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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Gedanke, dass es vielleicht doch eine Chance zur Flucht gab, wenn man sie nicht länger in dem kleinen Raum festhielt, in dem man Platzangst bekam. Sie gingen über den großen Hof, den sie schon kannte, aber in eine andere Richtung.
    »Du hattest versprochen, uns die Mantelsäcke zurückzugeben.Da sind persönliche Dinge drin, die wir gerne hätten, um uns den Aufenthalt hier etwas angenehmer zu gestalten. Man weiß ja nicht, wie lange sich der hinziehen wird.«
    Kakko grinste. »Kein Problem. Ihr bekommt sie zurück.«
    Er öffnete eine Tür in einem Eckturm. Gleich dahinter bogen sie nach links ab, und dort führten Türen aus dunklem Holz in einen großen Raum, in dessen Mitte ein langer Tisch stand. Ringsum an den Wänden waren Regale, vollgepfropft mit Buchrollen und Bänden. Fidelma schaute sich um. Von zu Hause war sie weit größere Bibliotheken gewohnt, in denen die Handschriften in Buchtaschen an Haken hingen und nicht in Regale gezwängt waren. Am Tisch saß Bruder Eolann, in eine Schriftrolle vertieft. Er blickte auf und war mit sich und der Welt sichtlich zufrieden.
    »Es ist fürwahr erstaunlich, Lady«, begrüßte er sie, blieb sitzen und tippte auf die dicke Schriftrolle.
    »Erstaunlich nenne ich etwas anderes«, erwiderte sie. Ihre Augen wanderten zu den hohen Fenstern, die etwas Tageslicht hereinließen; aber um dabei lesen zu können, reichte es nicht. Es gab Kerzen und auch eine Öllampe, und überall lagen Schreibutensilien herum. Am hinteren Ende hatte die Bibliothek noch eine zweite Tür.
    »Wenn du dort hinten hinausgehst, findest du eine ziemlich große Fläche, die oft für sportliche Übungen genutzt wird«, erklärte ihr Kakko. »Nur möchte ich dich warnen, nicht zu nahe an den Rand zu gehen, denn bis ins Tal hinunter ist es ganz schön tief.« Er grinste, ging und sperrte hinter sich die Tür mit einem Schlüssel zu.
    »Mit ›erstaunlich‹ habe ich das hier gemeint, Lady.« Bruder Eolann zeigte erneut auf die Schrift, die ihn fesselte, Kakkos Bemerkung war ihm entgangen.
    Fidelma war damit beschäftigt, die quasi Haftbedingungender Bibliothek eingehender zu betrachten, und fragte mehr nebenbei: »Was hast du denn da Besonderes entdeckt?«
    »Origo gentis Longobardorum.«
    »Der Ursprung der Langobarden?«
    »Genau. Der Titel war mir nicht unbekannt, aber das Werk als solches habe ich noch nie in Händen gehabt. Man erfährt daraus, wie die Götter Godan und Freda die Langobarden von ihren unrühmlichen Herrschern befreit haben, so dass sie gen Süden ziehen und sich das Land hier zu eigen machen konnten.«
    »Ein ziemlich altes Buch also.« Sie war immer noch mehr auf die neue Umgebung fixiert.
    »Älter als zwanzig Jahre wohl nicht. König Rothari soll die Sagen zusammengetragen haben, der Großvater von Godepert und Perctarit.«
    »Schon wieder dieser Perctarit?«
    »Ja. Ebender, der alles daransetzt, den Thron zurückzuerobern. Rothari starb vor zwölf Jahren und hat darauf gedrungen, dass das Buch zustande kommt ebenso wie das
Edictum Rothari,
die erste Niederschrift der Gesetze der Langobarden.«
    Fidelma stöhnte ungehalten. »Ganz ehrlich, Bruder Eolann, all die fremden, kaum auszusprechenden Namen machen mich vollkommen wirr. Ich sehne mich nach dem Wohllaut unserer Sprache in Muman. Doch zurück zu den entscheidenden Dingen. Wie ist man dir begegnet? Hat man dich bei der Befragung in irgendeiner Weise grob behandelt?«
    »Grob behandelt? Ach, du meinst Grasulf. Nein, er hat mir nichts getan. Er stellte allerlei Fragen, wollte wissen, was wir im Einzelnen gemacht haben. Und dann hat er mich hierher geschickt.« Er blickte auf die Schriftrolle vor sich. »Das erstbeste Buch, das mir vor Augen kam, war das hier. Undich muss gestehen, sofort habe ich mich gefragt, haben wir es in unserer Bibliothek in der Abtei oder nicht?«
    Fidelma wanderte forschend durch den Raum. »Wir sollten uns besser von Ausmaß und Grenzen unseres Gefängnisses ein Bild machen«, schlug sie vor und ging zur Tür, auf die Kakko verwiesen hatte. Hast du dich schon mal draußen umgeschaut?«
    Betroffen schüttelte Bruder Eolann den Kopf. Sie öffnete die Tür und trat ins Freie auf eine Terrasse. Auf drei Seiten ragten Burgmauern empor, die vierte hingegen gab den Blick frei auf Berge und Himmel in der Ferne. Eine niedrige, gemauerte Einfassung verhinderte einen versehentlichen Absturz in die Tiefe. Vereinzelt standen Pflanzen in Kübeln herum und verliehen dem graugepflasterten Boden ein wenig

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