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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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hier zu sehen.« Er wies mit dem Kopf zu Bruder Eolann.
    Fidelma wäre es lieber gewesen, man hätte sie gemeinsam zu Grasulf vorgelassen, aber sie konnte an der Entscheidung nichts ändern. Die Zeit verging, frustriert wanderte sie in dem kleinen Raum auf und ab. Endlich kam der Verwalter wieder – ohne Bruder Eolann.
    »Und jetzt, kleine Schwester, bist du dran«, verkündete er.
    »Wo ist Bruder Eolann?«
    »Er ist vergnügt und munter. Auf geht’s, kleine Schwester. Hier lang.«
    Sie musste sich mit seinen kargen Auskünften begnügen und war bemüht, alle Befürchtungen zurückzudrängen. Stumm folgte sie ihm. In ihrem Verließ war es empfindlich kühl gewesen, umso mehr überraschte sie die Wärme draußen, zumal die hochstehende Sonne den kleinen Innenhof aufheizte. Kakko ging ihr in einem für sein Gewicht erstaunlichen Geschwindschritt voran über den gepflasterten Hof. Fidelma konnte sich sein Tempo nur damit erklären, dass der Riese gut durchtrainiert war.
    Weiter hinten führte ein Durchgang in einen anderen Hof, an dessen einem Ende zwei Türflügel, die halb offen standen, von Kriegern bewacht wurden. Neugierig starrten sie Fidelma an, als sie und Kakko an ihnen vorbei und hineingingen. Der Raum, den sie betraten, erwies sich als eine Art Vorzimmer, denn von dort gelangten sie in eine große Halle. Derartige Räumlichkeiten waren Fidelma nicht fremd, sie dienten Herrschern und Stammesfürsten meist als Stätte traditioneller Festgelage. Sie fühlte sich auch sogleich in ihrer Annahme bestätigt, denn an einer Seite stand leicht erhöht ein kunstvoll gearbeiteter Stuhl. Zu beiden Seiten der Rückenlehne saßen zwei große geschnitzte Vögel, bei genauerem Hinsehen erkannte sie sie als Raben. In ihrem eigenen Land galten Raben als böses Omen, symbolisierten dort die Göttin über Tod und mörderische Schlachten. In unmittelbarer Nähe waren ein Tisch und kleinere Stühle gruppiert. Wandteppiche zeigten in farbigen Darstellungen kriegerische Szenen, und an den aus Ziegeln gemauerten Wänden hingen verschiedene Waffen. Fidelma war schon vorher aufgefallen, dass die meisten Gebäude hierzulande aus rötlichen Backsteinen bestanden, sie schienen das bevorzugte Baumaterialder Römer gewesen zu sein. Das machte einen völlig anderen Eindruck als die Bauten aus Steinblöcken und Holz bei ihr zu Hause. Die Halle bekam genügend Licht durch eine Reihe hoher Fenster, es war aber drinnen im Gegensatz zu der Hitze draußen verhältnismäßig kühl.
    Auf den ersten Blick schien der Saal leer. Dann jedoch vernahm sie ein leises Knurren und bemerkte links und rechts von dem thronartigen Stuhl zwei Jagdhunde. Sie lagen mit erhobenem Kopf und ausgesteckten Vorderpfoten und beobachteten wachsam die beiden Besucher. Kakko machte noch einen Schritt in das Rauminnere und blieb dann stehen.
    Aus einem offenen Durchgang betrat ein Mann den Saal, ging zu dem Prunksessel und ließ sich hineinfallen. Er war von beachtlicher Leibesfülle, doch wie der Verwalter sehr muskulös, was darauf hindeutete, dass er mehr ein Krieger als ein Mensch genüsslicher Lebensführung war. Groß war er nicht, eigentlich nur von durchschnittlicher Größe, und ein gutaussehender Mann war er auch nicht, zumindest nicht in Fidelmas Augen. Er hatte einen Vollbart und trug das blonde Haar lang. Soweit sie es überhaupt feststellen konnte, hatte er helle Augen und sah frisch und gesund aus. Sie schätzte ihn auf einen Mann in mittleren Jahren. Einen freundlichen Eindruck machte er auf sie nicht. Das bewies auch seine barsche Handbewegung, mit der er sie und den Verwalter unwillig heranwinkte.
    Kakko kam der Aufforderung nach, blieb kurz vor dem Podest stehen, verbeugte sich und vergewisserte sich mit einem Seitenblick, ob Fidelma seinem Beispiel folgte. Sie tat es nicht. Sie blieb zwar neben ihm stehen, sah aber den Seigneur nur herausfordernd an.
    »Das ist die Person, die sich Fidelma nennt, mein Lord«, erklärte Kakko.
    Die blassen Augen ruhten auf Fidelma.
    »Man sagt mir, du seiest eine fromme Schwester aus Hibernia«, fing der Mann auf Latein an und sprach es fließend, als wäre es seine Muttersprache.
    »Und du bist …?«, gab sie kühn zurück. Seine anmaßende Art brachte sie auf.
    Kakko hielt vor Schreck den Atem an – wie konnte sie sich erdreisten, seinem Herrn nicht die nötige Demut zu zeigen? Dessen Augen weiteten sich etwas, dann hob er träge die Hand und gab seinem Verwalter zu verstehen, er solle für ihn antworten.
    »Du stehst

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