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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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erklärte der
scriptor
.
    »Hast du einen anderen Vorschlag?«
    Nach kurzem Überlegen meinte er: »Ich wüsste einen Fußweg von hier, wenn du keine Höhenangst hast, aber der ist so schmal, dass man nur hintereinander laufen kann. Mituntergeht es sehr steil aufwärts. Doch hinter einem Felsvorsprung trifft der Pfad auf den Hauptweg, und von da an gelangt man zügig zum Gipfel. So könnten wir eine Menge Zeit sparen. Du hast ja eben bewiesen, wie sicher du dich in schwierigem Gelände bewegst. Da wirst du auch das Stück Weg mit Leichtigkeit bewältigen.«
    »Dann lass es uns mit dieser Abkürzung versuchen.«
    Er ging voran, auf einem Pfad, den wohl Ziegen zuvor ausgetreten hatten. Er war von Gras überwuchert, kaum wahrnehmbar, und stieg rasch an.
    »Du scheinst die Gebirgspfade hier gut zu kennen, dabei stammst du gar nicht von hier und bist Bücherverwahrer und Schreiber.« Das war ihr einfach so herausgerutscht, und beim Nachdenken über das Gesagte, machte es sie in der Tat stutzig, wie sich die beiden Tatsachen vereinen ließen. Aber da blieb Bruder Eolann auch schon stehen und wandte sich nach ihr um.
    »Du hast vorhin zu Hawisa gesagt, du wärest mit unstillbarer Neugier gestraft. Mit geht es so wie dir«, erklärte er allen Ernstes. »Wer in einer Bibliothek tätig ist, hat wenig körperliche Bewegung, man ist keine Anstrengung mehr gewohnt und wird behäbig. Daher hole ich mir ab und an vom Abt die Erlaubnis, auf die Berge zu steigen, um mich in Schuss zu halten. In den
Satiren
des Juvenal lesen wir
›mens sana in corpore sano‹
– In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. Ich glaube, um den Geist gesund zu erhalten, muss man auch den Körper kräftigen. In den zwei Jahren, die ich jetzt hier bin, habe ich schon so manchen Wanderpfad und Nebenweg erkundet.«
    »Da kann ich mich glücklich schätzen, dass du dich hier so gründlich auskennst«, lobte ihn Fidelma.
    Sie stiegen weiter nach oben. Mitunter musste Fidelmastehen bleiben und die Augen schließen, wenn sie bei den Steilhängen ein Schwindelgefühl überkam. Schließlich gelangten sie an den gewaltigen Felsvorsprung, von dem Bruder Eolann gesprochen hatte. Die Felsnase versperrte ihnen den Weg, und daneben gähnte der Abgrund. Ihr Bergführer lächelte sie ermunternd an.
    »Jetzt kommt der wirklich schwierige Teil. Die Felswand hat kleine Ausbuchtungen, da finden die Finger Halt. Du musst dich fast ganz zurücklehnen, dich mit ausgestreckten Armen auf die Kraft deiner Hände verlassen und vorsichtig weiterhangeln. Wird das gehen?«
    Fidelma blickte nach unten, ein Schauder überlief sie bei dem Gedanken, wie unendlich tief sie abstürzen könnte. Sie nickte und murmelte: »Bringen wir es hinter uns.« Es war besser, rasch über diese Stelle zu gelangen, als ewig drüber zu reden.
    »Ich gehe voran und zeige dir, wie man es macht. Binde dir den Mantelsack fest auf den Rücken und versuche, das Gleichgewicht zu halten.«
    Er zurrte den Mantelsack fest und wartete, bis sie auch so weit war. Dann bückte er sich unter den Überhang und schob sich vorwärts. Wo seine Füße Halt fanden, konnte sie nicht sehen, bestimmt hatte er irgendwelche Ausbuchtungen gefunden und sich mit den Händen festgekrallt … Dann war er hinter dem Felsen verschwunden.
    »Hörst du mich?«, rief sie beklommen.
    Es dauerte einen Moment, dann kam die Antwort. »Entschuldige, ich musste erst wieder zu Atem kommen.« Es hörte sich an, als sei er ganz nahe. »Hast du genau gesehen, wie ich mich unter den Überhang gezwängt habe?«
    »Ich denke, schon.«
    Fidelma holte tief Luft und schob sich langsam vorwärts,kroch fast unter den Überhang, fand auch ziemlich sofort die kleinen Vorsprünge, an denen sie sich halten konnte. Hand über Hand arbeitete sie sich voran. Nur nicht daran denken, was hinter ihr war, an die gähnende Leere und den möglichen Sturz auf die Felszacken tief unter ihr. Der schlimmste Moment kam, als sie sich an der grässlichen Abbruchkante zurücklehnte und nur die sich in den Stein krallenden Hände sie vor dem Fall bewahrten.
    »Gleich hast du es geschafft«, rief ihr Bruder Eolann ermutigend zu.
    Sie streckte sich nach dem nächsten Halt, verfehlte ihn und schwebte in der Luft. Das ganze Gewicht ihres Körpers hing an einer Hand, mit der anderen griff sie ins Nichts.
    »Hilf mir«, schrie sie in heller Panik.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis eine kräftige Hand sie am Handgelenk packte und zurückriss. Einen Lidschlag lang hing sie im leeren

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