Und eines Tages kommt das Glück
Blödmann«, erklärte sie ihrem Vater. »Er führt sich auf wie der Schlossherr persönlich, und Veronica tut nichts, um ihn in die Schranken zu weisen.«
»Ich würde ihn teeren und federn, wenn er jetzt hier wäre«, schimpfte Dermot. »Wie kann er es wagen, so mit dir zu reden?«
»Dad, so hat er immer mit mir geredet«, erwiderte Romy.
»Mir war nicht bewusst, dass es so schlimm war.«
»Oh doch, das war es«, versicherte Romy ihm. »Und Kathryn war nicht viel besser.«
»Da kann ich dir nicht ganz recht geben«, widersprach Dermot. »Kathryn ist ein liebes Mädchen.«
»Wenn sie Lust dazu hat.«
»Du bist sehr verbittert«, bemerkte Dermot.
»Eigentlich nicht«, meinte Romy. »Nur realistisch.«
»Vielleicht ein wenig hart«, korrigierte Dermot. »Na ja, vielleicht entwickelt sich Erin ja zu der Schwester, die du nie hattest.«
»Dad!« Romy lachte. »Erin ist wie eine … eine Nichte für mich. Ich kann mir nicht vorstellen, in ihr eine Schwester zu sehen. Außerdem kenne ich sie kaum.«
»Du könntest sie besser kennenlernen«, entgegnete ihr Vater. »Sie ist ein liebes kleines Mädchen.« Sein Blick wurde weich. »Ich habe zuvor nie begriffen, wie es ist, für ein Baby da zu sein. Es tut mir leid, dass ich das bei dir versäumt habe, Romy.«
Romy musste schlucken.
»Aber ich habe Larissa versprochen, so oft wie möglich zu Hause zu sein.«
»Schön für dich«, antwortete Romy trocken.
»Ich war noch zu jung, als ich Veronica geheiratet habe«, sagte Dermot.
»Du warst nur ein paar Monate älter, als ich jetzt bin«, erinnerte Romy ihn.
»Na ja, aber du hast doch wohl nicht vor, jetzt schon sesshaft zu werden, oder? Ich war auf jeden Fall zu jung.«
Romy nickte bedächtig.
»Es tut mir leid, dass es nicht gehalten hat«, erklärte er. »Aber wenigstens haben wir eine anständige Trennung hingekriegt.«
»Anständig!« Romys Gabel fiel klirrend auf den Teller. »Anständig! Eure Auseinandersetzungen waren legendär. Ich habe mich immer in mein Zimmer verkrochen, wenn ihr aufeinander losgegangen seid.«
»So ein Unsinn.«
»Entschuldige bitte, aber das ist kein Unsinn. Ihr habt euch schreckliche Dinge an den Kopf geworfen, und ich habe jede Sekunde darunter gelitten. Von Anstand konnte da keine Rede sein.«
»Romy, wir haben uns immerhin auf ein gemeinsames Sorgerecht für dich geeinigt und uns in deiner Gegenwart nie beschimpft.«
»Zu dem Zeitpunkt war das auch nicht mehr nötig«, antwortete sie. »Eure Argumente kannte ich nämlich schon alle.«
Das darauffolgende peinliche Schweigen wurde nur von Erins fröhlichem Geplapper unterbrochen, die sich mit den Comicfiguren im Fernsehen unterhielt.
»Tut mir leid«, entschuldigte Romy sich. »Ich will nicht mit dir streiten, Dad. Gott weiß, in der letzten Zeit habe ich mit der halben Familie gestritten! Jetzt muss ich mich nicht auch noch mit dir zanken. Aber du solltest wissen, dass die Zeit, als du mit Veronica verheiratet warst, für mich nicht einfach war, und die Zeit danach auch nicht. Und wenn du das anders siehst, dann lügst du dir in die eigene Tasche.«
»Sie hat immer beteuert, dass es dir gut geht. Und du hast mir das auch bestätigt.«
»Was hätte ich denn sonst sagen sollen?«, fragte Romy. »Dass ich untröstlich bin, weil mein Vater lieber allein lebt als mit mir und mit meiner Mutter zusammen?«
Wieder senkte sich Schweigen über sie.
»Ich habe es dir schon mehrmals gesagt«, erklärte Dermot schließlich, »Veronica und ich haben nicht zusammengepasst.«
»Und ich habe dir immer wieder darauf geantwortet, dass du es
immerhin vierzehn Jahre lang mit ihr ausgehalten hast, und es ist auch nicht so, dass ich gewollt hätte, dass ihr meinetwegen zusammenbleibt, aber jetzt sehe ich, dass du für Larissa und Erin all das tust, was du für mich und Mam nicht hast tun wollen, und deshalb ist es ein bisschen schwierig für mich, mich damit anzufreunden, dass du hier einen auf glückliche Familie machst, während sich für mich nicht das Geringste geändert hat!«
Dermot starrte sie fassungslos an.
»Ja, bist du denn nicht glücklich?«, fragte er. »Ich habe immer gedacht, dir gefällt, was du tust. Ich dachte, du würdest gern reisen und könntest es gar nicht erwarten, nach Australien zurückzukehren.«
»Natürlich gefällt mir, was ich tue, aber das ist ein völlig anderes Thema.« Romy spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. »Das hat nichts damit zu tun, dass ich mir wünsche, meine Mam und mein
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