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Und die Hölle folgte ihm nach

Und die Hölle folgte ihm nach

Titel: Und die Hölle folgte ihm nach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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wurde, ehe der christliche Glaube die Ufer der fünf Königreiche in Éireann erreichte. Es war eine Methode, den Geist zur Ruhe zu bringen, ruhig wie das Wasser in einem dunklen Gebirgssee, sich von dem Durcheinander von Gefühlen und Furcht, der schlimmsten aller Gefühle, zu befreien.
    »Natürlich hat man es mich gelehrt. Aber was soll uns das jetzt bringen?«
    »Das einzig Sinnvolle, das wir jetzt tun können, ist, unseren Geist von nutzlosen Spekulationen und Angst zu befreien.«
    Fidelma setzte sich im Schneidersitz auf das andere Bett, die Hände faltete sie im Schoß. Dann schloss sie die Augen und begann langsam und tief ein- und auszuatmen.
    Bruder Eolann schmollte eine Weile, zuckte dann die Achseln und tat es ihr gleich.
    Wie viel Zeit darüber hinging, ist schwer zu sagen. Aber es war dunkel geworden. Von ferne vernahmen sie Geräusche, Gelächter, Rufe und Stimmen. Dann hörten sie plötzlich, wie draußen der Riegel zurückgeschoben wurde. Jemand stieß die Tür auf. Im Nu öffnete Fidelma die Augen und veränderte ihre Position. Auch Bruder Eolann regte sich und blickte schläfrig umher – über dem Meditieren war er tatsächlich eingeschlafen.
    Ein Mann kam herein, setzte stumm eine brennende Öllampe auf dem Tisch ab und verschwand wieder. Gleich darauf erschien ein zweiter Mann mit einem Krug und irdenen Bechern, auch die wurden schweigend auf den Tisch gestellt. Dann tauchte der Erste wieder auf, diesmal mit Holztellern, auf denen Brot, kaltes Fleisch, Käse und Obst lagen. Er wollte sogleich wieder verschwinden, aber Fidelma hielt ihn zurück.
    »Warte! Wer bist du? Was habt ihr mit uns vor?«
    Sie hatte ihre Fragen auf Latein gestellt und wollte Bruder Eolann gerade bitten, ihre Worte zu übersetzen, als ihr eine tiefe Stimme antwortete.
    »Schön ruhig, kleine Schwester. Zu gegebener Zeit wirst du alles erfahren.«
    In der Tür stand ein Riese von Mann, seine stämmige Figur füllte fast den ganzen Türrahmen aus. Man hätte ihn alsfettleibig bezeichnen können, aber beim näheren Hinsehen wurde man eines Besseren belehrt – er war ein einziges Muskelpaket. Er hatte dichtes schwarzes, krauses Haar und dunkle Augen, die im Widerschein des Lampenlichts unstet zuckten.
    »Wer bist du?«, wiederholte Fidelma ihre Frage.
    »Ich bin Kakko, kleine Schwester.«
    »Und ist das hier deine Festung?«
    Der Riese warf den Kopf zurück und brach in schallendes Gelächter aus, als hätte sie etwas ausgesprochen Komisches gesagt. Bruder Eolann starrte derweil verlangend auf den Tisch mit Essen und Trinken und vermochte sich nur mit Mühe zurückhalten. Fidelma konnte auf ihn keine Rücksicht nehmen, sie musste die Gelegenheit nutzen, etwas über ihre prekäre Lage in Erfahrung zu bringen.
    »Was habe ich Lächerliches gesagt?«, fragte sie kühl.
    »Ich bin nur der Verwalter hier, kleine Schwester.«
    »Wem also gehört die Festung?«
    »Festung und Territorium entlang des Tals gehören meinem Herrn.«
    Fidelma unterdrückte ein ungeduldiges Stöhnen. »Und wer ist dein Herr?«
    »Seigneur Grasulf, Sohn von Seigneur Gisulf.«
    Sie schaute fragend zu Bruder Eolann, der aber schüttelte nur den Kopf und gab ihr so zu verstehen, dass ihm der Name nichts sagte.
    »Und wer genau ist Grasulf?«
    Kakkos dunkle Augen weiteten sich erschrocken. »Du weißt nicht, wer der Seigneur von Vars ist?«
    »Wir sind fremd hier.«
    »Fremd?«
    »Wir sind aus Hibernia. Ich bin erst seit ein paar Tagen indiesem Land, und deine Krieger haben mich und meinen Gefährten entführt.«
    Der Dicke blickte nachdenklich von Fidelma zu Bruder Eolann und wieder zu ihr. »Wer seid ihr?«
    »Ich bin Fidelma und er ist Bruder Eolann, der
scriptor
in Bobium.«
    Jetzt blieb sein Blick an Bruder Eolann haften. »Schau mal einer an, aus Hibernia? Von der Sorte gibt es viele hier. Vielleicht zu viele. Genau die haben ja ursprünglich Bobium begründet.«
    »Ich betone noch einmal: Ich bin erst seit wenigen Tagen in eurem Land und gedenke nicht lange zu bleiben. Ich weiß nicht, weshalb man mich gefangen genommen hat, verlange aber meine Freilassung.«
    Wieder machte der Verwalter große Augen und betrachtete sie mit breitem Grinsen. Er schien leicht zu Späßen aufgelegt.
    »Du verlangst? Lustig, ich werde es Seigneur Grasulf bei seiner Rückkehr ausrichten.«
    »Bei seiner Rückkehr? Rückkehr von wo?«
    »Mein Herr ist auf Wildschweinjagd. Wir erwarten ihn nicht vor morgen zurück.«
    »Auf wessen Geheiß habt ihr uns dann entführt?«
    »Jeder

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