...und Don Camillo mittendrin...
Verschwendung», antwortete der Smilzo . «Ihr seid die Undankbarkeit in Person. Ihr seid ...»
Weiter konnte er seinem Unmut nicht mehr Luft machen, weil Don Camillo blitzschnell einen halben Backstein ergriff und nach ihm schleuderte. Nur dank dem Heiligen, der auch die Kommunisten beschützt, konnte der Smilzo ausweichen. Beim zweiten Backstein gelang das nicht.
Als Peppone sich den Bericht des Smilzo angehört hatte, rieb er sich die Hände.
«Wenn er sich diese Freiheit herausgenommen hat, bedeutet dies, daß für ihn die Sache erledigt ist. Bestens!»
«Bestens einen Dreck!» protestierte der Smilzo . «Wer hat einen halben Ziegelstein ins Kreuz gekriegt? Doch ich!»
«Die proletarische Revolution fordert ihre Opfer», sprach Peppone feierlich. «Dir ist diese Ehre zugekommen. Du kannst stolz darauf sein!»
Zahn um Zahn
Peppone war einer der Typen, die sich vor nichts fürchten, einer der fähig ist, in Lachen auszubrechen, wenn man ihm ein Maschinengewehr auf die Brust setzt, der aber, wenn er zum Zahnarzt muß, zittert und sich womöglich von der Frau oder einem Freund begleiten läßt.
Peppone war gerade dabei, einen Motorblock auseinanderzunehmen, als plötzlich in einem seiner Backenzähne die Revolution ausbrach. Er ließ alles, was er gerade in der Hand hatte, fallen und rannte brüllend in die Küche.
Er spülte den Mund mit kaltem Wasser, er spülte ihn mit warmem Wasser, er stocherte mit einem Zahnstocher im Zahn herum, ließ sich das Zahnfleisch mit Jod bepinseln, versuchte sich hinzulegen, schluckte vier Tabletten, nahm Aspirin und ein Abführmittel, aber es wurde immer schlimmer.
Plötzlich befand er sich allein im Hause, denn er war so wütend, daß alles, was seine Frau und die Kinder taten oder nicht taten, in seinen Augen falsch war. Es genügte ihm nicht, bloß zu schimpfen, sondern er zerbrach auch noch alles, was er gerade in seinen mächtigen Pranken hatte.
Also sprang Peppone auf sein Motorrad und raste wie ein Irrer Richtung Stadt. Es war eine Fahrt, bei der ein Glatzkopf Locken bekommen hätte, aber es gibt auch einen Gott für die Verrückten, und so gelangte Peppone nicht nur in die Stadt, sondern hielt auch sofort vor einem großen schwarz-goldenen Namensschild - er war beim Zahnarzt.
Man ließ ihn sofort eintreten. Peppone setzte sich auf den weißen Zahnarztstuhl und schrie: «Ziehen Sie ihn heraus!» Dann öffnete er den Mund und zeigte mit dem Finger auf den schmerzenden Zahn.
Der Zahnarzt manövrierte am Stuhl herum, berührte dann mit einem Metallstäbchen den kranken Zahn, und Peppone brüllte: «Ziehen Sie ihn heraus oder ich krepiere!»
Der Zahnarzt schüttelte den Kopf.
«Entschuldigen Sie. Wenn Ihnen ein Finger weh tut, lassen Sie ihn dann wegschneiden?»
«Mir tut der Zahn weh», schrie Peppone, der in diesem Augenblick nichts anderes wußte und nichts anderes wissen wollte.
Der Zahnarzt verlor seine Ruhe nicht. Er holte etwas aus einem weißen Kästchen und sprach weiter.
«Wenn Ihnen ein Finger weh tut, lassen Sie ihn nicht wegschneiden, sondern versuchen zuerst, ihn zu heilen. Warum wollen Sie einen Zahn ausreissen lassen, bloß weil er Ihnen weh tut? Glauben Sie etwa, daß ein Zahn weniger wichtig ist als ein Finger?»
Peppone hatte überhaupt keine Lust zu diskutieren. Der Schmerz spaltete ihm den Kopf, und er wollte ihn nicht mehr spüren. Weiter dachte er nicht. Aber er konnte es nicht in Worte fassen, denn der Zahnarzt bepinselte ihm das Zahnfleisch.
Peppone spürte ein Kältegefühl rings um den verfluchten Zahn, und der Schmerz ließ nach.
«Geht es besser?» fragte der Zahnarzt.
Peppone blickte erstaunt den Zahnarzt an und spürte plötzlich ein wirres Sausen im Kopf. Aber diesmal war nicht der Zahn schuld daran. Sondern der Zahnarzt.
«Dr. med. dent . L. Marcotti . Zahnärztliche Praxis. Sprechstunden jeden Dienstag zwischen 9 und 16 Uhr.»
Peppone erinnerte sich ganz genau an jenen Tag, da unter dem Türbogen des Spocci-Hauses diese Schrifttafel auf getaucht war. Marcotti hatte, als der Krieg ausbrach, eine gutgehende Praxis in der Stadt. Aber beim ersten Bombenangriff verwandelte sich das Haus in einen Trümmerhaufen, und mit dem Haus war auch die Praxis samt allen Instrumenten verschwunden.
Marcotti hatte die wenigen Überbleibsel eingesammelt und war mit Frau und Kindern nach San Marcello umgezogen. Da er in der Stadt nichts mehr tun konnte, begann er auf dem Lande zu arbeiten. Er betreute drei Ortschaften in der Nähe von San
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