Und eines Tages kommt das Glück
wollte. Es sollte nur eine kleine Hochzeit werden, aber perfekt bis ins Detail. Kathryn war überrascht gewesen, wie viel Alan daran lag, dass jede Kleinigkeit stimmte, und ebenso hatte es sie verwundert, wie sehr er bei der Organisation mitmischte – zumindest war er es, der die Hochzeitsplanerin engagierte. Aber es wurde dann tatsächlich der schönste Tag in ihrem Leben.
Veronica war fasziniert gewesen von der Atmosphäre, dem Glamour und der distanzierten Eleganz dieser Stadt, und Kathryns neues Aussehen und ihr schneeweißes Hochzeitskleid von Charo Peres hatten ihr fast den Atem verschlagen. »Ich habe immer gewusst, dass du umwerfend aussehen kannst«, hatte sie gesagt, als sie Kathryn in ihrer Aufmachung sah. »Ich habe es immer gewusst, und es hat mir fast das Herz gebrochen, dass du das nicht
selbst begriffen hast. Aber jetzt siehst du absolut fantastisch aus, und ich bin sehr stolz auf dich.«
Auch Darragh und Giselle waren sehr beeindruckt gewesen. Wenigstens dieses eine Mal hatte Giselle nicht ein Wort darüber verloren, dass man irgendetwas hätte besser machen können, oder einen spitzen Kommentar über Kathryns äußere Erscheinung abgegeben, da es nichts gab, was sie hätte kritisieren können. Als sich Kathryn Wochen später ein Foto ansah, auf dem sie beide nebeneinanderstanden, sonnte sie sich selbstzufrieden in dem Wissen, dass sie wenigstens dieses eine Mal ihre Schwägerin übertrumpft hatte. Und ein Blick auf das Gruppenbild mit der ganzen Familie zeigte ihr, dass sie auch alle anderen in den Schatten gestellt hatte.
Romy war nicht auf ihrer Hochzeit gewesen. Auch Dermot nicht. Kathryn hätte Dermot gern eingeladen, aber das hatte sich als problematisch erwiesen. Als sie vorsichtig eine Andeutung in die Richtung gemacht hatte, ob er sie nicht als Brautvater dem Bräutigam übergeben sollte, hatte Veronica ihr wortlos zu verstehen gegeben, dass sie nicht sonderlich glücklich über diesen Vorschlag war. Kathryn hätte befürchten müssen, dass ihre Hochzeit in einem kompletten Fiasko endete, wenn sich die Fraktion der Dolans und die der Kilkennys gegenüberstünden, und das wollte sie unbedingt vermeiden. Deshalb hatte sie Dermot angerufen, ihm erzählt, dass sie heiraten würde – und zwar in New York – und dass natürlich auch Veronica käme. Mehr hatte sie nicht zu sagen brauchen, denn Dermot hatte nur gelacht und gemeint, dass er dort dann wohl überflüssig sei. Kathryn hatte nicht gewagt, dies laut auszusprechen, aber Dermot hatte sie getröstet, dass sie sich deswegen keine grauen Haare wachsen lassen solle. Es sei schließlich nur ein Tag in ihrem Leben, und er sei sicher, dass er sie wiedersehen würde, wenn sie das nächste Mal nach Irland käme.
In der nächsten Zeit war das allerdings nicht sehr wahrscheinlich. Sie hatte keine Pläne, so schnell wieder nach Hause zu kommen,
und selbst wenn, erschien ihr die Vorstellung, Dermot zu besuchen, ein wenig abwegig. Kathryn war sich nicht im Geringsten darüber im Klaren, was sie für Dermot, den sie als kleines Mädchen geliebt und der ihre Zuneigung erwidert hatte, eigentlich empfand. Sogar als sie erfahren hatte, dass er nicht ihr leiblicher Vater war, hatte das ihrer Liebe keinen Abbruch getan, auch wenn sie ahnte, dass sich seitdem etwas in ihr verändert hatte. Veronica hatte ihr damals alles über Tom und die Firma Dolan Component Manufacturers erzählt, die sie, Darragh und Kathryn geerbt hatten. Daraufhin hatte sich alles verändert. Als die Ehe von Dermot und Veronica dann scheiterte und es darum ging, Partei zu ergreifen, hatte Kathryn sich auf die Seite ihrer Mutter geschlagen, auch wenn sie und Dermot sich in der Vergangenheit oft gegen sie verbündet hatten. Wie oft hatten sie sie damit aufgezogen, dass sie wieder einmal Stunden vor dem Spiegel verbrachte, sich sklavisch an ihre Diät hielt oder nicht die geringste Ahnung vom Nahostkonflikt hatte. (Wie war das möglich, hatte Kathryn sich oft gefragt, wo doch Dermot sozusagen mittendrin steckte?) Damals hatte sie sich weitaus mehr mit Dermot als mit Veronica verbunden gefühlt, aber letztendlich war Veronica ihre Mutter, und Dermot war nur jemand, der nett zu ihr war und sie mochte, aber verwandt war er schließlich nicht mit ihr.
Es ist alles nicht so einfach, dachte Kathryn, während die Limousine sich ihren Weg durch die belebten Straßen bahnte. Woher soll man wissen, wie man mit seiner eigenen Familie umzugehen hat? Vor allem, wenn man nicht weiß, wer
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