...und Don Camillo mittendrin...
schurkisch benommen hat. Hier ist der Beweis.»
Bazziga zog den famosen Vertrag aus der Tasche und übergab ihn dem Präsidenten, wobei er erklärte, wie sich alles zugetragen hatte.
«Das gehört nicht zur Sache», bemerkte der Anwalt des alten Alcibiade , «der Angeklagte muß sich nur wegen Verleumdung verantworten.»
Bazziga hatte einen amtlichen Rechtsbeistand, den er zum ersten Mal sah, aber es war ein aufgeweckter junger Mann.
«Es gehört sehr wohl zur Sache», erwiderte Bazzigas Anwalt. «Es dient wenn schon nicht zur Rechtfertigung, so doch zur Erklärung, woher das Ressentiment des Angeklagten gegen den Kläger kommt.»
«Es dient höchstens dazu, die Lage des Angeklagten zu erschweren», rief der Anwalt des alten Alcibiade aus, «denn es handelt sich um eine Fälschung!»
Die Herren vom Gericht diskutierten kurz miteinander, dann rief der Präsident den alten Alcibiade auf.
«Der Zeuge schwöre die Wahrheit zu sagen, nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit», sagte der Gerichtspräsident.
«Ich schwöre», antwortete Signor Alcibiade .
Der Präsident zeigte ihm das Blatt.
«Erkennen Sie das als Ihr Schreiben?»
«Nein», antwortete der Alte, «das ist nicht meine Schrift.»
«Und ob!» schrie Bazziga . «Ich habe es geschrieben, weil Ihr Eure Brille nicht dabei hattet, aber die Unterschrift stammt von Euch!»
Bazziga erhielt die Mindeststrafe, denn alle waren sich darüber einig, daß sie keinen Fälscher vor sich hatten, sondern nur einen bedauernswerten Dummkopf.
Und da er das Schreiben niemandem gezeigt hatte, konnte man tatsächlich nicht von einer Fälschung sprechen. So ließen sie es dabei bewenden.
Triumphierend kehrte der alte Alcibiade ins Dorf zurück. Es war schon Abend, als er eintraf, und es regnete, aber sein erster Gedanke war, Gott zu danken, weil er ihm geholfen hatte, die Wahrheit zu beweisen.
Er kaufte daher in der Drogerie eine große Altarkerze und trug sie in die Kirche.
«Zündet sie vor dem Bild der Madonna an», sagte der alte Alcibiade zu Don Camillo. «Wenn man vor Gericht muß, braucht man immer die Hilfe der Madonna, auch wenn man voll und ganz im Recht ist. Im Gegenteil, wer im Recht ist, benimmt sich oft unsicher und verlegen, denn die Wahrheit ist oft so einfach und natürlich, daß sie unglaublich erscheint.»
Nachdem der alte Alcibiade andächtig auf den Stufen des Altars gekniet und ein Gebet gemurmelt hatte, bekreuzigte er sich und ging weg.
Don Camillo fand einen großen Kerzenhalter, steckte die Altarkerze hinein und trug sie vor den Altar der Madonna.
Dann zündete er die Kerze an.
Das Flämmchen flackerte einen Augenblick und erlosch dann. Offensichtlich war ein Luftzug die Ursache. Don Camillo stellte die Kerze um und zündete sie wieder an. Jetzt war kein Durchzug möglich, denn die Kerze des Alcibiade stand neben anderen Kerzen, die alle ruhig brannten. Aber auch diesmal ging die Flamme aus. Es mußte sich um einen Fehler im Wachs oder einen schlechten Docht handeln.
Don Camillo nahm die Kerze ins Pfarrhaus mit und untersuchte sie eingehend im Licht der großen elektrischen Lampe, die über dem Tisch hing. Mit dem Taschenmesser kratzte er etwas Wachs rings um den Docht weg und lockerte ihn ein wenig.
Er zündete die Kerze an, und die Flamme brannte sicher und fest und erlosch nicht mehr.
«Jetzt ist sie in Ordnung», brummte Don Camillo, «der Docht war halt ein wenig zu kurz.»
Um keinen Gestank zu verursachen, löschte er die Kerze nicht, und indem er das Flämmchen mit seiner großen Hand schützte, verließ er das Pfarrhaus und ging in die Kirche zurück. Dort steckte er die Kerze wieder auf den Halter, der auf dem Altar der Madonna stand.
Die Kerze erlosch.
Er zündete sie erneut an, und sie erlosch wieder.
Don Camillo war ein Dickkopf. Er nahm die Kerze samt Halter in die Sakristei. Wieder reinigte er den Docht und zündete ihn an. Die Kerze brannte prächtig, und Don Camillo ließ sie eine Viertelstunde brennen. Dann hielt er die Hand vor die Flamme und trug die Kerze wieder zum Altar der Madonna.
Sofort erlosch das Licht.
Offenbar war seine erste Beobachtung richtig: Es mußte einen Luftzug, einen Durchzug geben. Er zündete den Docht wieder an und brachte die Kerze zum Hochaltar. Aber kaum hatte die Kerze das Altartuch berührt, ging auch hier die Flamme aus. Noch zweimal wiederholte er das Experiment, und es passierte immer dasselbe.
Don Camillo schaute die Altarkerze mißtrauisch an. Er nahm sie vom Altar, trug sie
Weitere Kostenlose Bücher