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und ein Geist aus alten Zeiten

und ein Geist aus alten Zeiten

Titel: und ein Geist aus alten Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheridan Winn
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Flame schließlich füllte einen Krug mit Wasser am Wasserhahn.
    Dann setzten sich alle zum Essen und Mum verteilte die Köstlichkeiten auf die Teller. Flora flüsterte ihrer großen Schwester zu, was mit den Kürbisaugen passiert war. Flame guckte verblüfft.
    »Es ist jetzt vorbei«, flüsterte Flora.
    Dad drehte sich zur Anrichte um und sagte: »Ich hatte angenommen, ihr zündet die Kürbisse heute Abend an, Mädchen?!«
    Die vier Schwestern erstarrten.
    »Wir wollten nicht, dass sie schon vor der Party verschrumpeln«, sagte Marina mit einem angestrengten Lächeln.
    Einen Moment später war Dad schon von seinem Essen abgelenkt. »Himmlischer Auflauf, Ottalie«, sagte er und aß mit sichtlichem Genuss.
    Mum und Dad tauschten über den Tisch hinweg einen Blick. Die Türen und Fenster waren den ganzen Tag geschlossen geblieben, und sie hatten entschieden, Stillschweigen über den morgendlichen Schrecken zu bewahren.
    Die Schwestern wiederum behielten die Sache mit den Kürbisaugen für sich. Alle genossen das Abendessen.
    Flame sah sich in der Küche um. Ich frage mich, wo Margaret gerade ist, dachte sie. Sie ist irgendwo hier im Haus …
    Da jedoch alles friedlich blieb, vergaßen die Schwestern den Vorfall mit den Kürbissen eine Weile.
    Nachdem sie den Hauptgang beendet hatten, forderte Dad sie ein zweites Mal auf: »Kommt, Mädchen, zündet eure Kürbisse an! Ich würde so gerne sehen, wie sie leuchten. Sie werden von ein paar Minuten schon nicht verschrumpeln.«
    »Ja, ich würde es auch gerne sehen«, sagte Mum. »Da drüben sind Streichhölzer.«
    Die Schwestern sahen sich an. Was sollten sie tun?
    Marina stand auf. »Einverstanden«, sagte sie gepresst. Sie nahm die Kürbisdeckel einen nach dem anderen ab und zündete die Teelichter an.
    »Mach mal das Licht aus, Marina«, forderte Mum sie auf.
    Marina zögerte, dann tat sie ihrer Mutter den Gefallen.
    Die orangefarbenen Gesichter leuchteten in der Dunkelheit. Die vier Schwestern hielten den Atem an, aber die Augen bewegten sich nicht.
    »Wow, die sind ja unglaublich!«, sagte Dad. »Was für unheimliche Fratzen!«
    »Ja«, sagte Mum lächelnd. »Das habt ihr toll gemacht, Mädchen.«
    Marinas Erleichterung war riesengroß. Sie schaltete das Licht wieder ein und sagte: »So, das war’s für heute!« Und sie blies die Teelichter aus.
    Dad lachte. »Das war aber kurz!«
    Einen Moment später stand Mum auf, um den Pudding zu holen, während Flame und Flora die Teller und Platten einsammelten. Dad beugte sich herunter, um Archie zu streicheln, der an seinen Füßen schnüffelte.
    »Hallo, kleiner Freund«, sagte er.
     
    Sobald nach dem Abendessen der Tisch abgeräumt war, ging Flame wieder in ihr Zimmer. Sie saß in ihrem Bett, unter der leuchtend roten Bettdecke, um sich warm zu halten, und war schon bald in Gedanken vertieft. Vor ihr lagen ein Notizbuch und ein Stift. Daneben ruhten, fein säuberlich gestapelt, Dutzende Schwarzweißfotografien. Und in dem Kästchen, das Dad ihr gegeben hatte, befanden sich viele weitere, die sie sich noch ansehen wollte.
    Flame liebte das Wissen um historische Zusammenhänge. Während sie die Fotos betrachtete, sah sie die Schicksale der Menschen dahinter – Geschichten von Liebe, Erfolg, Scheitern, Hoffnung und Freundschaft. Für Flame waren diese Bilder mit verträumt wirkenden Kindern, streng blickenden, bärtigen Männern und wunderhübschen Frauen in Kleidern, die bis zum Hals hochgeknöpft waren, nicht einfach nur alte Bilder. Sie waren ihre Familie. Sie waren ein Teil von ihr.
    Sie haben ihr Leben gelebt, so wie wir jetzt unseres, dachte sie. Sie waren glücklich und traurig, genau wie wir. Sie haben gelitten, geweint und hart gearbeitet – und sie hatten Träume, wie wir Träume haben. Und einige dieser Menschen haben auf Cantrip Towers gelebt. Ihre Kinder haben im Garten gespielt. Und einer von ihnen, dachte sie, während sie eine Fotografie von George Cantrip in seiner Soldatenuniform ansah, zog in den Krieg und kam nicht zurück.
    Sie legte das Foto auf die Bettdecke, auf den George-Stapel. Dann stützte sie das Kinn in die Hand und betrachtete den Stapel mit Sidneys Bildern. Einen Augenblick später griff sie in die Kiste und zog eine weitere Fotografie heraus, diesmal eine ziemlich kleine. Darauf war ein blondes Mädchen von etwa fünfzehn Jahren zu sehen, das neben zwei Jungen stand. Der eine war in ihrem Alter, der andere etwas älter.
    Einen der beiden Jungen musste George Cantrip sein. Der andere schien

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