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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Zingulum, den kordelartigen Leibgurt, den die Mönche um ihre Kutte schlangen.
    »Wirf es runter, ich brauche es, um das Kästchen festzubinden.« Das war rasch getan, und sie rief ihm zu: »Jetzt komme ich wirklich.«
    Sorgsam jede Felsnase nutzend, kletterte sie hoch, lehnte kühn Bruder Eolanns Hand ab, der ihr über die Felskante helfen wollte.
    »Ich habe mir vielleicht Sorgen gemacht deinetwegen. Wenn ich mir vorstelle, du wärest abgestürzt. Wie hätte ich das dem Abt beibringen sollen?«
    Gleichgültig schürzte Fidelma die Lippen. »Wieso hätte ich abstürzen sollen? Und das mit dem Abt wäre dann sowieso nicht meine Sache gewesen.« Sie schaute zu dem kleinen Steinhaufen, band das Kistchen los und reichte ihrem Begleiter sein Zingulum.
    »Wenigstens können wir jetzt den kleinen Kasten wieder in die Gedenkstelle einsetzen. Der Dieb muss ihn fallengelassen haben.«
    »War denn etwas Gescheites darin?«, erkundigte sich Bruder Eolann.
    Sie griff in ihr
marsupium
und zeigte ihm die Münze.
    »Aber Wamba hat das Goldstück doch Bruder Waldipert gegeben«, äußerte sich ihr Begleiter verwirrt. »Und der dann dem Abt, oder?«
    »Bestimmt ist das eine sehr alte Goldmünze, mir ist dergleichen noch nie vor Augen gekommen«, sagte Fidelma und drehte die Münze um und um. Ihr fielen Bruder Ruadáns Worte ein. Er hatte von »Münzen« in der Mehrzahl gesprochen. »Mich wundert nur …«
    »Was wundert dich?«, fragte der junge Mönch erwartungsvoll.
    »Vielleicht hatte Wamba zwei Münzen gefunden und beschlossen, eine zu verbergen, bis feststand, wie viel die andere wert war. Kann ja sein, er befürchtete, man würde sie ihm wegnehmen, wenn er beide vorzeigte. Seine Mutter wird nichts davon gewusst haben, sonst hätte sie die Münze doch aus dem Kästchen genommen, bevor sie es in den Steinhaufen setzte.«
    »Eine Überlegung, die einleuchtet«, pflichtete ihr Bruder Eolann bei.
    »Ob der vermeintliche Dieb von der Münze darin gewusst hat?«
    Fidelma betrachtete das Stück noch einmal eingehend. Klein, aber aus solidem Gold; das war keine Legierung mit geringwertigem Metall. Darauf geprägt war ein Streitwagen, den zwei Pferde zogen, und der Wagenlenker. Die winzigen Symbole drum herum stellten wahrscheinlich die Sterne am Himmel dar.
    »Mir ist so, als hätte ich ähnliche Münzen doch schon einmal gesehen«, überlegte sie laut.
    »Der Ehrwürdige Ionas kennt sich aus mit solchen Münzen.«
    »Fragt sich, ob Abt Servillius den Ehrwürdigen Ionas zu Rate gezogen hat wegen der Münze, die Wamba zur Abtei brachte. Da gibt es noch manch Rätselhaftes«, stellte Fidelma fest und dachte an die letzten Worte, die Bruder Ruadán mit stockendem Atem hervorgebracht hatte.
    »Müssten wir das Kleinod nicht Hawisa übergeben?«, gab der
scriptor
zu bedenken.
    »Das wird am Ende auch geschehen. Wenn Bruder Ruadán damit recht hatte, dass der Junge wegen der ersten Goldmünze ermordet wurde, wird man Wulfoald und dem Abt ein paar unliebsame Fragen stellen müssen.«
    Doch schon während sie das sagte, wurde ihr klar, dass sie keinerlei Handhabe hatte, die beiden zu befragen. Eine Anwältin im Rechtswesen ihres Landes mochte sie ja sein, auch war sie von König Oswiu von Northumbria ermächtigt worden, die Morde auf dem Konzil von Streonshalh aufzuklären, und vom Ehrwürdigen Gelasius, das Verbrechen im Lateranpalast zu enthüllen – doch hier – wer war sie denn? Nichts als eine durchreisende Fremde ohne jeden hier anerkannten Rang. Eine Ausländerin ohne jeden Rückhalt. Seigneur Radoald war der Einzige, der Machtbefugnisse im Lande hatte, und der würde sie wohl kaum mit Vollmachten ausstatten, in dieser Angelegenheit Untersuchungen anzustellen.
    Vorsichtig steckte sie die Goldmünze wieder in ihr
marsupium
. »Sehr ermutigend ist das alles nicht, wahrscheinlich habe ich zu viel erwartet.«
    »Wie hat Bruder Ruadán überhaupt etwas von dieser Münze wissen können?«, fragte der Bibliothekar. »Mir ist das Ganze ein einziges Rätsel.«
    »Ich suche selbst noch die Antworten darauf. Nur sieht es so aus, als würde ich sie nicht finden. Vor einer leeren Wand zu stehen, ist immer ärgerlich.« Ein Blick zum Himmel zeigte ihr, viel Zeit blieb ihnen nicht, bald würde sie die sich von Osten ausbreitende Dunkelheit umhüllen. »Wir sollten besser zu dem Heiligtum weiterziehen.«
    »Wenn wir zu Hawisas Hütte zurückgehen und von dort unseren Aufstieg fortsetzen, verlieren wir viel Zeit; es wäre aber leichter und sicherer«,

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