Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
Vom Netzwerk:
»Dann seid ihr also Heiden?«
    »Wir haben nur einen anderen Gott als ihr.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis sie die Auskunft in sich aufnahm.
    »Wie lange gedenkst du uns hier gefangen zu halten?«, fragte sie dann. »Und wo ist Bruder Eolann? Ich hoffe, ihm ist nichts geschehen.«
    »Mach dir keine Sorgen«, erklärte Kakko fröhlich. »Mein Herr hat ein kleines
scriptorium,
und just dort befindet sich auch dein Gefährte. Der
scriptor
meines Herrn ist vor einigen Monaten gestorben, und seitdem hat sich niemand mehr um die Bücher gekümmert.«
    »Demnach habt ihr die Absicht, uns auf unbestimmte Zeit festzuhalten?«
    »Bis ich mich vergewissert habe, dass ihr keine Bedrohung darstellt.«
    »Bedrohung für wen?«
    »Eine Bedrohung für den Frieden und das Wohlergehen meiner Leute.«
    »Wen fürchtest du, Grasulf, doch wohl nicht eine harmlos umherwandernde Frau und einen
scriptor
?«, höhnte sie. »Eher könnte es dieser Perctarit oder auch Grimoald sein, die wegen des Königtums hier in Streit liegen.«
    »Ich habe keinen Grund, weder den einen noch den anderen zu fürchten«, erwiderte er gleichmütig. »Ich halte zu dem, der gut zahlt.« Er gönnte sich einen weiteren Schluck,merkte aber gleichzeitig, dass Fidelmas Becher noch so gut wie unberührt war. »Du trinkst ja gar nicht, edle Dame. Magst du den köstlichen Traubensaft nicht?«
    »Ich mag die Freiheit weit mehr. Wenn man mich und meinen Gefährten hier länger als Gefangene hält, appelliere ich an deine Ritterlichkeit, uns fortan nicht in das muffige Verließ zu schließen.«
    Jetzt war auch Grasulf versucht zu lachen. »Was schwebt dir vor? Dass ich euch außerhalb der Mauern meiner Burg frei herumlaufen lasse?«
    »Wir werden die Grenzen deiner Burg respektieren. Wir brauchen aber einen Ort, wo Geist und Körper Ruhe haben – ein
herbarium,
ein grünes Plätzchen, wo wir entspannen können und der Geist Anregung findet. Gönn uns ein wenig Freiheit außerhalb von Zellen und Bibliotheken. Ich bitte darum als Tochter eines Königs in meinem Land, denn gewiss gilt auch bei euch der Grundsatz, solange ein König in seinem eigenen Königreich stark und unangefochten ist, sollte er anderen seinen Respekt zollen. Du hast vorhin selbst gesagt, dass du in deinem Territorium stark und unangefochten bist, folglich erwarte ich, dass du entsprechend handelst.«
    »Bei uns gilt der Grundsatz, nicht erst warten, bis die Küken geschlüpft sind, lieber die Eier festhalten, mit anderen Worten, übertriebene Vorsicht schadet nichts.« Er drehte sich zu Kakko, redete in der Sprache der Langobarden hastig auf ihn ein, wedelte ihn mit einer flüchtigen Handbewegung fort und füllte sich erneut den leeren Becher.
    Fidelma war sich unsicher – sollte sie nach Freifrau Gunora fragen, ob seine Männer sie getötet hatten und ob der junge Prinz hier auf der Festung gefangen gehalten wurde? Doch sie ließ davon ab, sie musste erst mehr in Erfahrung bringen. Wenn der Seigneur von Vars die Freifrau Gunoratatsächlich ermordet und den Knaben entführt hatte, würde er auch keine Gewissensbisse haben, sie und Bruder Eolann umzubringen. Auch beschäftigte sie der Gedanke an die beiden Männer, die das Symbol eines flammenden Schwerts im Lorbeerkranz trugen und die sie tags zuvor gesehen hatte. Wenn es die gleichen waren, die Magister Ado überfallen hatten, was suchten sie dann in einer Festung von Heiden? Das und vieles mehr ging ihr durch den Kopf.
    Kakko führte sie nicht in das Verließ zurück, sondern nahm einen anderen Weg. Beim Überqueren des kleinen Innenhofes gluckste er immer noch vergnügt vor sich hin.
    »Du hast meinen Herrn beeindruckt, kleine Schwester. Morgens wirst du deine Zelle verlassen dürfen und erst abends dorthin zurückkehren. Den Tag über wirst du in der Bibliothek verbringen. Gleich daneben gibt es ein kleines Freigelände, wo du dich ein wenig bewegen kannst. An dessen hinterem Ende findest du eine Tür, da geht es zum
necessarium
.« Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Gib dich nicht falschen Hoffnungen hin, kleine Schwester. Auf drei Seiten ist das Gelände von Festungsmauern umgeben, und die vierte Seite … na ja, wenn du Flügel hättest wie Huginn und Muninn, dann könntest du wegfliegen.«
    »Flügel wie wer?«
    »Hast du nicht die geschnitzten Raben auf dem Stuhl meines Herrn gesehen? Das sind Huginn und Muninn, die Raben, die unseren großen Gott Godan bewachen.«
    Fidelma ersparte sich eine Antwort. Schon arbeitete in ihr der

Weitere Kostenlose Bücher