Und eines Tages kommt das Glück
wieder
unnötig aufgeregt. Zum Glück war er fast völlig von der Schönheit abgelenkt, die neben ihm saß und ihnen allen als Ayesha vorgestellt worden war. Auch sie arbeitete für das Elektronikunternehmen.
Die Firma ging bei der Preisverleihung leider leer aus. Kathryn sah kurz die Enttäuschung auf dem Gesicht des Vorstandschefs aufblitzen, ehe diese rasch von einem Ausdruck der Gleichgültigkeit verdrängt wurde. Auch Alan war enttäuscht. Kathryn bemerkte, wie er die Augen zusammenkniff und die Stirn runzelte. Sofort bestellte er zur Ablenkung eine neue Flasche Champagner, und bald prosteten alle einander zu und machten sich lustig über diesen Preisverleihungsunfug.
Kathryn war ein wenig unsicher auf den Beinen, als sie aufstand, um zur Toilette zu gehen – sie hatte nicht viel gegessen und dann drei Gläser Champagner getrunken. Sie sperrte sich in eine der Kabinen, schloss für ein paar Minuten die Augen und wünschte sich, sie hätte den Champagner nicht getrunken. Sie hatte sich die ganze Woche über bemüht, keinen Alkohol zu trinken, denn wenn ihre Ehe funktionieren sollte, dann würde sich nicht nur Alan ändern müssen (und er hatte versprochen, dass er es tun würde), sondern auch sie. Wenn es ihr nicht gelang, ein Glas Wein zu genießen, ohne sofort mehr davon haben zu wollen, dann war es wohl höchste Zeit, ganz auf Alkohol zu verzichten.
Manchmal fragte Kathryn sich, ob sie inzwischen zur Alkoholikerin geworden war. Sie glaubte es zwar nicht, aber die Tatsache, dass der Alkohol in ihrem Leben eine immer größere Rolle spielte, machte ihr zunehmend Sorge. Gespielt hatte, dachte sie, als sie aufstand und die Toilettenspülung betätigte. Vielleicht war dies auch Teil ihres Problems gewesen. Aber sie hatte sich geschworen, dass sie sich nicht mehr in den Alkohol flüchten würde, um das alles besser ertragen zu können. Heute Abend war sie ein wenig nachlässig gewesen, aber die Woche über war ihr nicht ein Tropfen Alkohol über die Lippen gekommen. Und von jetzt an würde sie nur noch Wasser trinken.
Es war schon spät, als sie nach Hause kamen. Kathryn war ihrem Entschluss treu geblieben, keinen Alkohol mehr zu trinken, sodass sie nicht halb so müde war, wie sie es normalerweise gewesen wäre. Dafür ging es Alan schlechter als sonst. Nach dem Champagner hatten er und der Vorstandschef noch zusammen eine Flasche Jim Beam geleert, um ihre Enttäuschung zu ertränken. Kathryn war immer wieder überrascht, wie gut Alan Alkohol vertrug, aber heute Abend war er geradewegs ins Schlafzimmer gegangen und dort, voll angezogen, auf das große Bett gefallen. Sie hoffte, dass er gleich einschlafen würde. Seine Verbitterung über den entgangenen Preis für seinen Kunden war schließlich doch zutage getreten, und er war die ganze Heimfahrt über äußerst gereizt gewesen. Wenn er jetzt einschlief, wäre er morgen darüber hinweg.
Kathryn ging in die Küche und machte sich eine Tasse Kaffee. Wahrscheinlich keine gute Idee um diese Uhrzeit, aber sie nahm die Tasse mit hinaus auf den Balkon und trank sie dort, während sie den Geräuschen der Stadt lauschte. Nachts fühlte sie sich in New York mehr als zu jeder anderen Tageszeit zu Hause. Ihr gefiel die Vorstellung, dass um drei Uhr morgens noch Menschen unterwegs waren und miteinander redeten und dass es trotz der vorgerückten Stunde noch ein vielfältiges Unterhaltungsangebot gab. Sie zündete sich eine Zigarette an und rauchte sie genüsslich. Noch ein Laster, das sie aufzugeben versprochen hatte. Alan mochte es nicht, wenn ihr Atem nach Zigaretten roch. Das überraschte sie nicht, sie mochte es selbst nicht, aber momentan empfand sie das Rauchen als beruhigend.
Kathryn leerte ihre Kaffeetasse, drückte die Zigarette aus und ging wieder hinein. Sie stellte die Tasse in die Spülmaschine und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer. Dabei fiel ihr das blinkende Licht des Anrufbeantworters auf.
»Hallo, Kathryn.« Es war Romys Stimme. »Hier das neueste ärztliche Bulletin aus der Krankenstation in Rathfarnham. Mam ist mal wieder für ein paar Tage im Krankenhaus – Verdacht auf
Nierensteine. Irgendetwas ist doch immer! Ruf mich an, wenn du mehr Info brauchst. Darragh hat erwähnt, dass du eventuell kommen willst. Gib mir Bescheid, falls sich deine Pläne konkretisieren. Danke. Tschüss.«
Kathryn konnte im Augenblick unmöglich nach Irland fliegen. Alan würde darin nur eine Provokation sehen, vielleicht sogar eine Drohung. Außerdem kam
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