...und Don Camillo mittendrin...
im Gemeindehaus abgenommen, aber daheim über sein Bett gehängt hatte. «Das Wunder des Christentums kann auch in einer progressiven Welt seinen Platz haben .«
«Sie geben mir ein wenig Trost», seufzte der Bischof. «Sie geben mir ein wenig Trost, Herr Bürgermeister.»
Als der Bischof sich umdrehte, fand er den ganzen Gemeinderat versammelt. Einer nach dem andern war leise hereingekommen.
Der Smilzo hatte unterdessen den roten Festteppich über die Treppenstufen geworfen, und einer vom Pikettdienst im Volkshaus hielt mit einem roten Tuchfetzen die Leute des Dorfes in Zaum, die sich alle auf der Piazza versammelt hatten.
Begleitet von Peppone und seinem Generalstab, schritt der Bischof zwischen zwei Menschenmauern hindurch über den Dorfplatz. Bei seinem Wagen angekommen, drehte er sich um und erteilte seinen Segen.
Auch Don Camillo war da und schickte sich an, den Ring des Bischofs zu küssen, doch dieser zog seine Hand zurück.
«Wir wissen noch nicht, ob Ihr dessen würdig seid», sagte er streng. «Die Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes! Warten wir das Urteil des Volkes ab!»
Er verschwand im Fond des Wagens, der sich sogleich in Bewegung setzte.
«Verdammt noch mal!» rief der Smilzo . «Das sind wenigstens noch Bischöfe, die dem Volk Genugtuung geben!»
«Großer Ausnahmefall!» bestätigte Peppone. «Dieser Mann hat die Geistesschärfe und Intelligenz eines Togliatti, die Vornehmheit eines Terracini , die Philosophie eines Secchia , die Bildung eines Sereni und Verständnis für das Proletariat wie ein De Vittorio. Leute wie dieser fehlen uns!»
«Es gibt sie, aber man braucht ihrer fünf, um einen draus zu machen!»
Unterdessen schaukelte der Bischof, der nicht die leiseste Ahnung davon hatte, daß er die Tugenden des gesamten kommunistischen Parteiausschusses in sich vereinigte, der Stadt zu. Unterwegs ließ er einmal anhalten, damit der Fahrer bei einem nahen Wäldchen nachschauen konnte, ob die Veilchen schon aufgegangen waren.
Der Fahrer ging und kehrte nach einer Weile wieder zurück.
«Nein, sie blühen zwar noch nicht, aber sie sind schon da, Monsignore!»
«Bestens», antwortete der alte Bischof. «Dann hat sich also daran seit Millionen Jahren nichts geändert. Und fahr langsam, Giacomo, du weißt, daß der Tod mir folgt. Wir möchten doch nicht den Eindruck erwecken, daß wir ihm entrinnen wollen.»
Noch am selben Tag wurde von Peppone der Untersuchungsausschuß des Volkskomitees einberufen. Er hatte, neben seinem ganzen Generalstab, eine Menge Leute dafür aufgeboten.
Die Untersuchung wurde mit äußerster Schärfe und Gründlichkeit geführt. In der dritten Sitzung wurde Don Camillo öffentlich befragt.
Peppone erhob sich.
«Der Untersuchungsausschuß des Volkskomitees, einberufen gemäß demokratischem Willen Seiner Exzellenz des Herrn Erzbischofs, hat nach Abschluß seiner Nachforschungen, die nach bestem Wissen und Gewissen und mit allergrößter Sorgfalt durchgeführt wurden, festgestellt, daß die in der Schmähschrift angeführten Punkte reine Verleumdung und lügnerische Erfindungen sind. Während der Untersuchungsausschuß die Achtung gegenüber Seiner Exzellenz dem Herrn Erzbischof bestätigt, bedauert Don Camillo, daß es sich um schnöde und gänzlich unfundierte Behauptungen von unbekannten Individuen handelt. Bürger Don Camillo: Haben Sie noch etwas hinzuzufügen, das geeignet wäre, dem Untersuchungsausschuß bei seinem gegenwärtigen Bemühen, Gerechtigkeit walten zu lassen, zu helfen?»
«Ja», antwortete Don Camillo. «Der Bürger Don Camillo ist gerne geneigt, dem zu verzeihen, der diesen eher dummen als verbrecherischen Akt zuwege gebracht hat, und er dankt dem Untersuchungsausschuß des Volkskomitees für seine Bemühungen im Interesse der Gerechtigkeit.»
«Amen», sagte der Smilzo laut, der die famose Schmähschrift selber in der Stadt hatte drucken lassen und sie dann persönlich an die Wände und Mauern heftete.
Um die Sache auszugleichen, war es nun ebenfalls er, der den Beschluß der Untersuchungskommission drucken ließ und ihn ebenfalls eigenhändig anschlug.
Das letzte Plakat wollte er an der Tür des Pfarrhauses befestigen, und Don Camillo, der wie gewohnt auf dem Bänklein saß und seine halbe Toscana rauchte, ließ ihn gewähren. Dann, als der Smilzo fertig war, stellte er sich vor das Plakat und las.
«Du solltest dir auch eines auf dein Gewissen nageln», forderte er den Smilzo auf.
«Euch etwas Gutes zu tun, ist reine
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