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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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unnatürlichen Todes gestorben war. Wenn ich richtig verstanden habe, sagt Hawisa aus, der Junge wurde begraben, noch bevor sie seine Leiche hätte sehen können, man hätte vertuschen wollen, dass er ermordet wurde.«
    Bruder Eolann zuckte die Achseln. »Mir fehlen deine Wortgewandtheit und die Gabe, so zu denken wie du.«
    Hawisa hatte sie die ganze Zeit beobachtet und fing erneut an, sehr laut zu reden.
    »Sie sagt, sie weiß eben nur, dass sie die Goldmünze gesehen hat. Wamba hat sie zur Abtei mitgenommen, und am Tag darauf war er tot. Jetzt ist er auf dem Friedhof der Abtei begraben, wo sie nicht jeden Tag für ihn beten kann. Der Weg dorthin ist zu beschwerlich. Sie muss sich damit begnügen, ihr Gebet an der Stelle zu verrichten, wo man ihn tot aufgefunden hat.«
    Aufgebracht schleuderte die Frau ihnen ein paar Wortfetzen entgegen. »Ihr könnt mich bei eurem Abt anschwärzen. Ich fürchte mich nicht«, übersetzte Bruder Eolann.
    »Du hast auch nichts zu befürchten«, versicherte ihr Fidelma. »Wir sind nicht hier, um dich bei Abt Servillius anzuschwärzen. Er weiß nicht einmal, dass wir hier sind. Im Gegenteil, uns wäre lieb, wenn du niemandem etwas von unserem Besuch sagst. »
    Hawisa blickte verwundert auf.
    »Mach ihr klar, ich sei eine Besucherin aus Hibernia, und ich sei zu ihr gekommen, weil ich mit der unstillbaren Neugier gestraft bin, alles immer genau wissen zu wollen. Ich habe von der Geschichte mit Wamba erfahren, und die hat mich tief berührt.«
    Man sah Hawisa an, dass sie noch ihre Zweifel hatte, doch schien ihr die Erklärung einzuleuchten. Und wieder begann Bruder Eolann zu übersetzen. »Der Begründer der Abtei kam aus Hibernia. Ich habe gehört, Landsleute von dir besuchen immer mal die Abtei, um seiner zu gedenken.«
    »Genau so ist es.« Fidelma schwieg eine Weile und erklärte dann: »Bevor wir weiterziehen, möchten wir an der Stelle, an der Wamba abstürzte, ein Gebet verrichten, an der Stelle, zu der du immer gehst, um für ihn zu beten. Würdest du uns bitte beschreiben, wie wir dort hinkommen?«
    Wieder betrachtete Hawisa Fidelma argwöhnisch. »Warum willst du sehen, wo mein Sohn zu Tode stürzte?«.
    »Es geht mir nicht darum, zu sehen, wo es war, sondern nur darum, dort ein Gebet für seinen Seelenfrieden zu sprechen.« Fidelma war bewusst, dass sie log und hoffte, Bruder Eolann würde ihre Worte mit größerer Aufrichtigkeit übersetzen können. Die Lüge würde ihr wohl vergeben werden, weil sie dazu diente, die Wahrheit herauszufinden.
    Hawisa antwortete nicht gleich, sie überlegte sich die Sache lange und sorgfältig. »Folgt dem Pfad da« – dabei wies sie auf einen Trampelpfad zwischen den Bäumen dicht neben ihrer Hütte –, »geht immer in Richtung Nordost, bis ihr an zwei riesige Felsbrocken kommt, bei denen sich der Weg teilt. Nehmt nicht den Pfad nach unten, sondern bleibt auf gleicher Höhe, dann gelangt ihr an eine hohe Felswand. Unten am Fuß der Felsen ist ein kleiner Steinhaufen, den ich zu seinem Gedenken zusammengetragen habe. Man hat mir gesagt, das war die Stelle, von der er abgestürzt ist.«
    Mitfühlend berührte Fidelma den Arm der Frau. »Wir sind dir sehr dankbar für deine Auskünfte, Hawisa.«
    »Bitte zerstört nicht das kleine Grabmal. Als ich heute frühdort war, um zu beten, fand ich es verwüstet vor. Jemand muss das gestern oder in der Nacht getan haben.«
    »Wir werden es nicht anrühren«, versprach Fidelma, runzelte dann die Stirn und fragte: »Wie war es zerstört?«
    »Die Steine lagen überall verstreut herum.«
    »Könnte das nicht auch ein Tier gewesen sein?«
    »So macht das kein Tier. Ich hatte die Steine um eine kleine Holzkiste geschichtet, in der Wamba ein paar Dinge aufbewahrte, die ihm lieb und teuer waren. Bunte Murmeln, glänzende Steine und seine geliebte Flöte.«
    »Seine Flöte?«, fragte Fidelma nach.
    »Fast alle Jungen auf dem Berg haben die bei sich. Das sind einfache Dinger. Das Kistchen war grob zusammengezimmert, aber er hatte es selbst gebaut. Jemand hat es gestohlen, verflucht sei seine Seele. Eine Schande ist das, dass einer so was macht, der eine Kutte trägt.«
    Verständnislos schaute Fidelma die Frau an. »… eine Kutte? Wie kommst du darauf?«
    Bruder Eolann schien mit der Übersetzung Schwierigkeiten zu haben. »Ein Nachbar hat gesehen, wie jemand in einer Mönchskutte das Kistchen genommen hat und damit den Abhang hinunter gestiegen ist zu seinem Pferd.«
    »Ein Mönch soll es genommen

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