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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Erwin?«, wiederholte der Mann, als er seine vier Buchstaben geparkt hatte.
    »Es tut mir sehr Leid, aber Herr Lindemann ist tatsächlich tot. Er ist ermordet worden.«
    Lackner machte große Augen. »Ermordet? Der Erwin? Nee, dat kann nich sein.«
    »Doch«, meinte Hofmann. »Sie waren mit Herrn Lindemann befreundet?«
    »Aber der Erwin … dat war der Einzigste, mit dem ich mich ma unterhalten konnte. Nee, der kann doch nich tot sein?«, stammelte Lackner verzweifelt. »Sagen Se, dat dat nich wahr is. Wieso hat den denn einer umgebracht?«
    »Im Moment haben wir nicht die geringste Ahnung«, gab Hofmann zu.
    »Haben se den erschossen?«, drängelte Lackner weiter. »Oder wie ist das passiert?«
    »Genau wissen wir das auch noch nicht«, schwindelte Hofmann mit Engelsgeduld. »Den endgültigen Obduktionsbericht bekommen wir erst noch.«
    »Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?«, fragte Katharina sanft. »Oder etwas anderes zu trinken?«
    Der Obdachlose sah auf. So freundlich war er in seiner bisherigen Karriere wohl noch nie von Polizisten behandelt worden. »Kaffee wär gut«, schniefte er.
    Thalbach gab Hofmann einen Wink. Mit angelegten Nasenflügeln drückte der sich an ihrem Besucher vorbei und gönnte Lackner einen der Plastikbecher, die für absolute Notfälle neben dem Waschbecken gelagert wurden. Als das dampfende Getränk vor seiner Nase stand, nahm Lackner den Becher in beide Hände und schnüffelte.
    »Echter Bohnenkaffee. Wissen Se, den krieg ich nich allzu oft.«
    »Jetzt erzählen Sie mal der Reihe nach«, bat Katharina, wobei sie sich so weit wie möglich auf den Schreibtisch lehnte, damit Hofmanns Rauchschwaden sie erreichten. Zum ersten Mal seit ihrem Dienstantritt in Bochum war sie heilfroh, dass er das Büro mit seinem nach getrockneten Schweißfüßen duftenden Tabak verpestete.
    »Wat wollen Se denn wissen?«, fragte Lackner zwischen zwei kleinen Schlucken zurück.
    »Nun, wie lange kannten Sie Herrn Lindemann? Wir haben in den letzten Tagen nicht viel über Ihren Freund in Erfahrung bringen können.«
    Der Berber kramte ein Taschentuch aus der Manteltasche, mit dem Hofmann noch nicht mal die Felgen seines Golfs poliert hätte. Nach einem ohrenbetäubenden Tröten wischte sich Lackner mit dem Lappen über die rot geränderten Augen.
    »Ein richtiger Kumpel war der Erwin«, begann er danach wehmütig. »Dat war der Einzigste, der nie versucht hat, mich zu bescheißen. Wissen Se, auf der Straße is sich jeder selbst der Nächste. Nehmen mit, wat se kriegen können. Bei den Erwin konnte ich mich verlassen, wenn ich neben dem gepennt hab, warn am nächsten Morgen noch alle meine Brocken da. Der hat nich geklaut.«
    »Demnach kannten Sie sich schon länger?«, hakte Hofmann nach.
    »Klar doch. Der Erwin und ich, wir machen schon seit Jahren zusammen Platte. Mit die andern, da ham wa nix am Hut gehabt, die warn imma nur auf Schnorren aus. Kaum hasse die ma gesehn, ham die einen schon wegen Tabak oder Sprit angehaun. Aber dat die selber ma wat rausrücken, dat gibbet nich.«
    »Und wann haben Sie Herrn Lindemann das letzte Mal gesehen?«, fragte Katharina.
    »Dat letzte Ma? Warten Se, dat muss so am Donnerstag gewesen sein. Richtig, da sind wa zusammen auffen Schlachthof. Ab und zu ham wa da fürn paar Mark die Behälters sauber gemacht, da, wo die dat Fleisch drin lagern, wenn se die Viecher schlachten. Is ’ne Scheißarbeit, kann ich Ihnen sagen, aber bringt ’n guten Zwanni. Dann ham wa uns aufs Ohr gehaun.«
    »Und nach Donnerstag nicht mehr?«, fragte Katharina enttäuscht.
    »Ich hab nich mehr mit ihm gesprochen, nee. Gesehen hab ich den Erwin nur noch ma von weitem.«
    »Nur gesehen?«, zweifelte Hofmann.
    »Ja, am Freitag war dat. Eigentlich warn wir ja verabredet, am Elli, da wo wir immer schlafen. Ich hatte mir ’n bisschen was zusammengebettelt, dat mach ich immer, wenn der Erwin nich dabei is. Der konnte dat nämlich nich ab, dat Betteln. Und wie ich so am Kuhhirten die Treppe runterkomm, seh ich, wie der Erwin in so ’n Auto klettert.«
    Elektrisiert fuhr Katharina auf. »Herr Lindemann ist in ein Auto gestiegen? Wissen Sie das ganz genau?«
    »Ich bin doch nich bekloppt«, entfuhr es Lackner. »Ich hab noch gerufen: Erwin, wat machst du denn da, hasse im Lotto gewonnen? Aber der hat mich nich gehört, is in den Benz gestiegen und dann is der abgebraust.«
    »Moment«, meinte Hofmann verwirrt. »Herr Lindemann ist gefahren?«
    »Ach wat. Erwin is auf den Rücksitz

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