Und eines Tages kommt das Glück
»Du hast mich vielleicht zu Tode erschreckt! Ich habe dich für einen Einbrecher gehalten. Oder Schlimmeres.«
»Tut mir leid«, sagte Kathryn. »Ich war nicht sicher, ob du hier schläfst oder bei Dermot, während Mam im Krankenhaus ist.
Deshalb habe ich einfach aufgesperrt. Und dann konnte ich mich plötzlich nicht mehr an den Code für die Alarmanlage erinnern. Zu Hause ist das alles anders. Als du dann nicht sofort heruntergekommen bist, nachdem der Alarm wieder aufgehört hat, habe ich natürlich angenommen, dass du bei Dermot bist.«
»Nein!«, erwiderte Romy schnaubend. »Ich war in meinem Schlafzimmer, starr vor Angst, und habe mir vorgestellt, wie Horden von Einbrechern gerade hier unten im Haus randalieren!«
»Es tut mir leid«, wiederholte Kathryn.
»Warum hast du mir nicht Bescheid gegeben, dass du kommst?«, fragte Romy. »Und wieso ausgerechnet um diese unchristliche Zeit?«
»Ich habe dich nicht angerufen, weil ich nicht sicher war, ob ich wirklich kommen würde. Ich habe dir zwar eine SMS vom Flughafen in Shannon geschickt, aber du hast dich nicht gemeldet. Der Flug hatte Verspätung«, erklärte Kathryn, während sie zusammen in die Küche gingen. »Wir wurden wegen des Sturms nach Shannon umgeleitet. Es geht ziemlich zu da draußen, musst du wissen. Ich wollte eigentlich dort übernachten, aber sie haben einen Bus nach Dublin organisiert, und dann habe ich beschlossen, doch mitzufahren.«
Langsam fand Romys Herzschlag wieder zu seinem normalen Rhythmus zurück. »Du hättest wenigstens klingeln sollen«, sagte sie vorwurfsvoll. »Lieber wäre ich von der Türklingel als von diesem blöden Alarm geweckt worden. Und du hättest dich lautstark bemerkbar machen können, als er wieder ausging – um Entwarnung zu geben.«
»Es tut mir leid«, entschuldigte sich Kathryn nun zum dritten Mal. »Ich war sicher, dass du nicht da bist. Macht der Gewohnheit, schätze ich. Als du noch hier gewohnt hast, warst du auch nur selten da.«
»Mag sein.« Romy zuckte die Schultern. »Aber mein Herz rast noch immer wie verrückt.«
»Ich war gerade dabei, mir einen Tee zu machen«, sagte Kathryn. »Willst du auch einen?« Grinsend sah sie Romy an. »Ich tu auch fünf Löffel Zucker rein, gegen den Schock und so.«
»So groß ist mein Schock auch wieder nicht«, antwortete Romy, seufzte aber erleichtert. »Eine Tasse Tee wäre nicht schlecht, danke.«
Kathryn schenkte ihr eine Tasse ein und reichte sie ihr.
»Na ja, es ist trotzdem schön, dich wiederzusehen«, meinte Romy, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte.
»Wow. Du klingst aber sehr begeistert.«
»Am helllichten Tag – und wenn ich dich nicht für einen Einbrecher hätte halten müssen – würde meine Begeisterung wahrscheinlich größer ausfallen«, erwiderte Romy sarkastisch, und Kathryn musste lachen.
»Ich bin nur froh, dass du mich nicht mit deinem Hockeyschläger vermöbelt hast.«
»In dem Sport war ich schon immer eine Niete«, erinnerte Romy sie. »Ist wahrscheinlich ganz gut so.«
»Viel besser war ich auch nicht«, meinte Kathryn. »Ich fand die Klamotten immer doof. Ich habe beschissen darin ausgesehen.«
»Dafür siehst du jetzt umso besser aus«, stellte Romy fest, obwohl ihr noch im Reden die ersten Zweifel kamen. Kathryn war extrem schlank und strahlte diesen kühlen New Yorker Schick aus: schwarzer Hosenanzug, weiße Bluse mit hohem Kragen und schwarze Schuhe mit Stilettoabsätzen. Das feine, dunkle Haar war zu einem glatten Bob geschnitten, der ihr bis auf die Schultern fiel und ihr leicht längliches Gesicht umrahmte. Kathryn sah elegant und cool aus, aber es schien ihr nicht gut zu gehen. Ihr Gesicht war blass, unter den Augen hatte sie dunkle Schatten, und sie war viel zu dünn.
»Du siehst toll aus«, sagte Kathryn. »So proper und gesund.«
»Ist das was Gutes?«, fragte Romy.
»Ganz bestimmt.«
Vielleicht für jemanden, der schon fast an der Grenze zur Magersucht ist, dachte Romy.
»Willst du länger bleiben?«, fragte sie.
Kathryn zuckte die Schultern. »Ich weiß noch nicht. Ich war beunruhigt, als ich deine Nachricht bekam, und ich wollte sehen, wie es Mam geht.«
Romy brachte sie rasch auf den neuesten Stand, was Veronicas Gesundheitszustand betraf. »Es wundert mich trotzdem, dass du gekommen bist. Ich dachte, du hättest zu viel zu tun, um dir die Zeit dafür zu nehmen«, fügte sie hinzu.
»Jetzt nicht mehr«, erwiderte Kathryn. »Ich habe gerade ein Projekt beendet und kann mir eine Weile
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