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und die Poker-Hoelle

und die Poker-Hoelle

Titel: und die Poker-Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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wenn man so will: den Brief und das Geld! Das sind sozusagen meine Pocketkarten!«
    »Und was weiter?« Justus sah auf den Tisch hinab. Eben legte der Croupier eine verdeckte Karte und daneben drei offene Karten vor sich auf die Spielfläche.
    »Ich glaube, Onkel Tony wollte mir bedeuten, dass wir ein Spiel spielen. Ein Pokerspiel! Und er schickte mir meine Pocketkarten!«
    »Sprich leiser, Richie!« Peter machte eine beschwichtigende Geste und sah besorgt in den Spielsaal. »Und was passiert jetzt? Ich meine, wenn das ein Spiel sein soll … geht das irgendwie weiter?« So recht konnte sich der Zweite Detektiv nicht mit dieser Theorie anfreunden, und auch Justus machte nicht den Eindruck, als wäre er vorbehaltlos überzeugt.
    Aber Richie war auf einmal wie ausgewechselt. »Da, seht!« Er deutete wieder zu dem Tisch hinab. »Jeder Spieler hat zwei Karten. Das ist seine Ausgangsposition, wenn man so will. Und jetzt spielt er mit dem, was der Croupier für alle sichtbar aufdeckt. Erst kommt der Flop, die drei Karten, die ihr da schon seht, dann der Turn, eine weitere Karte, und als letzte Karte wird er den River aufdecken. Und wer dann zusammen mit seinem Blatt die fünf besten Karten hat, gewinnt!«
    »Du willst damit andeuten«, Justus ließ sich das Gesagte kurz durch den Kopf gehen, »dass dieses Spiel noch drei weitere Stationen haben wird?«
    »Ja!«, pflichtete ihm Richie sofort bei. »Dieses Spiel dort unten und das, das Onkel Tony mit mir spielen will. Den Flop, den Turn und dann den River. Und wer dann das beste Blatt hat, ist Sieger! Das sieht Onkel Tony dermaßen ähnlich! Er liebte so etwas!«
    »Aber um was spielst du? Was kannst du gewinnen? Und … gegen wen spielst du?« Peter registrierte, wie der Croupier jetzt eine vierte Karte aufdeckte, den sogenannten Turn. »Ich meine, du sagtest ja selbst, dass dein Onkel … also dass dein Onkel …«
    »Nein, gegen Onkel Tony nicht.« Schlagartig verdüsterte sich Richies Gesicht wieder. »Ich weiß es nicht.«
    »Und«, sprach Justus sofort weiter, um Richie aus seinen trüben Gedanken zu reißen, »wenn du in Form des Geldes und des Briefes deine Pocketkarten hast, wo finden wir dann deinen Flop? Und diesen Turn und den River? Und was finden wir da?«
    Eine Rauchschwade kroch in ihre Richtung. Grau, dunkel, groß schob sie sich auf die drei zu.
    Richie zuckte mit den Schultern. »Auch das weiß ich nicht. Aber unter Umständen könnte das mit dem merkwürdigen Gedicht zusammenhängen, das auf dem Abschiedsbrief –« Er brach abrupt ab und starrte die beiden Detektive mit offenem Mund an. »Schnitzel!«, entfuhr es ihm urplötzlich. »Schnitzeljagd!«
    »Schnitzeljagd?« Peter wedelte den Rauch von sich. »Wovon redest du denn jetzt schon wieder?«
    »Natürlich!« Justus zeigte auf Richie. »Jagte seinem Essen nach, das paniert und meistens flach!«
    »Genau!«
    »Hä?« Peter wedelte weiter. Der Rauch waberte zu Justus.
    »Verstehst du nicht, Zweiter?«, wandte sich der Erste Detektiv seinem Freund zu. »In dem Gedicht stand doch –« Justus riss die Augen auf.
    »Oh nein!« Peter sah ihn entsetzt an. »Nicht! Just!«
    Aber es war zu spät. Ein ohrenbetäubendes Niesen explodierte in Justus’ Nase und schüttelte ihn von Kopf bis Fuß durch.

Babyface
    Justus reagierte in Sekundenbruchteilen. Noch mit Tränen in den Augen stieß er Peter und Richie in den Schatten des Ganges, sodass sie von unten nicht zu sehen waren. Dann sprang er auf und tat so, als hätte ihn das Niesen in die Knie gezwungen.
    »Hey, wieso rotzt du denn da oben in die Ecke?«
    Die fünf Spieler am Pokertisch, der Croupier und noch einige andere sahen zu ihm herauf. Wer ihn angeredet hatte, wusste Justus nicht.
    »Meine Güte!« Der Erste Detektiv schüttelte sich und kam taumelnd hinter der Kommode hervor. »Dieses Niesen habe ich von meinem Alten geerbt. Den hat es auch immer gegen die Wand geworfen!«
    Vereinzeltes Gelächter. Die Ersten sahen schon wieder weg.
    Während Justus um die Kommode herum Richtung Treppenabgang lief, warf er Peter und Richie einen Blick zu, in dem alles Mögliche lag: Mahnung, Angst, Unsicherheit. Dann ging er hinab in den Spielsaal.
    »Oh Gott!«, hauchte Richie. »Was jetzt? Die werden ihn vierteilen!«
    »Justus weiß, was er tut«, versicherte Peter, doch es klang eher wie eine Beschwörung. »Aber wir bleiben hier. Für alle Fälle.«
    Zentimeter für Zentimeter robbten sie wieder nach vorne, sodass sie in den Raum unter sich blicken konnten.

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