...und Don Camillo mittendrin...
allem Zubehör überlasse. Haben Sie ihm den Mietvertrag gezeigt?»
«Ich hab’ ihn ihm gezeigt. Er hat geantwortet, daß er ihn gut kennt, er besitze ebenfalls eine Kopie davon, sie liege in der Schublade seiner Kommode. Aber, so meint Bazziga , das bedeute gar nichts. Es sei nur ein wertloses Papier.»
Der alte Alcibiade grinste vor sich hin.
«Wenn Bazziga überzeugt ist, daß es sich um ein wertloses Papier handelt, schauen Sie zu, wie Sie seine Meinung ändern können. Der Anwalt soll ihm schreiben. Entweder bezahlt er, was er schuldig ist, oder wir gehen gerichtlich vor.»
Bazziga wohnte seit acht Jahren im « Crocile », einer elenden Hütte, die 1946 dem alten Alcibiade gehört hatte. Um die Wahrheit zu sagen: die elende Hütte war jetzt ein sauberes, gut instand gehaltenes Häuschen, denn Bazziga hatte eine ordentliche Stange Geld hineingesteckt.
Das hatte er nicht aus Ehrgeiz getan, sondern aus Notwendigkeit, denn Bazziga lebte von dem, was ihm sein kleiner Lebensmittelladen eintrug. Und wenn es um eßbare Dinge geht, wollen die Leute Ordnung und Sauberkeit sehen.
Bazziga stand gerade im Laden und bediente einen Kunden, als der Briefträger ihm den eingeschriebenen Brief vom Anwalt brachte. Er überflog rasch den Brief und dachte keine Sekunde daran, deshalb den Laden und den Kunden im Stich zu lassen. Dann aber sprang er plötzlich auf sein Fahrrad und fuhr im Eiltempo zu der Villa des alten Alcibiade .
Er fand das Gittertor verschlossen, und niemand wollte es öffnen. Er erklärte, er wolle mit dem Chef reden, aber sie antworteten ihm, der Chef wolle von gar nichts wissen. Er bezahle einen Verwalter, damit der sich um die Geschäfte kümmere. Bazziga solle sich daher an den Verwalter wenden.
Also ging Bazziga zum Verwalter und zeigte ihm den Brief vom Anwalt. «Was soll dieser Wisch bedeuten?» fragte Bazziga .
«Er bedeutet, daß der Anwalt gesetzlich vorgeht, wenn Ihr nicht bezahlt, was Ihr zu bezahlen habt.»
Bazziga erwiderte, der Anwalt könne ihm gar nichts anhaben, und er versuchte, dem Verwalter die Sache zu erklären. Doch der schüttelte den Kopf.
«Ich hab’ damit nichts mehr zu tun. Jetzt liegt die Angelegenheit in den Händen des Anwalts. Ihr müßt es jetzt dem Anwalt erklären. Auf dem Briefbogen steht die Adresse, nehmt das Postauto, fahrt in die Stadt und einigt Euch mit dem Anwalt. Was uns betrifft, so sind wir ganz zufrieden, die Sache freundschaftlich in Ordnung zu bringen, und wir werden Euch auf jede Weise entgegenkommen.»
Am andern Tag ließ Bazziga seine Frau im Laden und begab sich in die Stadt zum Anwalt.
Als er vor dem Schreibtisch des Anwalts stand, zog er den eingeschriebenen Brief aus seiner Jacke und hielt ihn dem Anwalt unter die Nase.
«Aha», sagte der Anwalt. «Ihr seid also der vom Crocile-Haus . Nun, schließen wir einen Vergleich?»
«Deshalb bin ich hier», antwortete Bazziga .
«Ihr habt Euch also entschlossen, zu bezahlen?»
«Nein», erklärte Bazziga , «ich will nicht bezahlen, weil ich nämlich nicht bezahlen muß.»
«Aber die Mieterhöhung ist gesetzlich. Ihr stellt Euch nicht gegen Alcibiade , sondern gegen das Gesetz.»
Bazziga schüttelte den Kopf.
«Mit dem Gesetz bin ich im reinen. Der Mietvertrag ist wertlos. Was zählt, ist das andere Papier.»
«Es ist mir nicht bekannt, daß noch andere Papiere existieren. Das hier ist ganz einfach ein registrierter Mietvertrag.»
Bazziga zog einen Briefumschlag aus der Tasche und zeigte ihn dem Anwalt: «Und was ist denn das?»
Der Anwalt konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
«Wenn man es so anschaut, scheint es ein Briefumschlag zu sein. Wenn aber etwas drin ist, dann müßte man wissen, worum es sich handelt.»
«Es handelt sich um persönliche Angelegenheiten zwischen dem Chef und mir. Nur wir zwei können darüber reden.»
«In Ordnung», sagte der Anwalt. «Aber unterdessen muß ich die Sache vor Gericht bringen.»
«Vergebliche Mühe», bemerkte Bazziga .
«Dieses Papier ist vom Chef unterschrieben, und es ist das einzig gültige. Der Chef weiß das sehr gut.»
Bazziga hatte so sicher gesprochen, daß der Anwalt sich verpflichtet fühlte, weiterzuforschen.
«Ihr behauptet also, daß zwischen Euch und dem Chef außer dem Mietvertrag noch eine andere Abmachung besteht?»
«Gewiß. Versuchen Sie es ihm zu sagen, und Sie werden sehen.»
«Schön», sagte der Anwalt, «ich rufe ihn jetzt an, und während man die Verbindung herstellt, wartet Ihr im Vorzimmer, damit wir die
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