...und Don Camillo mittendrin...
Marcello und widmete jeder Ortschaft zwei Tage. Dienstags und freitags arbeitete er in Peppones Dorf. Er fuhr mit dem Fahrrad, begleitet von einem jüngeren Kollegen, einem gewissen Tarpi . Der half ihm, wenn es viel zu tun gab, und vertrat ihn, wenn Marcotti verhindert war.
Dieser Tarpi war von fixen politischen Ideen besessen und war einer von denen, die auf die deutsche Geheimwaffe schwörten , auch noch 1944. Man mußte aufpassen, was man sagte, denn Tarpi stellte sich sofort mit aller Macht gegen Defätisten, Aufmucker und ähnliche Leute.
Als der berühmte Juli 1943 kam, betrat Peppone die Zahnarztpraxis, packte Tarpi und Marcotti an der Kra-watte , ging mit ihnen auf die Straße und schickte sie mit einigen Fußtritten in den Hintern nach Hause.
Als nach dem 8. September die Ereignisse ihren Lauf nahmen, brauchte Peppone, der sich sehr verausgabt hatte, eine kleine Luftveränderung, und die zwei Zahnärzte kehrten zurück und nahmen ihre Arbeit wieder auf.
Marcotti war die Geschichte sicher nicht gut bekommen, aber er war nicht streitsüchtig und versuchte so wenig wie möglich über die Fußtritte, die er im Juli eingesteckt hatte, zu reden. Tarpi dagegen schäumte vor Wut.
Schließlich wurde das Klima wieder schlechter. Ende 1945 ging es mit der Zahnarztpraxis zu Ende, und die zwei Zahnärzte verschwanden auch aus den anderen Ortschaften.
Und nun bemerkte Peppone plötzlich, daß er in die Hände eines der berüchtigtsten Zahnärzte gefallen war, dem jüngeren und nachtragenderen Tarpi .
«Wenn jetzt auch noch der andere auftaucht, dann gute Nacht!»
Tarpi trat näher und untersuchte aufmerksam Peppo-nes Zahn.
«Nicht der Rede wert», sagte er. «Es ist nur eine beginnende Karies. Wir werden das Loch reinigen und dann plombieren. So können wir den Zahn retten. Zähne sind kostbar.»
Peppone sah, wie der Zahnarzt an seinen glänzenden Werkzeugen hantierte; er sah, wie er sich mit dem Bohrer in der Hand näherte, und er hörte das Motörchen des Bohrers summen.
«Keine Angst», beruhigte ihn der Zahnarzt, als er ihm den Mund öffnete und die erforderliche Lichtstärke einstellte. «Es ist nur oberflächlich.»
Peppone hätte aufstehen und sich mit nur zwei Fingern den Zahnarzt vom Leib halten können. Aber er fühlte sich am Stuhl festgenagelt. Er fand nicht einmal Kraft, zu reden. Er spürte, wie die Spitze des Bohrers den Zahn annagte. Er begann zu schwitzen, und sein Herz schlug mit langsamen, schweren Schlägen.
«Und wie geht es im Dorf?» fragte der Zahnarzt mit gewollt gleichgültiger Stimme.
Peppone konnte nicht antworten, weil der Bohrer ihm den Zahn aushöhlte, und Tarpi nahm die Gelegenheit wahr.
«Und die Genossen, wie funktionieren sie?» fragte er.
Peppone dachte mit Schrecken, daß der Bohrer bald den Zahn durchlöchert haben würde und ihm dann in den Kiefer eindringen müßte. Er versuchte den Kopf zurückzuziehen, aber der Kopf war blockiert. Der Zahnarzt stellte den Bohrer ab und richtete sich auf.
«Ich sehe, daß es etwas weh tut», sagte er. «Ich wechsle die Spitze aus.»
Peppone wischte sich den Schweiß weg. Aber schon beugte sich der Zahnarzt wieder über ihn, und der Bohrer begann wieder zu summen. Die Spitze nagte am Zahn.
«Ich habe gelesen», sagte der Zahnarzt, «daß es während der vorgestrigen Kundgebung im Dorf Zwischenfälle gegeben hat. Es scheint, daß die Genossen viel zu tun hatten.»
Der Zahnarzt stellte den Bohrer ab, streckte sich und schaute Peppone an. Er wartete auf eine Antwort. Da Peppone so belämmert dasaß und düster auf den elektrischen Bohrer starrte, hob Tarpi die Schultern und versuchte versöhnlich zu sein.
«Nun, verständlich, Herr Doktor, ab und zu machen diese Burschen eine Dummheit. Jeder macht einmal eine Dummheit.»
Der Zahnarzt lächelte leicht. Dann bückte er sich wieder, und die Spitze des Bohrers drückte erneut auf Peppones Zahn. Wenigstens Peppone schien es, als drücke die Spitze verflucht stark.
«Die Burschen dürfen keine Dummheiten machen», sagte Tarpi . «Die reaktionäre Presse nützt das aus, und das schadet der Partei. Man muß den Burschen erklären, daß sie nicht improvisieren dürfen. Mögen die Bürgerlichen ruhig improvisieren. Wir müssen immer überlegt handeln. Die Partei ist eine perfekte Maschinerie, zusammengefügt aus hunderttausend Getrieben. Gerät eines davon aus dem Takt, geraten alle aus dem Takt und die Maschine nimmt Schaden.»
Der Zahnarzt erhob sich, versorgte den Bohrer und
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