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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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die Moral betraf, wurde er für einen Ehrenmann gehalten.
    «Was für Schweinereien soll denn dieser geifernde Greis mit Frauen noch machen», sagte jemand.
    «Er macht sie nicht mit Frauen, er macht sie mit Männern», erwiderte Bazziga , «und es sind größere Schurkereien, als man sich vorsteilen kann.»
    Man weiß, wie es in den Dörfern zugeht. Bald saßen alle um ihn herum. Sie belagerten ihn geradezu, füllten ihn mit Wein ab, und endlich zog Bazziga die alte Geschichte ans Licht.
    Er schilderte die Sache so, wie er sie dem Anwalt erklärt hatte. Aber hier war jemand, der ihm eine Frage stellte, die ihm der Anwalt nicht gestellt hatte.
    «Und wie ist es möglich, daß einer, der so ein Schuft ist, mir nichts dir nichts einen Vertrag unterschreibt und auf seine Vorteile verzichtet?»
    Bazziga stieß einen tiefen Seufzer aus.
    «Ich war damals gerade aus dem Krieg zurück, hatte Schulden und mußte alles mögliche tun, um zu überleben. Da kam der Landarbeiterstreik, und der Alte war in Schwierigkeiten, denn die Tiere waren in Gefahr, im Stall zu krepieren. Man riskierte dabei Kopf und Kragen, aber ich tat es trotzdem! Ich arbeitete auf dem Gutshof, der «Grande». Ich schuftete Tag und Nacht ohne eine Minute Pause, wie ein Tier. Und neben der Schinderei mußte ich ein paar Nichtsnutze, die der Alte drüben über dem Po aufgelesen hatte, zur Arbeit antreiben. Ich mußte auch mit dem Gewehr Wache stehen. Kurzum, ich habe ihm das Vermögen seines Stalles gerettet. Und so gab mir der Alte aus Dankbarkeit und weil er im Fall weiterer Schwierigkeiten eine Hilfe brauchte, das Haus zu den genannten Bedingungen. Und jetzt, nachdem ich acht Jahre lang Blut geschwitzt habe, um das Haus wieder instand zu stellen und die Raten zu bezahlen, leugnet dieser miese Kerl, daß er mir den Vertrag unterschrieben hat.»
    Bazziga hatte seine Erzählung beendet, und sofort sagte eine robuste Stimme:
    «Geschieht dir recht, warum spielst du den Streikbrecher für die Interessen der Ausbeuter?»
    Bazziga drehte sich rasch um und ballte die Fäuste, aber er beruhigte sich sofort wieder, denn als Sprecher entpuppte sich Peppone. Und mit Peppone ließ man sich lieber nicht ein.
    Der Smilzo war mit Peppone nicht einverstanden.
    «Chef», flüsterte er, «ist es nicht besser, den Streikbrecher zu vergessen, da er ein armer Teufel ist, und den reichen und unehrlichen Grundbesitzer beim Kragen zu nehmen?»
    «Nein», antwortete Peppone, « Bazziga und der Alte sind beide unsere politischen Gegner. Sie sollen es untereinander ausmachen. Es genügt, daß wir die Sache beobachten.»
    Peppone kümmerte sich nicht weiter um die Angelegenheit, aber das übrige Dorf kümmerte sich darum.
    Und Bazziga erzählte seine Geschichte wohl tausendmal in der Öffentlichkeit.
    Eines schönen Tages ging daher der alte Alcibiade zum Polizeichef und sagte:
    «Da ist ein gewisser Bazziga , einer meiner Mieter, der seit längerer Zeit im Dorf herumgeht und mich unehrenhafter Handlungen bezichtigt. Er beschimpft mich und verleumdet mich. Ich kann mindestens fünfzig Zeugen benennen. Ich möchte ihn deshalb verklagen.»
    Als er die Klage entgegengenommen hatte, trug der Maresciallo die Aussagen zusammen und ließ dann Bazziga rufen.
    «Es ist erwiesen, daß Sie seit einiger Zeit öffentlich üble Nachreden über Signor Santini verbreiten», begann der Maresciallo , aber Bazziga unterbrach ihn.
    «Ja, das stimmt», rief er aus, «und ich schwöre Ihnen, daß ich mein Leben lang öffentlich sagen werde, daß Santini kein Ehrenmann ist.»
    «Ich bezweifle, daß Sie Signor Santini noch lange verleumden können», bemerkte der Polizeichef. «Das Gericht wird Ihnen das besser erklären.»

    Und so mußte Bazziga eines unschönen Morgens vor Gericht. Als er an der Reihe war, fragten sie ihn, wie er heiße, und lasen ihm dann die Anklage vor.
    Sie klagten ihn an, einen Haufen übler Dinge über den alten Alcibiade gesagt zu haben, und gaben getreu die Ausdrücke, die Bazziga gebraucht hatte, wieder.
    Bazziga hörte aufmerksam zu, dann sagte er:
    «Es stimmt alles, mit Ausnahme des Freibeuters. Dieses Wort höre ich jetzt zum ersten Mal. Aber wenn Freibeuter soviel wie verdammtes Schwein oder ähnliches Zeug bedeutet, so tut es mir leid, daß ich es nicht gesagt habe.»
    Alle fingen an zu lachen, und der Präsident mußte heftig klingeln.
    «Sie geben also zu, daß es wahr ist, was man Ihnen vorwirft?»
    «Alles ist wahr. Ich habe ihn einen Schurken genannt, weil er sich

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