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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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als meine Alterssicherung gedacht.«
    »Das verstehe ich alles nicht. Weswegen brauchst du meinen Rat? Da in deiner Branche Lug und Trug an der Tagesordnung zu sein scheinen, dreh den Spieß doch einfach um. Verlange einfach einen dickeres Stück vom Kuchen. Offensichtlich geht es dir doch nur um das Geld.«
    »Nein«, wehrte Burgert gedehnt ab. »Es geht noch um etwas anderes: Ich habe Angst.«
    »Bitte? Wovor denn? Etwa vor der Blamage, wenn herauskommt, dass der ehemalige Staatssekretär gegen die Gesetze des Staates verstoßen hat, der ihn jahrelang fürstlich entlohnt hat?«
    »Spar dir deinen Sarkasmus. Denk an das Mikrofon in meinem Büro. Heinrich, da geht es um Summen in zweistelliger Millionenhöhe, für die du dir eine Luxuskirche mit goldenem Altar bauen könntest. Wenn irgendjemand der Meinung ist, ich stünde seinen Plänen im Wege, könnte es mir an den Kragen gehen.«
    Der Priester schüttelte abwehrend seine Wurstfinger. »Meinst du nicht, dass du jetzt übertreibst?«, fragte er dann.
    »Nein«, stöhnte Burgert. »Heute Morgen hat mir mein eigener Sohn gedroht, ich solle ihm nicht in die Quere kommen.«
    »Olaf? Nach allem, was du für ihn getan hast? Lächerlich.«
    »Überhaupt nicht. Dem traue ich alles zu.«
    »Abgründe! Und du steckst mittendrin! Willst du wirklich einen Rat von mir? Zieh dich zurück. Verzichte auf das Geld. Ich glaube kaum, dass du verhungern musst. Auch angesichts dessen, dass du selbst ein Verbrecher bist und Kriegswaffen verkauft hast, solltest du mit dem zufrieden sein, was du hast.«
    »Vielen Dank für dein Verständnis«, höhnte der Ältere. »Darf ich dich trotzdem um einen Gefallen bitten? Kann ich dir eine Kopie von den Unterlagen geben? Bei dir vermutet bestimmt niemand das Material.«
    »Und zu welchem Zweck? Damit du deinen eigenen Sohn und deinen ehemaligen Kompagnon erpressen kannst?«
    »Nein«, meinte Burgert. »Ausschließlich zu meiner eigenen Sicherheit, quasi als Rückversicherung.«
    »Hast du die Unterlagen dabei?«, signalisierte der Priester widerwillig Einverständnis.
    »Natürlich nicht, die habe ich gestern Morgen sofort in einem Schließfach deponiert. Hast du morgen Abend Zeit?«
    »Meinetwegen. Zwar findet um acht die Chorprobe statt, aber die ist meistens um zehn beendet.«
    »Gut«, nickte Burgert. »Dann komm ich um zehn vorbei.«
    Er vernichtete den Cognac und knöpfte sein Jackett zu, während sich sein Bruder schwerfällig aus dem Sessel pellte.
    »Und zu niemandem ein Wort, hörst du?«
    Der Priester hob empört die Hände nach oben. »Du musst mich nicht an meine Schweigepflicht erinnern. Von mir wird niemand etwas erfahren.«
    Burgert nickte seinem Bruder zu und stiefelte zum Ausgang.
    Aufatmend trat er auf den gepflasterten Weg. Es würde höchstens noch ein, zwei Minuten dauern, bevor die Sonne für heute in der Versenkung verschwand. In seinem dünnen Anzug überkam ihn ein leichtes Frösteln. Vielleicht war der Stress für sein Alter doch ein wenig viel.
    Burgert fühlte sich müde, während er den Verkehr beobachtete und auf eine Gelegenheit wartete, sich einzufädeln. Der Benz schnurrte leise los, als der Fahrer das Gaspedal durchdrückte. Missmutig kniff er die Augen zusammen, die Sonne schien ihm direkt in die Pupillen. Mit der rechten Hand fingerte er auf der Ablage zwischen den Vordersitzen herum, aber die Sonnenbrille musste er irgendwo anders deponiert haben.
    Auf der Straße war nicht mehr sonderlich viel los, vor ihm tuckerte lediglich eine vom Rost bereits reichlich angenagte Ente, hinter ihm befand sich eine dicke Limousine. Doch als Burgert genauer in den Rückspiegel sah und den Wagen erkannte, lief es ihm eiskalt über den Rücken.
    Verdammt, er hatte Recht gehabt. Er gab etwas mehr Gas, die Limousine hinter ihm beschleunigte ebenfalls. Kein Zweifel, er wurde verfolgt.
    , Unruhig rutschte er auf seinem Sitz von einer Backe auf die andere. Als die Ente vor ihm endlich in eine Seitenstraße einbog, drückte er das Gaspedal voll durch. Der Benz zuckte kurz und beschleunigte kraftvoll. Endlich wurde der Abstand zu dem anderen Wagen größer.
    Triumphierend heftete Burgert seinen Blick in den Rückspiegel. Tatsächlich, der andere blieb zurück, jetzt bremste er sogar ab und zog in eine Schleife, um zu wenden.
    Aufatmend schnaufte Burgert durch und entspannte sich. Doch als er wieder nach vorne sah, fuhr ihm der nächste Schock in die Knochen. Die Kreuzung an der Königsallee war direkt vor ihm. Und die Ampel stand auf

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