen. »Es wäre jedenfalls eine mögliche Erklärung.«
    »Vielleicht war es so«, räumte Fidelma widerstrebend ein. »Aber bloße Mutmaßungen helfen uns nicht weiter. Ich werde hinunterklettern.«
    Bruder Eolann protestierte heftig, doch sie schob seine Bedenken beiseite. »In den Bergen von Muman gibt es schwierigere Abstiege.«
    »Aber was willst du da finden?«
    »Das werde ich erst wissen, wenn ich unten bin«, erwiderte sie, machte einen Schritt zum Rand des Pfades und tastete mit den Blicken die Felswand ab.
    »Sei vorsichtig!«, rief Bruder Eolann ihr aufgeregt zu.
    »Wenn du weiter so schreist, werde ich mich erschrecken und fallen«, mahnte ihn Fidelma. »Ah, so müsste es gehen.« Sie kletterte über die Kante und hangelte sich an Felsvorsprüngen nach unten. Als Kind war sie oft genug mit ihrem Bruder Colgú zwischen den Höhenzügen Cnoc an Stanna und Sliabh Eibhlinne herumgestreift. Klettertouren machten ihr nichts aus. Behände wie eine von Wambas Ziegen stieg sie hinab und stand bald unten auf dem steinigen Weg.
    »Bleib oben!«, rief sie hoch, »wenn es hier etwas zu sehen gibt, finde ich es schon allein.«
    Sie ging am Fuß der Felswand entlang, schaute angestrengt auf den Boden, entdeckte aber nichts, was hier nicht hergehörte. Eigentlich hatte sie auch nicht erwartet, etwas Auffälliges zu bemerken oder Spuren zu finden. Dafür war es schon zu lange her, dass der Junge ermordet worden oder zu Tode gestürzt war. Während sie hin und her lief und unter jeden Felsbrocken schaute, fiel ihr schließlich ein kurzes abgebrochenes Aststück auf, das zwischen farbigen Tonscherben und bunten Glasmurmeln lag. Der Zweig sah irgendwie sonderbar aus. Sie nahm ihn auf, drehte ihn hin und her und kam plötzlich darauf, was es war. Er war kaum einen Finger lang, hatte auch die Stärke eines Fingers, war an beiden Enden zerdrückt, innen aber hohl. In der Mitte waren zwei sauber herausgeschnittne Löcher, an einem Ende sah es aus, als hätte es dort ursprünglich einen Aufsatz gegeben. Ein Mundstück?
    »Ist mit dir alles in Ordnung?«, schallte Bruder Eolanns besorgter Ruf von oben, der sie wegen des Überhangs nicht sehen konnte.
    »Alles ist in bester Ordnung«, rief sie, trat ein paar Schritte von der Felswand zurück, so dass sie ihren Begleiter zu Gesicht bekam, und versicherte ihm: »Es dauert nicht mehr lange.«
    »Hast du schon etwas entdeckt?«
    »Noch nicht.« Sie ging zurück, wo sie die Sachen gefunden hatte, schaute noch einmal prüfend umher und ließ den Blick nach oben schweifen. Fast genau über ihr in Kopfhöhe war ein abgeflachter Felsvorsprung. Sie ertastete hilfreiche Vorsprünge und kletterte hoch.
    Dort oben lag ein kleiner Holzkasten mit offenem Deckel,nicht mehr als zwei Handspannen lang und eine breit, auch ziemlich flach. Fidelma nahm ihn vorsichtig an sich und bemühte sich, die wenigen darin noch befindlichen Dinge beim Absteigen nicht zu verschütten. Das Kistchen war wirklich nur schlecht und recht zusammengezimmert; die beiden Metallscharniere stammten eindeutig aus geschickterer Hand. Auf der Unterseite des Deckels waren, vermutlich mit der glühenden Spitze eines Schürhakens, Buchstaben ungelenk eingebrannt: WAMBA.
    Es war offenbar das aus dem Steinhaufen gestohlene Kästchen. Der Dieb musste es fallengelassen haben, als er in aller Hast zu seinem Pferd hinunterkraxelte, weil er beobachtet wurde und unerkannt fliehen wollte. Der Beobachter wiederum hatte wohl nicht sehen können, dass das Kistchen auf dem Felsvorsprung liegen blieb. Der Inhalt bot ein unbedeutendes Sammelsurium: das Mundstück, das zu der Flöte gehörte, und einige billige Schmucksachen und Figürchen aus gebranntem Ton.
    Warum hatte der Dieb die kleine Gedenkstätte entweiht? Sorgfältig betrachte Fidelma ihr Fundstück, kippte den Inhalt aus und schüttelte das Kästchen. Dabei rasselte etwas. Prüfend befühlte sie innen den Boden, das Bodenbrett war nicht genau eingepasst und ließ sich anheben. Darunter lag etwas Rundes. Mit Daumen und Zeigefinger konnte sie es fassen. Es war eine Goldmünze.
    Sie fügte den Scheinboden wieder ein und legte die anderen Sachen zurück, steckte die Münze aber in ihr
marsupium
.
    »Was gibt es?«, hörte sie Bruder Eolann rufen.
    »Ich habe Wambas Kiste gefunden. Ich komme jetzt hoch. Kannst du mir dein Zingulum zuwerfen?«
    »Was willst du damit?«, fragte er verwundert. In ihrer gemeinsamen Sprache hatte sie das Wort
criós
gerufen, damitmeinte sie das

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